CCPY Update 102 - November 1999

CCPY beginnt das neue Jahrtausend mit radikalen Veränderungen


Nach zwei Jahrzehnten Kampagnenarbeit, Unterstützung und Einsatz für die Yanomami, wird die CCPY ihre Arbeitsweise und ihre Strukturen nun radikal verändern. Angesichts eines immer feindlicheren politischen Hintergrundes ist es das Ziel, die zur Verfügung stehenden Mittel effektiver einzusetzen. Traurige Realität ist, daß 500 Jahre nach der Ankunft der Portugiesen einige ihrer Nachkommen noch immer versuchen, traditionell lebende indigene Völker, zu zerstören.

Szenario

In nur wenigen Jahren haben es regionale Verbände mit wirtschaftlichem Interesse für Bergbau, Holzeinschlag und Landwirtschaft in indigenen Gebieten geschafft, sich größeren Einfluß auf der politischen Ebene zu verschaffen. Sie üben wachsenden Druck gegen politische Richtlinien und die Gesetzgebung aus, welche den Schutz der indigenen Bevölkerung berücksichtigen. Im nationalen Kongress gibt es einen relativ großen "Amazonas Block", und die gesetzgebende Versammlungen der Amazonas-Staaten sind dominiert von den Mitgliedern dieser Gruppen. Gleichzeitig haben die wirtschaftlichen Probleme und die steigende Unpopularität des Präsidenten Fernando Henrique Cardoso die Bundesregierung geschwächt.

Im Kongress wirkt sich das so aus, daß ein Gesetz zur Genehmigung von Bergbau-Vorhaben in indigenen Gebieten schnell durchgepeitscht wird, während die Gesetzgebung für Indigene Völker endlos hinausgeschoben wird, welche die in der Verfassung von 1988 vereinbarten Verbesserungen festlegen soll. Vertreter mit rein wirtschaftlichem Interesse an indigenen Gebieten überwiegen in der Parlamentarischen Untersuchungskommission (CPI), die eingesetzt wurde, um die FUNAI zu überwachen. Ein Gesetz zur Einrichtung von indigenen Gesundheitsbezirken, die von NGOs zusammen mit der indigenen Bevölkerung betrieben werden sollen, wurde zwar erlassen, aber es gibt Gegner, die es nicht gerne sehen, wenn NGOs Regierungsgelder erhalten, mit denen sie lebenswichtige Dienste leisten. Es gibt Gerüchte, wonach sich die Industrieländer mit ihren verborgenen geopolitischen Interessen die Reichtümer des Amazonas sichern wollen und dazu NGOs benutzen, die das Entstehen von unabhängigen indigenen "Nationen" unterstützen. Die Existenz von Drogendealern und der Guerilla-Bewegung in Kolumbien werden außerdem als Entschuldigung für die nicht stattfindende Demarkation im Amazonasgebiet herangezogen. Das alles trägt zu einer allgemein feindlichen Stimmung gegen die indigene Bevölkerung bei. Vor allem die Yanomami, deren Gebiet für die regionalen Interessen von besonderer Bedeutung ist, sehen schwierigen Zeiten entgegen.

Die neue CCPY

Die CCPY wurde von der FUNASA (Nationale Gesundheitsstiftung, die offizielle Gesundheitsbehörde der Regierung) dazu aufgefordert, das bereits bestehende Yanomami Gesundheitsprogramm zu erweitern, das bisher über 1000 Indigene betreute. Sie soll nun direkte Verantwortung für 12 Gesundheitsstationen übernehmen und damit über 6000 Indianer ärztlich versorgen, was über 50 % der gesamten Yanomami Bevölkerung in ganz Brasilien ausmacht, die außerdem in einem schwer zugänglichen Gebiet leben. FUNASA und andere NGOs werden in den restlichen Dörfern die Gesundheitsversorgung übernehmen.

Konfrontiert mit der neuen Situation entschied die Generalversammlung des CCPY, daß es das Beste wäre, eine eigene Organisation zu gründen, die sich ausschließlich um das Gesundheitsprogramm kümmern soll. Die Organisation nennt sich URIHI-SAUDE YANOMAMI und wird von Dr. Deise Alves Francisco und Dr. Claudio de Oliviera geführt. Beide haben in den letzten 6 Jahren gemeinsam das Gesundheitsprogramm der CCPY geleitet. Der Schwerpunkt der Arbeit wird nicht nur auf der medizinischen Unterstützung liegen. Geplant ist außerdem, Yanomami zu Gesundheitsbeauftragten auszubilden.

Das im September zwischen FUNASA und URIHI unterzeichnete endgültige Abkommen, konnte erst nach monatelangen Diskussionen und Treffen zwischen all denen, die direkt oder indirekt vom Yanomami Gesundheitsproblem betroffen waren, abgeschlossen werden. Es sieht ein Programm auf den Grundlagen der neuen DSEIs (spezielle indigene Gesundheitsbereiche) vor. Außerdem wird URIHI-Saude Yanomami, neben den momentanen 18 Mitarbeitern von CCPY, SAUDE YANOMAMI noch weitere 70 Mitarbeiter einstellen müssen. FUNASA versicherte, das zehnfache des bisherigen Budgets für das Gesundheitsprojekt zur Verfügung zu stellen.

Offiziell soll das neue, von der FUNASA finanzierte Programm, am 15. Dezember beginnen. Die Entscheidung der Regierungsbehörde, den NGOs die Gesundheitsversorgung zu überlassen, resultiert aus dem Erfolg der CCPY und anderer Organisationen, Krankheitsfälle bei den Yanomami zu verringern. Gleichzeitig spielt das Versagen der offiziellen Gesundheitsdienste eine Rolle. Probleme mit Bürokratie, Korruption und Zahlungsaufschüben führten schließlich in den betreffenden Gegenden zu steigenden Krankheitsraten.

Im Dezember wird außerdem das Büro der CCPY in Sao Paulo geschlossen. Die Arbeit wird nun aufgeteilt zwischen einem neuen Büro in Brasilia, geleitet vom jetzigen Sekretär Fernando Bittencourt, und dem Hauptsitz von Claudia Andujar, der Koordinatorin des neuen "Visibility"-Programmes.

Das Büro in Brasilia wird sich um die Verwaltungs- und Finanzangelegenheiten kümmern und die Koordination der verschiedenen Zweigstellen der CCPY übernehmen. Außerdem wird es für eine regelmäßigere und effektivere politische Vertretung der Yanomami in der Hauptstadt verantwortlich sein. Dies beinhaltet die Begleitung der öffentlichen Politik, welche die Yanomami und ihr Land betrifft, und die Vertretung ihrer kollektiven Rechte vor den entsprechenden Gremien und Ministerien.

Die Präsenz in Brasilia ermöglicht der CCPY Ausschüsse des Kongresses und Behörden, die sich mit den Yanomami beschäftigen, Tag für Tag zu verfolgen und Einfluß auf Botschaften und internationale Organisationen, wie die Weltbank, nehmen zu können. Man will außerdem mit anderen indigenen und pro-indianischen Organisationen in Brasilia in gemeinsamen Kampagnen und Aktionen zur Verteidigung der indigenen Rechte zusammenarbeiten. Das Büro in Brasilia soll außerdem mit der öffentlichkeitsarbeit betraut werden, Pressemitteilungen herausgeben und Pressekonferenzen abhalten.

Von ihrem Hauptsitz aus wird Claudia die Arbeit am "Visibility"-Programm weiterführen, welches das Ziel verfolgt, die Yanomami durch die Verbreitung ihrer Kultur als Thema in den brasilianischen und ausländischen Medien präsent zu halten. Dies beinhaltet Ausstellungen, Publikationen und Internet-Seiten. In Boa Vista soll ein Kulturzentrum gebaut werden. Carlo Zacquini, mit bereits 30 Jahren Erfahrung mit den Yanomami und seit nun mehr 20 Jahren Vertreter für den CCPY in Boa Vista, wird die Organisation in den Verhandlungen mit Behörden aus Brasilien und übersee, anderen NGOs und den Medien weiter vertreten.

Das erweiterte Gesundheitsprojekt und das Bildungsprojekt wird in Boa Vista jeweils unter neuen Voraussetzungen stehen und mehr Raum für vielfältige Aktivitäten schaffen. Das Agro-Forestry-Projekt wird sich mit dem Bildungsprojekt den neuen Hauptsitz teilen.

Die norwegische "Rainforest Foundation" hat das Haus des Bildungsprojektes finanziert: Darin werden Yanomami als Lehrer, Beauftragte für Gesundheit und Agro-Forestry, sowie zu Sprechern ausgebildet. Es besteht das dringende Bedürfnis die kommende Generation der Yanomami auf neue Funktionen vorzubereiten, da sie zunehmend an Entscheidungen teilnehmen werden, die ihre Zukunft betreffen. Beispielsweise ist eine indigene Mitwirkung im Management des zukünftigen Yanomami-Gesundheitsbereichs vorgesehen.

Wir hoffen, daß eines Tages alle Yanomami ab einem Alter von 10 Jahren den Zugang zu Bildung in ihrer eigenen Sprache und in ihren eigenen Dörfern haben werden. Momentan geschieht dies in Demini, Toototobi, und Balawau. In einigen Gegenden, die jetzt vom URIHI-SAUDE YANOMAMI betreut werden sollen, wurden bereits von anderen NGOs Schulen errichtet. Wir hoffen, daß das CCPY Bildungsprojekt in Gebieten, in denen es noch nichts dergleichen gibt, diese möglicherweise mit einbeziehen kann. Diejenigen, die eine besondere Begabung oder Motivation zeigen, könnten dann Portugiesisch lernen und einen der speziellen Trainingskurse absolvieren. Die Schüler aus Demini, Toototobi und Balawau nehmen an einem einmonatigen Intensivkurs in Boa Vista teil, der Mitte Oktober begann. Dieses Bildungsprojekt wird von Marcos Wesley geleitet, einem Lehrer, der seit 1997 bei den Yanomami unterrichtet.

Ausstellungen

Die CCPY unterstützt die Planung einer Ausstellung im Ethnographischen Museum in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Dort werden Zeichnungen der Yanomami, kulturelle Gegenstände, die seit 30 Jahren von Carlo Zacqiuni gesammelt wurden, Fotografien von Claudia Andujar aus den letzten 2 Jahrzehnten und Texte des Anthropologen Lars Lovold gezeigt. Diese wichtigste Ausstellung wird vom 4. November bis Ende August 2000 zu sehen sein.

Die CCPY wurde ebenfalls zur EXPO 2000 in Hannover eingeladen, um dort das Thema "Bildung der Yanomami im 21. Jahrhundert" vorzustellen. Diese Ausstellung ist vom 1. Juli bis zum 31. Oktober 2000 geöffnet. Außerdem wurde Claudia Andujar gebeten, eine Ausstellung für die Cartier-Stiftung in Paris vorzubereiten, deren Eröffnung für 2001 vorgesehen ist. In der Ausstellung soll durch Fotografien, Zeichnungen und Kulturgüter das Verständnis für die Kultur der Yanomami vertieft werden. Auch der Anthropologe Bruce Albert wird mit an dieser Ausstellung arbeiten. Die Gedenkstätte für Lateinamerika in Brasilien wird im November 2000 in Sao Paulo eine Retrospektive über Claudias Arbeit mit 84 Fotografien der Yanomami veranstalten.

Die Teilnahme an all diesen Ausstellungen ist ein Teil des "Visibility"-Projekts.

Publikationen

Im Juni veröffentlichten die CCPY und Survival International den Bericht "Murder in the Rainforest", der die 1993 von Goldsuchern verübten Massaker an 18 Yanomami in Haximu schildert. Das Buch von Jan Rocha beinhaltet Augenzeugenberichte von überlebenden, die von dem Anthropologen Bruce Albert gesammelt wurden, sowie von zu Gefängnisstrafen verurteilten Tätern, die von den Anklägern notiert wurden. Zusätzlich werden in dem Buch die Ursachen des kulturellen Zusammenpralls, der zu dem Massaker führte, von der Anthroplogin Alcida Ramos und dem Geographen Gordon MacMillan erklärt. Finanziert wurde das Buch von der norwegischen FAFO und OXFAM aus Großbritannien. Veröffentlicht wurde es durch das Lateinamerika Büro in London.

Davi Kopenawa, Marcos Wesley und Claudia Andujar gaben Erklärungen zur Veröffentlichung des Buches bei Treffen in London, Oxford, Edinburgh und Perth ab, die von Survival International organisiert wurden. Das Buch wurde jetzt ins Portugiesische übersetzt und sobald ein Verleger gefunden ist, wird es hoffentlich im Jahr 2000 in Brasilien veröffentlicht werden.

2000 wird die CCPY mit einem Anthropologen der Universität von Sao Paulo (USP) zusammenarbeiten, der seine Magisterarbeit über die Yanomami schreiben will und daher die Dokumente und Zeitungsausschnitte aus dem umfangreichen Archiv der Organisation ordnen wird, auch im Hinblick auf ein Buch, das er über die Landrechtskampagne der Yanomami schreiben möchte.

Im Jahr 2001 beabsichtigt die CCPY ein Buch zu veröffentlichen, das gerade von Bruce Albert zusammen mit den Yanomami geplant wird und vom schamanistischen Begriff URIHI handelt, dem Universum der Yanomami, das ihr Wald ist, in dem sie leben und die Geister, die in ihm wohnen. Der Anthropologe hat dazu die Aussagen der Oberhäupter der Yanomami-Dörfer gesammelt.

Internet

Die CCPY plant gegen Ende 1999 eine eigene Website mit Neuigkeiten und Informationen über die Yanomami auf Portugiesisch und Englisch zu erstellen. Die ständigen Beiträge auf der Website sollen folgende Themen beinhalten:
  • Die Stimme der Yanomami - ihre Meinung und Berichte über ihre Kultur, Ereignisse und Projekte in ihrem Lebensraum;
  • Yanomami Informationen - anthropologische und ethnographische Informationen über die Yanomami Bevölkerung;
  • Veröffentlichungen zu aktuellen Themen;
  • Photographien und Zeichnungen der Yanomami;
  • Partner - zeigt die Arbeit der Organisationen, die bei verschiedenen Projekten mit der CCPY zusammenarbeiten;
  • Neuste Meldungen und Warnungen aus den Online-Nachrichten, welche für die Partner von CCPY erstellt werden, sind bei Bedarf abrufbar;
  • E-Mail: ausgewählte Briefwechsel werden auf der Website nachzulesen sein;

Kulturelles Zentrum

Das Ziel dieses Zentrums ist die Beteiligung der Yanomami an der Gestaltung kultureller Ereignisse. Wir möchten einen Raum schaffen, in dem sie ihre Kultur entfalten und sie der regionalen Bevölkerung erklären können - vor allem den Kindern. Das Zentrum soll ein Gegengewicht sein zu dem falschen stereotypen Bild des Wilden ohne Kultur, Geist und Gefühle, das die lokale Presse oft zeichnet und das auch von Politikern gebraucht wird, um eine anti-indigene Stimmung zu erzeugen und Maßnahmen wie die Demarkierung zu blockieren. Es würde außerdem eine Möglichkeit bieten, der "weißen" Welt eine weniger verklärte, dafür menschlichere Vision, der Yanomami-Welt zu zeigen. Es wird auch einen Altar zur Erinnerung an die Massaker von Haximu geben, in dem ein Stück Holz mit Einschußlöchern und Yanomami-Zeichnungen liegen werden, auf denen Begräbnistraditionen zu sehen sind.

Sobald die Yanomami mehr übung im Rechnen haben, können sie auch ein Geschäft im Zentrum führen, in dem sie ihre eigenen Produkte verkaufen können. Möglicherweise können sie das ganze Zentrum selbst betreiben.

Neuigkeiten über die Gesundheitssituation

Die katastrophale Gesundheitssituation der Yanomami und anderer indigener Bevölkerungsgruppen in Roraima, veranlaßte FUNASA (Gesundheitsbehörde der Regierung dazu, die CCPY und andere NGOs aufzufordern, ihre Gesundheitsprogramme auf das gesamte Yanomami-Gebiet auszudehnen. Ein Bericht der FUNASA zeigt, daß im Jahr 1998 in Roraima 279 Indigene starben, davon 180 Yanomami. Die häufigsten Todesursachen waren Entzündungen der Atemwege, Malaria und Diarrhöe, während ungefähr ein Viertel auf unbekannte Ursachen zurückzuführen sind. Mindestens die Hälfte starb ohne vorherige medizinische Versorgung.

TBC breitet sich unter den Yanomami aus. In einem der Dörfer sind bereits über 50 Prozent der Bewohner infiziert. 129 Fälle von TBC wurden seit September 1999 registriert. Viele Tote, die an Lungenentzündungen oder Erkrankungen der Atemwege starben, waren meist von der Tuberkulose geschwächt.

Die Hälfte der Todesfälle von 1998 waren Kinder unter 5 Jahren. Die Todes- und Krankheitsraten sind nur in den Gegenden zurückgegangen, in denen die CCPY und andere NGOs Krankheitsvorsorge betreiben, u.a. Schutzimpfungen durchführen und die Yanomami als Gesundheitsbeauftragte ausbilden. Obwohl der Erfolg ihnen Recht gibt, wurde der Beschluß der Regierung, die Gesundheitsversorgung der Yanomami den NGOs zu überlassen, von lokalen Politikern bekämpft, die ein wirtschaftliches Interesse an Bergbau und Holzeinschlag haben.

24 dieser Politiker unterschrieben einen Protestbrief. Sie ignorierten einfach die Tatsache, daß sämtliche NGOs in Brasilien gemeldet und auch die Mitarbeiter hauptsächlich Brasilianer sind und betonten, daß die übergabe der Gesundheitsversorgung an die NGOs ein Schritt zur Internationalisierung des Amazonasgebietes sei. Wahrscheinlich würde bald die NATO unter dem Vorwand der Verletzung der Menschenrechte und der Zerstörung der Natur einmarschieren. Dieser starke politische Druck veranlaßte die FUNASA dazu, das Gebiet zu verkleinern, das ursprünglich der URIHI-SAUDE YANOMAMI übergeben werden sollte. Anstatt der Verantwortung über 18 von 25 bestehenden Stellen, werden sie jetzt nur mit 12 beauftragt sein.

Venezuela

Katholische Missionare am Oberen Orinoco berichten von einer ständigen Verschlechterung der Gesundheit der dortigen Yanomami-Gemeinschaft. Zudem sterben dort sehr viele Kinder an Malaria und Diarrhöe. Die Kindersterblichkeitsrate wird in den entfernteren Orten ohne medizinische Versorgung auf bis zu 50 Prozent geschätzt.

Zwischen Juni und August starben in 3 Dörfern 20 Indianer an Lungenentzündung und Malaria. "Die Yanomami sind weiterhin die Bevölkerungsgruppe, die am schlimmsten von Krankheiten betroffen ist", aber die örtliche Regierung tut einfache nichts, um ihnen zu helfen. Letztendlich "ist die physische und kulturelle Existenz der Yanomami bedroht".

"Wo sind die Verantwortlichen am Oberen Orinoco?", fragen die Missionare des Apostolischen Vikariats von Puerto Ayacucho. Dr. Boris Ruiz vom Vikariat stellt fest, daß 76 Prozent der Bewohner am Oberen Orinoco überhaupt keine medizinische Versorgung erhalten und nur 10 Prozent werden regelmäßig medizinisch versorgt.

CPI - Parlamentarische Untersuchungskommission

Das erklärte Ziel der im Juni 1999 einberufenen CPI, war die überprüfung der Arbeit der FUNAI, der staatlichen Indigenenbehörde. Glaubt man jedoch den Vertretern des linken Flügels im CPI, so ist das wirkliche Ziel der Kommission, die hauptsächlich aus Kongressmitgliedern mit wirtschaftlichen Interessen im Amazonasgebiet besteht, ein anderes. Viel eher möchte man neue Demarkierungen von indigenen Gebieten verhindern und bereits offiziell anerkannte Grenzen zurücknehmen. Zwei Mitglieder der Kommission, nämlich Elton Rohnelt, Vertreter aus Roraima, und sein Freund Antonio Feijao aus Amapa, waren schon direkt in die illegale Goldsuche auf indigenem Gebiet verwickelt.

Die kommunistische Abgeordnete vom Amazonas, Vanessa Grazziotin, ist der Meinung, daß die CPI nur errichtet wurde, um die Einberufung einer Untersuchungskommission über einen angeblichen Korruptionsskandal zu verhindern, in den die Telekommunikationsfirma Telebras verwickelt ist. Einer der geladenen Zeugen, General Luis Gonzaga Lessa vom Militärischen Kommando des Amazonas, überraschte die Abgeordneten, die sich gegen eine Demarkierung aussprechen, mit der Aussage, "es ist nicht die Demarkierung der indigenen Gebiete, die den Amazonas angreifbarer machen" und außerdem würden demarkierte Gebiete dem Militär den Weg nicht versperren.

Im September fuhren Mitglieder der CPI nach Roraima, um den Betroffenen Gehör zu schenken und indigene Gebiete zu besuchen. Doch bereits kurz nach der Ankunft, sagten sie Besuche in Demini im Yanomami-Gebiet und Surucu ab und kamen mit 8 Stunden Verspätung zu einem Treffen mit den Makuxi Indianern in Maturuca, weil sie statt dessen Viehzüchter und Reisbauern besuchten und sich somit nur die Berichte der Demarkierungs-Gegner anhörten.

Die Staatsanwältin Deborah Duprat, von der Bundesstaatsanwaltschaft (MPF), die die Mitglieder der CPI auf ihrem Besuch nach Roraima begleitete, erklärte, daß die Demarkierungen nicht Sache der CPI wären. "Die Kriterien (für Demarkierungen) werden ausschließlich von staatlicher Seite festgelegt und die Nachprüfung dieser Kriterien in einem bestimmten Gebiet ist die Aufgabe eines Anthropologen..., (sie) können nicht allgemein mit der Bevölkerung diskutiert werden, da jene die Kriterien der Demarkierungen nicht kennen."

Sobald der Abgeordnete Feijao wieder zurück in Brasilia war, beauftragte er die Bundespolizei die "direkten und indirekten" Aktivitäten von Ausländern in indigenen Gebieten zu überwachen, da sie darauf abzielen, "Konflikte zwischen indigenen Gemeinschaften, oder zwischen indigenen und nicht-indigenen Gemeinschaften, zu schüren". Weiterhin schlug er vor, "den Grad der Angepaßtheit" der Makuxi-Indianer in den umstrittenen Gebieten von einem internationalen Komittee einschätzen zu lassen. Wenn bewiesen werden kann, daß die Makuxi bereits in die weiße Gesellschaft "integriert" sind, muß ihr Land nicht demarkiert werden. Ein anderer Vertreter des rechten Flügels spricht sich dafür aus, daß Einzelheiten über die Bankkonten von allen, die in Verbindung mit den Demarkierungen stehen, zugänglich gemacht werden.

Dagegen erkundigten sich die Mitglieder des linken Flügels bei der Bundespolizei nach Informationen über jegliche Ermittlungen in Bezug auf kriminelle Verwicklungen von Kongressmitgliedern in den Goldabbau auf indigenem Gebiet. Zudem wurde vom Ministerium für Bergbau und Energie eine Liste aller Goldbau-Firmen in Brasilien mit den Namen der Eigentümer und Direktoren angefordert. In über 7000 Fällen wurde Anspruch auf indigene Gebiete erhoben, dabei häufig auch im Yanomami-Gebiet.

Ein Gesetz, das von Senator Romero Juca aus Roraima vorgestellt wurde und die öffnung der indigenen Gebiete für Bergbaufirmen erlauben soll, wurde im Stadium der Ausschußberatung gebilligt.

Unbestätigte Berichte über getötete Garimpeiros

Unbestätigten Berichten aus dem Homoxi-Gebiet zufolge wurden vier Goldsucher von Yanomami getötet. Eine Gruppe von Yanomami, von denen viele mit Gewehren bewaffnet waren, erschien am Funai Posten in Homoxi und erzählte dem Offizier dort, sie hätten vier Garimpeiros getötet. Es war jedoch unmöglich die Morde zu bestätigen. Während unverzüglich Beauftragte der Bundespolizei nach Homoxi gesandt wurden, haben sich die Gesundheitsbeauftragten der Funasa aus der Gegend aus Angst vor Gewalt zurückgezogen.

Es wird angenommen, daß bis zu 300 Garimpeiros illegal innerhalb des Yanomami-Gebietes arbeiten. Ein Team der URIHI-SAUDE YANOMAMI, das im September die Gegend um Homoxi besuchte, berichtete von einer katastrophalen sozialen Lage dort, wo inzwischen drei Schürfstellen nebeneinander arbeiten. Die Garimpeiros haben zahlreiche Waffen und Munition an die Indianer verkauft, die nun in internen Konflikten genutzt werden. Ein Indianer wurde sogar während des Besuchs des Teams im Gebiet erschossen. Einige weitere wurden vor kurzem getötet. Um Sympathie zu erlangen und gleichzeitig als eine Art Bezahlung derjenigen, die für sie arbeiten, wurden Lebensmittel an die Indianer verteilt. Das Ergebnis war, daß viele Indianer aufhörten, selber Nahrungsmittel anzubauen.

Die Yanomami erzählten den Gesandten, daß die Garimpeiros die Gegend um Homoxi niemals wirklich verlassen haben. Obwohl sie ihre Arbeit unterbrechen, wenn die Regierung eine Säuberungsaktion in die Wege leitet, kommen sie doch immer wieder zurück. Die Anthropologen Moises Ramalho und Dr. Paulo Basta folgerten, daß eine sofortige Entfernung der Garimpeiros aus der Gegend um Homoxi, Parafuri und Xiriana notwendig sei, um ihnen sichere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. "Wir sind überzeugt, daß die Präsenz der Garimpeiros in diesem Gebiet - die zudem illegal ist - eine Bedrohung und Aggression gegen die Yanomami darstellt und jegliche Arbeit mit den Indianern im Bereich Gesundheit oder Bildung unmöglich macht und natürlich auch das Leben der Mitarbeiter vor Ort gefährdet."

Das URIHI-Saude Yanomami Team beschloß, sich mit einem Appell an all jene, die mit den Yanomami arbeiten, für die Entwaffnung einzusetzen und schärfere Kontrollen durchzuführen, um Waffen und Munition gar nicht erst in das Gebiet vordringen zu lassen.

Britischer Botschafter besucht Roraima

Auf Einladung der CIR, der Indigenenbehörde in Roraima, besuchte Paul Taylor von der Ausländerbehörde zusammen mit John Pearson von der britischen Botschaft in Brasilia im August Roraima.

Ziel des Besuchs war, sich direkt vor Ort über die Situation der indigenen Bevölkerung zu informieren, um die vielen Briefe beantworten zu können, die an die britische Regierung von Seiten der NGOs, der sozialen Bewegungen und von interessierten Menschen gerichtet werden. Bei einem Treffen erklärte Gouverneur Neudo Campos, daß die Abgrenzung indianischer Reservate zu kleinen Inseln die beste Lösung für die Indianer und für die wirtschaftliche Entwicklung des Staates sei. Nur 30 Prozent der Makuxi seien gegen diese Lösung. Glaubt man jedoch Jeronimo Pereira, dem Leiter der CIR, so stimmt dies keinesfalls: Nach seinen Erkenntnissen befürworten über 90 Prozent der Makuxi in den 104 Gemeinschaften die Demarkierung eines zusammenhängenden Gebietes, während sich nur 22 Gemeinschaften für die Insellösung aussprechen.

Das Amazonas-Parlament

Vertreter von 11 brasilianischen Staaten diskutieren momentan über die Bildung eines "Amazonas-Parlaments", um mehr Investoren in die Region zu holen, die Steuerbeträge anzugleichen und eine allgemeine Gesetzgebung zur Umweltkontrolle und zum Schutz des Erbguts zu schaffen. Die Staaten beanspruchen die volle Kontrolle über alle Entwicklungsprojekte in der Region, einschließlich derjenigen in den indigenen und geschützten Gebieten, sowie jene, die das Erbgut betreffen.

Neue Adressen

CCPY Hauptsitz
SCLN 210,
Bloco C, sala 204
70862-530 Brasilien, D.F.

CCPY Projekte für Bildung und Agro-Forestry
Rua Costa e Silva 40
69360-030 Boa Vista RR

CCPY Vertretung in Boa Vista
Rua Capitao Bessa, 272
69306-620 Boa Vista RR
CCPY "Visibility"-Projekt
Rua Sao Carlos do Pinhal 345
ap. 2006
01333-001 Sao Paulo SP

URIHI- Saude Yanomami
Rua Rocha Leal 717
69306-020 Boa Vista RR

Das CCPY Büro in Sao Paulo wird im Dezember schließen.

Im Rahmen dieser neusten Meldung, möchten wir allen unseren Lesern für ihre Unterstützung danken. Wir hoffen, Sie werden unsere Nachrichten über die Yanomami, die CCPY und über die URIHI-SAUDE YANOMAMI weiterhin im Internet verfolgen.


UPDATE ends

Und hier geht es zu anderen Ausgaben:

The CCPY is a Brazilian, independent, and non-profitmaking organisation. Its main aims are to support and defend the life, the rights, the culture and the land of the Yanomami people.

Office - nur gültig bis Ende Dezember:
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Correspondent: Carlo Zacquini.

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Die deutschsprachige Ausgabe wird von Pro REGENWALD übersetzt (Katharina Thoms, Sigi Lange, u.a.) und auf Wunsch verschickt.

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