Info-Brief  Nr. 541


In Roraima kämpft Goliath gegen David

Unzufrieden über die Entscheidung des Obersten Gerichts, das am 27.11.2002 den Erlass der Demarkierung von Raposa/Serra do Sol bestätigte, reagieren die Feinde der indigenen Völker mit Angriffen gegen die Indios. Sie mobilisieren lokale und nationale Kräfte, hetzen in Schulen und Universitäten und bedienen sich dabei der lokalen Medien.

Um das Ziel zu erreichen, sucht man sogar die jüngst gewählte Regierung zu vereinnahmen und will sich mit der PT verbünden. Die Demarkierung und Garantie der indigenen Gebiete soll um jeden Preis verhindert werden. Dafür wird skrupellos gelogen und mit Arbeitslosigkeit, Hunger und Internationalisierung argumentiert. Mit dieser zermürbenden Taktik schwingen sie die Schwerter gegen die Rechte der indigenen Völker dieser Region. Es handelt sich einmal mehr um Lügen, die durch die Realität, das Leid und den Widerstand der Völker widerlegt werden. In Wirklichkeit ist es ein aussichtsloser Kampf wie zwischen Goliat und David. Die Regierung steht dabei auf der Seite der Mächtigen und folgt den Interessen des nationalen und internationalen Kapitals. Die Rechte und das Leben der Kleinen - unter ihnen die indigenen Völker - werden geopfert. Eindringlinge beschimpfen die Indios als Invasoren, Verteidiger der Grenzen werfen ihnen Gefährdung der Grenzen vor. Die Indios gelten als Hindernis für die Entwicklung, die Reichtum anhäuft und ausschliesst.

Mit welcher falschen Logik werden die indigenen Rechte missachtet?

Behauptet wird, dass die Demarkierung den Bundesstaat Roraima benachteiligt. Gegenteiliges ist der Fall: den Indios wurde ihr Land genommen für Siedlungen und Gemeinden. Sie sind die Verlierer.

Behauptet wird, dass die Indios die Entwicklung verhindern. Welche Entwicklung wird in Roraima verfolgt? Zuerst werden in einer landesweiten Kampagne Arbeitskräfte angeworben. Um der Armut zu entfliehen, verlassen die Arbeiter die Gebiete entlang der Transamazônica, um im Bergbau ihr Glück zu versuchen. Viele der Gruben liegen in indigenen Gebieten. Invasionen und Konflikte zwischen den Armen und Verachteten sind die Folge. Dann kommen die grossen Produzenten und beanspruchen in ihrer Gier das ertragreiche Land, gleichgültig ob es sich um indigene Gebiete handelt oder nicht. Die Entwicklung in Roraima bedeutet Konzentration von Einkommen, Schädigung der Umwelt, Marginalisierung und Diskriminierung der einheimischen Bevölkerung, der Indios.

Die gewalttätige Reaktion der sieben grossen Reisproduzenten sowie ihre Annäherung an die PT ist ein wilder Rundumschlag der antiindigenen Kräfte, die um jeden Preis ihre Position festigen wollen.


Forderungen der Guarani an den neuen Präsidenten der Republik

Die Versammlung von Vertretern und Kaziken von über 20 Gebieten der Guarani hat ein Dokument über die aktuelle Situation erstellt und an den gewählten Präsidenten geschickt, mit der Forderung einer geänderten Haltung der nächsten Regierung.

Das Treffen fand vom 25.-28.11.2002 in der Aldeia Pindoty, in Pariquera-Açú, in Vale do Ribeira in São Paulo statt. Die rund 35.000 Guarani leben in den Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Santa Catarina, Paraná, São Paulo, Rio de Janeiro, Espírito Santo und Mato Grosso do Sul. Im Dokument formulierten die Indios ihre Missbilligung des Landkaufs sowie der Gewalt gegen die Gemeinschaften, die sich für die Rückgewinnung ihrer Gebiete einsetzen. "Ein indigenes Reservat ist wie ein Vogelkäfig. Der Vogel kann nicht fliegen, schrieben sie über die Einrichtung von kleinen Reservaten.

Die Guarani setzen grosse Hoffnungen in die neue Regierung und glauben, dass eine neue Zeit kommt. Darum war es für sie wichtig, Luiz Inácio da Silva ihre Sorgen und Forderungen zu übermitteln. Für anfangs 2003 ersuchen die Indios den Präsidenten um ein persönliches Gespräch.

Brasília, 05. Dezember 2002
Indianermissionsrat - CIMI


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