Info-Brief  Nr. 627


Marãiwatsedé: Fazendeiros sperren Strasse

Am 19.08.2004 blockierte eine Gruppe Fazendeiros und Politiker in der Region São Félix do Araguaia (Mato Grosso) die BR-1588 zum indigenen Gebiet aus Protest gegen die Entscheidung des Obersten Bundesgerichtes vom 10.08.2004, die dem Volk der Xavante das Recht auf die Rückkehr in das traditionelle Gebiet Marãiwatsedé zusprach.

Angeführt vom Bürgermeister Mario César Barbosa der Gemeinde Alto da Boa Vista, in der ein Teil des indigenen Gebietes liegt und vom Fazendeiro Dagmar Falheiros, forderte die Gruppe fordert den Abzug der Indios und kritisiert die Aktivitäten der Prälatur São Félix do Araguaia, der FUNAI und der Organisationen zur Verteidigung der indigenen Rechte.

Die Strassenblockade war bewusst zu einem Zeitpunkt gewählt, an dem der Nationale Berichterstatter für Menschenrechte und Umwelt, Jean-Pierre Leroy, mit einer Delegation in der Region war. Die Sperre der BR-158 verhinderte ein geplantes Treffen der Delegation mit den Betroffenen von Kraftwerken in der Gemeinde Chapada dos Guimarães.

Der Besuch von Jean-Pierre Leroy steht im Zusammenhang mit einem Programm der Vereinten Nationen. Die von ihm gesammelten Informationen, etwa die Verletzung der Menschenrechte der Xavante, dienen als Grundlage für den Jahresbericht der UNO.

Laut Regionalverwaltung der FUNAI fehlen den Xavante nach der Rückkehr in ihr Gebiet Marãiwatsedé Lebensmittel und entsprechende Bedingungen für die Feldarbeit und den Aufbau ihrer Aldeia. „Nach der Rückgewinnung ihres Landes fehlt den Indios hier alles“, unterstrich Leroy die Analyse der FUNAI.

Beim Gespräch mit dem Berichterstatter beklagte Kazike Damião Xavante die Situation seines Volkes, das von den 20.000 ha seines Landes, das noch immer von Invasoren beansprucht wird, nicht weichen will: „die Zerstörung des Waldes bedeutet das Ende für unser Gebiet“.

Unter Zwang wurden die Xavante 1966 mit Flugzeugen der Brasilianischen Luftwaffe aus ihrem Gebiet gebracht, in das der Fazendeiro eingedrungen war. Bis in die Gegenwart wechselten die Besetzer des Landes. Im Jahr 1992 erfolgte die Anerkennung als traditionelles Gebiet durch den brasilianischen Staat.

Bischof Pedro Casaldáliga besorgt über Zugeständnisse

Trotz des Teilerfolges der Xavante beim Obersten Bundesgericht sind die Zugeständnisse und Verträge über das indigene Gebiet zwischen den Grossgrundbesitzern und der brasilianischen Regierung für Bischof Pedro Casaldáliga von der Prälatur São Félix do Araguaia Besorgnis erregend. Der Bischof unterstützt seit Jahren den Einsatz der indigenen Völker.

„Die Verkleinerung des indigenen Gebietes Baú der Kayapó in Pará und die Art, wie die Regierung die Homologation von Raposa/Serra do Sol behandelt, gibt den Verteidigern der indigenen Anliegen Anlass zur Sorge über die offizielle indigene Politik“, so der Bischof.

Bischof Casaldáliga bezeichnet das Gerichtsurteil als „salomonisch“. Es erlaubt die Rückkehr der Indios, ordnet aber nicht den Abzug der Invasoren an und sieht keine Massnahmen für die Beendigung des Landkonfliktes vor.

Der Bischof beklagt die wirtschaftliche und politische Kraft der antiindigenen Grupppen, „die auf Kosten der indigenen Rechte Geschäfte machen und die immer mit Zugeständnissen an die Grossgrundbesitzer verbunden sind“.

Die offizielle indigene Politik darf wirtschaftliche Interessen nicht über die Verfassungsrechte der Indios stellen, wie es derzeit geschieht. „Das kapitalistische und neoliberale Agrogeschäft zielt auf Landkonzentration, Abholzung, Verschmutzung und Zerstörung ab und ist einer der Feinde der Indios. Die indigenen Völker sind nicht für diese Art von Geschäft, sie folgen nicht finanziellen Wahlsprüchen und sind nicht für eine kapitalistische Produktivität. Darum ist die Angst vor der offiziellen indigenen Politik berechtigt“.

Brasília, 19. August 2004
Cimi – Indianermissionsrat


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