Info-Brief  Nr. 584


Gouverneur von Rondônia verhandelt mit Justizminister über Bergbau im indigenen Gebiet

Am 07.10.2003, zwei Tage vor den Besuchen der Menschenrechtskommission in den Bundesstaaten, war der Gouverneur von Rondônia, Ivo Cassol, beim Justizminister Marcio Thomaz Bastos, um zu erwirken, dass der Bundesstaat im indigenen Gebiet Roosevelt der Cinta Larga in Espigão D Oeste und Pimenta Bueno die illegale Kontrolle des Bergbaus übernehmen kann.

Der Gouverneur übergab dem Minister ein amtliches Schreiben für die wirtschaftliche Nutzung von Diamanten am Roosevelt-Fluss. Um Konflikte zwischen Garimpeiros und Indios zu verhindern, schlug Cassol vor, unter der Kontrolle des Bundesstaates indigene Organisationen und Verbände in die Schürfungen einzubeziehen und so die Förderung durch Nichtindios zu verschleiern.

Laut Dokument soll die Bergbaugesellschaft von Rondônia (CMR) ein Unternehmen des Bundesstaates - den Edelmetallabbau, die Erhebungen, das technische Konzept für die Schürfung sowie die Wiederherstellung der Umwelt organisieren. Für den Abbau der Diamanten im Gebiet Rossevelt werden die Indios einen Anteil der Produktion erhalten. Der Gemeinschaft stehen somit Mittel für ihre Interessen zur Verfügung , heisst es im Dokument das auch die Vorgangsweise beschreibt. Alle Informationen im Zusammenhang mit dem indigenen Gebiet Roosevelt sollen dem Brasilianischen Geheimdienst vorliegen. Die CMR trage gemeinsam mit der Bundeswirtschaftsbank oder der Bank von Brasilien die Verantwortung für die Zahlungen der Diamantenproduktion. Sollte dieser Vorschlag nicht akzeptiert werden, würde viel Blut vergossen, meinte der Gouverneur.

Die Audienz brachte eine Überraschung zutage. Der Gouverneur kehrte mit einer Sensation in den Bundesstaat zurück. Die Bundesregierung würde zwar nicht sofort tätig werden aber zumindest Massnahmen setzen zugunsten des Bundesstaates. Das Gespräch zwischen Gouverneur und Minister war zweideutig. Der Minister hat keinen Vorschlag abgelehnt und die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur Analyse des Falls angekündigt. Während der Audienz wurde nie daran gedacht, dass es sich nicht um eine Schürfstelle sondern um ein indigenes Gebiet handelt.

Der Bergbau in den Gebieten der Cinta Larga wurde bereits auf mehreren Regierungsebenen und von indigenen Hilfsorganisationen diskutiert. Ein dringendes Massnahmenpaket für die Unterstützung des Volkes wurde vorgeschlagen, ohne dabei auf Mittel aus dem Bergbau angewiesen zu sein. Ein zu Jahresbeginn genehmigter Zusatzkredit steht der FUNAI bisher noch immer nicht zur Verfügung.

Menschenrechtskommission besucht Mato Grosso do Sul

Am 07.10.2003 ist die 5. Karawane der Menschenrechtskommission in Mato Grosso do Sul unter Begleitung der Bundespolizei gestartet. Mit dabei sind die Bundesabgeordneten Orlando Fantazzini (PT-SP), Pastor Reinaldo (PTB-RS), César Medeiros (PT-MG) sowie die Abgeordneten aus den Bundesstaaten Pedro Kemp (PT), Pedro Teruel (PT) und Pastor Barbosa. Erste Station war das indigene Gebiet Buriti, 98 km von Campo Grande entfernt.

Die Vertreter und über 400 Bewohner aus den neun Aldeias begrüssten die Besucher mit dem Bate-Pau-Tanz. Die Invasionen und die Gewalt der Fazendeiros thematisierten die Indios in einem Theaterstück. Die Ältesten erzählten, wie man ihnen ihr Land genommen hat um dessen Rückeroberung sie seit über 70 Jahren kämpfen.

Die Gemeinschaften übergaben den Abgeordneten eine Dokumentation der Gewaltakte seitens der Fazendeiros: Sie setzen öffentliche Organe unter Druck, damit die Indios keine Hilfe erhalten, sperren Strassen, gehen gegen die Bevölkerung vor, die auf dem zurückgewonnenen Gebiet lagert, schlägern den Wald, zerstören die Friedhöfe, verhindern Gerichtsverfahren und verzögern die Demarkierung von Territorien.

Die Indios klagten, dass die Medien Vorurteile verbreiten und so die Bevölkerung gegen sie aufhetzen und kritisierten die Situation bei der FUNAI, die unstrukturiert sei und kein Geld für die Unterstützung der Gemeinschaften habe.

Der Präsident des Indigenen Rates, berichtete sehr bewegt, dass er für seine Kinder weder fischen, jagen noch Honig sammeln könne. Wenn er sich auf das Land begebe, das die Fazendeiros für sich beanspruchen, vertreiben ihn deren bewaffnete Aufseher. Die 84-jährige Naurelina sprach über die Zukunft ihres Volkes: "Ich bin müde zu kämpfen, aber ich setze mich weiterhin hoffnungsvoll für unser Land ein. Ich bete zu Gott, dass er die Herzen der Autoritäten berühre, damit sie das Land an seine ersten Besitzer zurückgeben, in Frieden und ohne weiteres Blutvergiessen.

Im Namen der Kommission versprach der Abgeordnete Orlando Fantazzine: "Ich werde das Sprachrohr für eure Sorgen und Forderungen vor den Parlamentariern und der Exekutive sein.

Zur Öffentlichen Audienz in der Legislativen Versammlung kamen neben indigenen Vertretern auch Fazendeiros, die sich für die Verpachtung indigener Gebiete sowie die Änderung des Artikels 231 der Bundesverfassung aussprachen.

Der Ex-Sekretär für Finanzen von Mato Grosso do Sul, Ricardo Bacha, einer der Besetzer vom indigenen Gebiet Buriti, sprach im Namen der Nationalen Bewegung der Produzenten: "Die Produzenten werden ihre Interessen verteidigen, auch wenn es Tote dabei gibt .

Vertreter Kaiowá, Guarani und Terena besetzten die Tribüne und klagten über die Gewalt, die ihre Gemeinschaften seit Jahrhunderten erleiden. Sie verurteilten die Grausamkeiten der grossen Besitzer und kritisierten die Versäumnisse der Autoritäten etwa im Fall der indigenen Gebiete Mbarakaí und Ka'ajari des Volkes Kaiowá. Sieben Personen wurden ermordet und die Ermittlungen führten bisher weder zu den Auftraggebern noch zu den Tätern.

Die Staatsanwälte der Republik in Dourados und Campo Grande, Charles Stevan da Mota Pessoa und Wilson Rocha de Almeida Neto sowie der Abgeordnete des Bundesstaates, Pedro Kemp, wurden von den Vertretern der Bewegung der Produzenten ausgepfiffen, weil sie sich für die indigenen Rechte und die Bundesverfassung einsetzen. Jacintho Honório von der Fazenda Brasília do Sul im indigenen Gebiet Taquara, unterbrach mehrmals die Rede eines Indios. Er schrie und drohte.

Die Hartherzigkeit der Fazendeiros und jener Indios, die sie zur Audienz mitgebracht hatten, setzte einigen indigenen Vertretern so zu, dass sie auf ihre Statements verzichteten.

"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Dieses Sprichwort traf hier völlig zu und vermittelte der Karawane für Menschenrechte in der Legislativen Versammlung ein tatsächliches Bild dieses Bundesstaates. Hier zählt ein Stier mehr als ein Menschenleben und die Macht der Fazendeiros steht über den Menschenrechten und der Verfassung.

Am 08.10.2003 war die Karawane in Mato Grosso, in Aldeias Xavante. Heute stehen Besuche der Aldeia Cinta Larga in Pimenta Bueno (Rondônia) auf dem Programm. Die nächsten Stationen sind am 13.10. die Aldeia Macuxi im Gebiet Raposa/Serra do Sol (Roraima), am 14.10. die Aldeias Pataxó in Ilhéus (Bahia), am 15. und 16.10. die Aldeia Xukuru in Pesqueira (Pernambuco) und am 18.10. die Aldeias Kaingang und Guarani (Santa Catarina).

Brasília, 09. Oktober 2003.
Indianermissionsrat - CIMI


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