Info-Brief  Nr. 531


Untätigkeit der Regierung verschlimmert Situation der Pataxó

Die andauernden Unterlassungen der Bundesregierung verschlechtern die Lage der Pataxó im Süden Bahias. Die Konflikte haben sich in den letzten Wochen zugespitzt. Am 15.09.2002 vertrieben Banditen und Militärpolizei 30 Familien Pataxó aus der Aldeia Pequi. Tags darauf erfolgte unter Beteiligung von 400 Militärpolizisten auf der Fazenda Santo Agostinho eine Aktion der Reintegration von Besitz, bei der die Indios weichen mussten. Antiindigene Gruppen diffamieren und verfolgen die Pataxó, die als Invasoren und Diebe gelten. Man behindert den Verkauf ihrer Produkte und bezichtigt sie zum Beispiel, dass der von ihnen angebotene Kakao gestohlen sei.

Unterschiedliche Auffassungen und mangelnde Kommunikation zwischen dem INCRA und der FUNAI stellen ein weiteres Problem hinsichtlich einiger Lager von Landlosen in indigenen Gebieten dar. Die Folge sind Konflikte zwischen Landlosen und indigenen Gemeinschaften. Am 16.09.2002 haben die Pataxó der Aldeia Craveiro ein Gebiet zurückgewonnen, das 12 landlose Familien für sich beanspruchen. Diese Aktion hat die Spannung in der Region verschärft und Diskussionen zwischen dem INCRA, der FUNAI, indigenen Vertretern und der Bewegung der Landlosen ausgelöst.

Bei der gemeinsamen Versammlung am 23.09.2002 in Itabuna waren der Agrarreferent des INCRA, Geraldo Edmundo Alves Portela, der FUNAI-Verwalter in Eunápolis, Sandro Pena, FUNAI-Sachwalterin, Ana Maria, und der Anwalt Valdir Mesquita als Vertreter der indigenen Gemeinschaft anwesend. Die erfahrene Anthropologin Sheila Brasileiro von der Staatsanwaltschaft in Bahia kam als Vertreterin der Staatsanwaltschaft der Republik in Ilhéus. Bei dem Treffen wurden die Verständigungsprobleme zwischen dem INCRA und der FUNAI einmal mehr deutlich. Die beiden Bundesorgane wissen nicht Bescheid über die "Erklärung der Leitungsvereinbarung³, auf die sie sich im Oktober 1999 geeinigt hatten.

In der vierten Klausel der Erklärung verpflichteten sich die zwei Organe, das Problem "bis November 2000³ zu lösen. Ab diesem Zeitpunkt sollte der administrative Akt für das Projekt Reunidas Corumbau seine Gültigkeit verlieren, die Umsiedlung der im indigenen Gebiet ansässigen nichtindigenen Familien und deren Entschädigung für die in gutem Glauben vorgenommenen Investitionen erfolgen. Das INCRA und die FUNAI haben diese Verpflichtung bisher nicht erfüllt und Indios sowie Landlose im Stich gelassen.

Aus Sorge um weitere Auseinandersetzungen planen die Pataxó für den 02.10.2002 eine Versammlung, um Schritte zur Verhinderung weiterer Invasionen von Landlosen zu überlegen sowie Dokumente über die konfliktive Situation in der Region zu erarbeiten. Ziel des Treffens ist, die zuständigen Behörden zu wirkungsvollen Massnahmen zu drängen. Zuvor werden Vertreter der Front des Widerstandes und des Einsatzes Pataxó in Brasília mit verantwortlichen Autoritäten und der Nationalen Koordination der Landlosen über Möglichkeiten der Lösung des Landproblems verhandeln.

Brasília, 26. September 2002
Indianermissionsrat - CIMI


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