Info-Brief  Nr. 547


Indios beklagen Gewalt und wollen Audienz mit Lula

Über 60 indigene Vertreter aus Brasilien und Mexiko bereiten sich auf das III. Weltsozialforum, das vom 23. bis 27.01.2003 in Porto Alegre stattfindet. Seit Beginn der Woche beraten sie im Casa do Retiro Belém do Horto, im Süden der Stadt.

Begonnen haben die indigenen Vertreter ihre Diskussion mit den jüngsten Gewaltakten und der indigenen Politik der Regierung Lula, die noch nicht klar definiert ist. Die indigenen Vertreter verweisen auf die Ermordung des Macuxi Aldo da Silva Mota (RR), des Guarani-Kaiowá Marcos Verón (MS) und des Kaingang Leopoldo Crespo (RS) und die Bedrohungen gegen die Gemeinschaften Pataxó und Pataxó Hã-Hã-Hãe in der Region von Monte Pascoal im Süden von Bahia. Fazendeiros wollen dort die Indios von jenen Gebieten vertreiben, die sie in den letzten drei Jahren zurückgewonnen haben. Am 24.01.2003 wird Präsident Lula beim Weltsozialforum erwartet und die indigenen Vertreter hoffen auf eine Begegnung mit dem Präsidenten. Sollte in Porto Alegre kein Gespräch zustande kommen, wollen die Indios ein Treffen in Brasília am 29.01.2003, wenn die von Porto Alegre ausgehende Karawane in die Bundeshauptstadt kommt.

Die indigenen Vertreter werden von Präsident Lula eine Verstärkung des Einsatzes bei der Aufklärung der drei Morde sowie eine rasche Definition der indigenen Politik verlangen. Der CIMI hat an Justizminister Márcio Thomaz Bastos bereits Vorschläge für eine Provisorische Massnahmen zur Schaffung eines Rates für Indigene Politik übergeben. Dieser soll Richtlinien für die Behandlung der indigenen Anliegen und die Koordination unter den zuständigen Ministerien erarbeiten.

Bei der Eröffnung des III. Weltsozialforums werden die indigenen Vertreter beim Marsch von der Präfektur zum Ufer des Guaíba dabei sein, einem Platz für Grossveranstaltunggen. Ab 24.01.2003 werden die Indios in Werkstätten folgende Themen diskutieren: "Die indigenen Völker. Land und indigene Autonomie", "Widerstand und indigene Autonomie in der Geschichte Brasiliens" und "Kulturell erstarkte Völker: die Mobilisierung von Indios und Landarbeitern in Brasilien und auf dem Kontinent". Am 26.01.2003 startet die Kampagne: "Wir leben", die von Basisorganisationen und der katholischen Kirche des Bundesstaates Roraima initiiert wird.

Indios aus Mexiko und Brasilien formulieren Text über gemeinsame Probleme

Im Rahmen der Vorbereitungen zum III. Weltsozialforum haben Vertreter von 32 Völkern aus Mexiko und Brasilien einen Text verfasst, um Bande zwischen den indigenen Völkern des Kontinents zu knüpfen und gemeinsame Probleme anzusprechen. Als "unerlässlich" bezeichnen die Indios die Verpflichtung der Regierungen, "eine indigene Politik in allen Ländern zu formulieren und zu verwirklichen, damit die indigenen Völker respektiert werden, in Würde leben können und mit ihren Geschichten und Kulturen zum Wohlergehen der ganzen Menschheit beitragen können".

Zudem beklagen die indigenen Vertreter die Ausdehnung der nordamerikanischen Herrschaft über andere Völker. "Sowohl die indigenen Völker als auch andere Nationen sind erneut Opfer von genozidem Imperialismus. Darum lehnen wir die aggressive Politik der Vereinigten Staaten gegen die Völker des Irak und anderer Länder ab".

Abschliessend erinnern die Indios an die im Vorjahr beim II. Weltsozialforum eingegangenen Verpflichtung.

Brasília, 23. Januar 2003
Indianermissionsrat - CIMI


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