Info-Brief  Nr. 526


Drei Jahre Rückgewinnung von Monte Pascoal

Am 19.08.2002 gedachte das Volk Pataxó im Süden von Bahia der Rückgewinnung von Monte Pascoal vor drei Jahren, des ersten Jahrestages der Errichtung des Monuments des Widerstandes als Symbol für den indigenen Einsatz in Brasilien, der letzten territorialen Rückgewinnungen sowie der Gründung der Front des Einsatzes und des Widerstandes Pataxó.

Zur Manifestation waren rund 350 Indios aus acht Aldeias und Vertreter von Basisbewegungen und Solidaritätsorganisationen gekommen, darunter der CIMI, ANAI-Bahia, CESE, die Staatsanwaltschaft der Republik, die Gewerkschaft der Bankangestellten, der Verband der Lehrer, Lebendiges Land, die FUNAI und Kirchen.

Die Feier begann mit einem rituellen Gebet, mit dem Tanz des Toré, mit Liedern der Pataxó und Maxakali. Die Vertreter der Aldeia Cahy trugen ein Spruchband mit der Aufschrift: "Wir machen weiter³.

Koordiniert hat die Begegnung Kazike Joel Braz, der über die Herausforderungen angesichts der Bedrohung seitens der Fazendeiros sprach, die indigenes Land beanspruchen und zur Durchsetzung ihrer Interessen Pistoleiros beauftragen. "Es ist nicht leicht, den Pistoleiros gegenüberzutreten, zu dem zu kommen, was wir verloren haben, sich immer zu verstecken, um nicht vor der Zeit zu sterben³, sagte Joel, der sich der Lebensgefahr bewusst ist für all jene, die sich mutig und bestimmt für die Rückgewinnung ihres Landes einsetzen.

Bestürzung bei den Indios löste ein vorbeifahrendes Auto des Brasilianischen Umweltinstituts während des Festaktes aus. Das IBAMA weigert sich, Monte Pascoal als traditionelles Land der Pataxó anzuerkennen und will es zum Naturschutzgebiet erklären.

In ihren Reden bekundeten die Verbündeten der Pataxó ihre Solidarität mit den Indios und verurteilten die Vorgangsweise des IBAMA. "Dieser Versuch des IBAMA, wieder eine Direktorin einzusetzen, ist absurd. (...) Wir lassen nicht zu, dass Leute vom IBAMA hier alles zertreten (....). Wir hoffen, dass die Pataxó alle Eindringlinge zurückdrängen³, sagte Guga von ANAI/BA.

"Euer Einsatz hat für die indigenen Völker Brasiliens eine grosse Bedeutung (...). Eure Feinde bleiben nicht untätig. Sie ändern ihre Strategie (...). Es gibt keine Teilung der Leitung. Wir unterstützen die Front des Widerstandes und nicht das IBAMA³, so Jeferson von Lebendiges Land.

Der CIMI-Exekutivsekretär Egon Heck bekräftigte die Unterstützung und Solidarität für die Pataxó, die "ein Symbol für alle indigenen Völker sind und die allen Hoffnung geben, die dieses Land verändern wollen³.

Der FUNAI-Regionalverwalter Sandro kritisierte die Machenschaften des IBAMA, das unter den Indios Streit schüre. "Der Einsatz ist noch nicht beendet, er beginnt erst³.

Die Aussagen der Vertreter Pataxó waren alle sehr mutig und entschieden. Dio, der Kazike von Corumbauzinho warnte die Mitarbeiter des IBAMA, die nicht kommen sollen, "um die Indios zum Schweigen zu bringen³.

Lídio Matari, der Kazike von Piqui, bat die Anwesenden um Unterstützung, damit sich die Pataxó gegen die Pistoleiros verteidigen können und ihr Land zurückbekommen. "Wir werden mit dem Tod bedroht, wir leiden. Aber wir freuen uns, denn wir bekommen Kraft von Verwandten und Freunden³.

Timborana, der Kazike von Cahy berichtete vom Leid der Indios, die in Cumuruxativa die Rückgewinnung von Land vorbereiten. "Ich wurde mit Pistolen und von Banditen bedroht. Aber wir haben unseren Vater Tupã, der uns nicht sterben lässt. Wir müssen unseren Verwandten in Piqui beistehen.³

Joselito, ein anderer Vertreter, kritisierte jene Pataxó, die im April einen Vorschlag des IBAMA zur "Teilung der Leitung³ von Monte Pascoal unterzeichneten. "Wir dürfen keine dunklen Geschäfte machen. Früher täuschten sie unser Volk mit Spiegeln, heute bestechen sie uns mit Arbeit, Autos und Häusern³.

Auch die Frauen meldeten sich zu Wort. Marlene Pataxó bemerkte, dass auch die Frauen ihren Beitrag leisten. "Nicht nur die Männer erheben ihre Stimmen sondern auch wir. Ich bin Mutter von 13 Kindern und ich will nicht, dass andere hierher kommen. Wir haben das IBAMA vertrieben und warum sollen wir jetzt einen Feind in unser Haus lassen? Das gehört uns, das Recht ist auf unserer Seite. Wir sterben, aber wir lassen uns nicht vom Weg abbringen. Immer, wenn ein Indio stirbt, steigt unser Einsatz!³

Maria Licia, Mutter von fünf Kindern, rief die Pataxó zur Einheit auf. Sie berichtete von ihrem Zusammenstoss mit Pistoleiros, die sie am Kochen hinderten. "Wir nicht sind von gestern. Ihr habt uns aus dem Wald vertrieben und jetzt sind wir da³ schrie sie zu den Pistoleiros, die sie für die Zerstörungen beschimpfte, die im Auftrag der Fazendeiros gemacht wurden.

Die Pataxó beendeten die Manifestation mit einer öffentlichen Erklärung und wiederholten, dass "Monte Pascoal indigenes Land war, ist und immer sein wird³ und forderten von der brasilianischen Regierung "die Demarkierung unseres Gebietes Pataxó³.


Lula trifft indigene Vertreter des Landes

Wie bei den früheren Wahlen will der Kandidat der PT für die Präsidentschaft der Republik, Luiz Inácio Lula da Silva, die Forderung der indigenen Vertreter hören. Dazu geplant ist ein Treffen am 23.08. 2002 von 17:00-18:00 Uhr im Park von Mindu, in Manaus, der Hauptstadt von Amazonas. Die Indios werden unter anderem die dringende Demarkierung indigener Gebiete, Probleme der Gewalt und den Schutz der Biodiversität in Amazonien zur Sprache bringen.

Joel Braz Pataxó, einer der indigenen Vertreter, erklärte bei der jüngsten Manifestation, er wolle sich nicht nur in Bahia sondern auch in der indigenen Bewegung für die Kandidatur von Lula stark machen.

Brasília, 22. August 2002
Indianermissionsrat - CIMI


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