Info-Brief  Nr. 515


FUNAI-Präsident auf Druck von Senator Jucá entlassen

Am 06.06.2002 erfuhr der Geologe Glênio da Costa Alvarez aus dem Amtsblatt des Bundes von seiner Entlassung als FUNAI-Präsident. Von Justizminister Miguel Reale Jr, dem Alvarez unterstellt war, liegt noch keine Erklärung vor. Laut CIMI geht dieser Schritt auf den Kollisionskurs von Alvarez zur Regierung sowie zu Politikern und Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen in indigenen Gebieten zurück.

Am 05.06.2002 zitierte Fernando Henrique Cardoso Minister Miguel Reale Jr in sein Kabinett und forderte die Abberufung von Glênio Alvarez, die der Minister unverzüglich in die Wege leitete.

Durch zwei jüngste Ereignisse hat sich Glênio den Unmut der indigenen Gegner zugezogen. Vor zwei Wochen ordnete der Justizminister kurz nach einem Gespräch mit den Bundesabgeordneten Gervásio Silva (PFL), Antônio Carlos Konder Reis (PFL) und Hugo Biehl (PPB), Bekämpfer der indigenen Rechte, die Aufhebung der von Alvarez festgelegten Identifizierung des Gebietes Araça í (SC) an. Weiters sprach sich die FUNAI am 04.06.2002 gegen das von Romero Jucá (PSDB-RR) vorgelegte Gesetzesprojekt Nº 1610/96 aus, das die indigenen Gebiete uneingeschränkt für den Bergbau öffnet. Die Position der FUNAI vertrat der Abteilungsleiter für Indigenen Besitz und Umwelt, Wagner Sena, bei der technischen Sitzung der Kommission für die Verteidigung des Konsumenten, der Umwelt und Minderheiten, bei der das im Senat bereits angenommene Projekt analysiert wurde.

In seinem Kommentar zur Entlassung von Alvarez bestätigte Wagner Sena, dass dieses Projekt die Rechte der Indios verletzt und sich über die Bewahrung der Umwelt hinwegsetzt³. Nachdem die Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen - ausgenommen die Nationale Abteilung für Bergbau - bei der technischen Sitzung gegen das Projekt waren, versprach der Präsident der Kommission, Abgeordneter Pinheiro Landim (PMDB-CE), das Projekt von der Tagesordnung zu nehmen. Nun kündigte er seine Behandlung für die kommende Woche an.

Unterschiedliche Interessen vertraten Glênio Alvarez und Romero Jucá bereits Mitte der 1980er. Jucá förderte die Invasionen von Garimpeiros in Gebiete der Yanomami, die in einer Tragödie mit grossen menschlichen Verlusten für das Volk endeten. Der damalige FUNAI-Mitarbeiter Alvarez war 1991 verantwortlich für die Demarkierung der Gebiete der Yanomami.

Unter dem FUNAI-Präsidenten Romero Jucá (Mai 1986 bis September 1988) öffnete das Organ die indigenen Territorien für den Holzhandel, den Bergbau und die Garimpeiros. Nicht zufällig wurde Jucá nach seinem Abgang von der FUNAI am 15.09.1988 von Präsident José Sarney mit dem Amt des Gouverneurs des damaligen Bundesterritoriums Roraima belohnt. Seither machen Jucá und seine Frau Tereza politische Karriere in dem zum Bundesstaat gewordenen Roraima.

Der Abteilungschef Handwerk der FUNAI, Otacílio Antunes dos Reis Filho, wird laut Justizministerium der Nachfolger von Alvarez. Er gehörte zum Team von Jucá und geniesst dessen Vertrauen.


Erfolg für Guarani-Kaiowá von Cerro Marangatu

Die Indios Guarani-Kaiowá von Cerro Marangatu in Mato Grosso do Sul können sich wieder über einen Erfolg bei Gericht freuen. Am 28.05.2002 wies der stellvertretende Bundesrichter Roberto L. dos Santos Filho das von Invasoren angestrengte Verfahren zur Reintegration von Besitz ab. Gemäss der Bundesverfassung hat der Richter das ursprüngliche Recht der Guarani-Kaiowá anerkannt. Die noch nicht erfolgte Demarkierung sah er nicht als Begründung für die Verhinderung des ständigen Besitzes der Indios an.

Eine Woche zuvor hob Bundesrichterin Marianina Galante das Gutachten zum Stopp des Verfahrens der Demarkierung auf. Infolge dieser richterlichen Entscheidung kann die Demarkierung weitergeführt werden, sobald das Justizministerium den deklaratorischen Erlass veröffentlicht, mit den Einzelheiten für die Grenzsteinlegung auf jenen 9.300 ha, die von der FUNAI-Technikergruppe als traditionell indigen besetzt identifiziert wurden.

Brasília, 06. Juni 2002
Indianermissionsrat - CIMI


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