Info-Brief  Nr. 622


2. Kontinentaltreffen der indigenen Völker Amerikas

Vom 21. ­ 25.07.2004 findet in Quito (Ecuador) das zweite kontinentale Treffen der Indigenen Völker von Amerika statt. Brasilien entsendet sechs indigene Vertreter von der Koordination der Indigenen Organisationen vom Brasilianischen Amazonien (COIAB), von der Artikulation der Indigenen Völker vom Nordosten, von Minas Gerais und Espírito Santo (APOINME) und vom Indianerrat von Roraima (CIR). Das Treffen steht zum Abschluss der Dekade der Indigenen Völker, die von den Vereinten Nationen 1994 ausgerufen wurde.

Nach diesem Treffen beginnt am 25.07.2004 das 1. Sozialforum der Amerikas, das folgende Schwerpunkte behandelt kulturelle Reichtümer und Erfahrungen der Völker der einzelnen Länder teilen; Alternativen auf der Grundlage der Visionen der Völker entwickeln; Solidarität und gemeinsame Aktionen zur Verteidigung der Rechte und Entwicklung der indigenen Völker; Stärkung der indigenen Beteiligung beim Weltsozialforum; Bündnisse mit anderen sozialen Sektoren auf dem Kontinent.

Fünf Tage lang werden die Indios des Kontinents bei Konferenzen, Arbeitsgruppen und Diskussionen mitarbeiten. Geplante Themen sind Land, natürliche Ressourcen, Autonomie und Selbstbestimmung, Vielfalt und Pluralität, indigenes Wissen und intellektueller Besitz, indigene Organisationen und multilaterale Institutionen, Nationalitäten und indigene Völker, soziale Bewegungen und Weltsozialforum, indigene Frauen, politische Mitbestimmung und alternative Regierungsformen, Militarisierung. Daneben gibt es täglich einen zeremoniellen Akt, eine interkulturelle Nacht und einen Marsch durch die Hauptstrassen von Quito.

Exekutivsekretär des CIMI, éden Magalhães, erwartet sich durch seine Teilnahme die Einbindung des CIMI in diesem Prozess auf der Suche nach Alternativen angesichts des hegemonialen Modells des Neoliberalismus.

Der CIMI-Mitarbeiter Egon Heck hofft auf eine Vertiefung der Fragen des ersten kontinentalen Treffens sowie auf Strategien für das nächste Weltsozialforum und weitere internationale Versammlungen. “Dieses zweite Treffen bezeugt die Kontinuität vom Prozess der Gestaltung von Alternativen für den Einsatz der indigenen Völker auf dem amerikanischen Kontinent. Allerdings sind noch mehr Anstrengungen erforderlich".

Die indigenen Völker sind von den Regierungen in ihren Ländern enttäuscht, etwa mit der Regierung Lula in Brasilien, sodass “diese Begegnungen eine Stärkung für die indigenen Bewegungen sein könnten, damit ihre Anliegen endlich berücksichtigt werden", so Heck abschliessend.

Osmar Pataxó von der APOINME und der Front des Widerstands und des Einsatzes der Pataxó hat für Quito grosse Hoffnungen. Der Austausch von Erfahrungen, Bündnisse mit Völkern von anderen Ländern und Solidarität für sein Volk sind für ihn am wichtigsten. “Der Einsatz der indigenen Völker darf sich nicht nur auf das eigene Land beschränken. Gemeinsam mit den Völkern anderer Länder sind wir stärker. Wir, die Pataxó vom Süden Bahias, drängen auf die Demarkierung unseres traditionellen Gebietes Monte Pascoal. Bei diesem Treffen können wir unseren Einsatz und die Bedrohungen, die wir von den Pistoleiros der Fazendeiros erleiden, international bekannt machen".

Osmar wird sein Volk erstmals ausserhalb von Brasilien vertreten. “Die Teilnahme von Völkern aus anderen Ländern wird eine grosse Bereicherung für uns sein. Ich bin mir dieser Verantwortung bewusst und sehr bewegt, dass ich unseren Einsatz vor die Weltöffentlichkeit bringen kann".

Das 1. Treffen der Indigenen Völker Amerikas fand im März 2001 in Ottawa (Kanada) statt.

Indigene Völker und soziale Organisationen von Mato Grosso do Sul gegen Vorschlag des Senators

Rund 700 Vertreter der Völker Atikum, Guarani-Kaiowá, Terena, Kadiwéu, Kinikinawá, Ofaié und Guató waren am 02.07.2004 in Campo Grande beim Plenum der sozialen Bewegungen von Mato Grosso du Sul, die zur Verteidigung der indigenen Rechte und gegen den Bericht des Senators Delcídio Amaral (PT/MS) mobilisieren.

Die indigenen Vertreter, 25 Organisationen, Staatsanwälte der Republik von Campo Grande und Dourados, Vertreter von Regierungsorganen und der Abgeordnete des Bundesstaates, Pedro Kemp, diskutierten den Bericht des Senators, den der Senat am 08.06.2004 angenommen hat. Gemäss diesem Bericht werden Gebiete in Grenzregionen und Gebiete mit Invasoren nicht demarkiert.

Auch soll die Entscheidung über die Demarkierung von indigenen Gebieten dem Rat für Nationale Verteidigung und dem Bundessenat übertragen werden. Die Teilnehmer kritisierten und lehnten die Vorschläge des Berichts ab. Die Untersagung der Demarkierung von Gebieten sei ein Angriff auf die historischen Rechte der indigenen Völker, eine Missachtung der Bundesverfassung und ein Nährboden für die Gewalt gegen die indigenen Völker.

Das Plenum übergab ein Dokument mit Vorschlägen an den Senator. Laut Bundesverfassung seien die indigenen Rechte garantiert und der Bund und der Bundesstaat Mato Grosso do Sul tragen die Verantwortung für die übertragung von indigenen Gebieten an Dritte.

Senator Delcídio versprach, die Vorschläge dem Präsidenten zu übermitteln und sie als Gesetzesprojekt für den Senat auszuarbeiten.

Beim Plenum am 23.06.2004 wurde der Bericht des Senators bereits abgelehnt und als Begründung 13 Vorschläge aufgeführt, darunter die Beibehaltung und Anwendung der Artikel 231 und 232 der Verfassung sowie die sofortige Ausführung von Artikel 67 der Akte der Verfassungsübergangsbestimmung.

Die indigene Bewegung und die sozialen Organisationen werden weiterhin für die Rechte der indigenen Völker und die Demarkierung der indigenen Gebiete im Bundesstaat und national mobilisieren.

Brasília, 15. Juli 2004
Indianermissionsrat - CIMI


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