Info-Brief  Nr. 521


Bundesregierung löst FUNASA auf

Am 19.02.2002 wurde landesweit durch die Medien bekannt, dass die bisher für die Umsetzung der Indigenen Gesundheitspolitik verantwortliche Nationale Gesundheitsstiftung (FUNASA) offiziell durch die Bundesagentur für Vorbeugung und Kontrolle von Krankheiten (APEC) ersetzt wurde. Gemäss der im Amtsblatt des Bundes veröffentlichten Provisorischen Massnahme Nr. 33 wird das System der Indigenen Gesundheit dem Gesundheitsministerium unterstellt und von der APEC kontrolliert.

Die Auflösung der FUNASA entspringt der neoliberalen Orientierung der Regierung Fernando Henrique Cardoso, die Regierungsstrukturen durch Kontrollagenturen ersetzt. Die befremdliche Vorgangsweise bedeutet Unsicherheit für die Indigenen Sondersanitätsdistrikte (DSEI). Für die Mitarbeiter ist die Zukunft der Distrikte, der Ausbildung der indigenen Gesundheitsagenten, der Häuser des Indio für dringende Behandlungen und der Spitäler für Indios unklar.

Unter der Regierung Fernando Collor de Mello (1990-1992) erfolgten erstmals durch die Dezentralisierung negative Eingriffe in die indigene Gesundheitsbetreuung. Zuvor in den Händen der FUNAI wurden das Gesundheits- und Bildungswesen dem jeweiligen Ministeriun übertragen. Das Gesundheitsministerium hat daraufhin die ministeriell unabhängige FUNASA mit den Aufgaben betraut. Auch die FUNAI hat wie ein Sektor der Gesundheit agiert. In den Regionen wandten sich Mitarbeiter und Indios an beide Organe. Das führte zu Kompetenzstreitigkeiten und Verwirrungen.

Der CIMI warnt seit einiger Zeit vor der Auslagerung der indigenen Gesundheitsdienste. Die Regierung ist mit der Gründung von Indigenen Sondersanitätsdistrikten zwar einer Forderung der Indios nachgekommen, hat aber gleichzeitig auf der Grundlage von Verträgen mit dem Gesundheitministerium die Gesundheitsbetreuung etwa Nicht-Regierungs-Organisationen oder Gemeinden übertragen.

Beschwerden und Probleme haben zugenommen. Die indigenen Völker klagen über Korruption, Zweckentfremdung von Einrichtungen, Untätigkeit, Inkompetenz und Vorurteile. Erst letzte Woche wurde der CIMI wieder über Missstände informiert. Der Indianerrat von Roraima (CIR) befürchtet infolge von Budgetkürzungen und einer Vereinheitlichung des Lohnsystems die Entlassung vieler Mitarbeiter.

Das Ende der FUNASA bedeutet Ungewissheit für die indigene Gesundheit. In den Aldeias ist man sehr besorgt. Diese Woche haben rund 250 Indios von 42 Völkern aus den Bundesstaaten des Nordostens, aus Minas Gerais und Espírito Santo in Caruaru (PE) über die indigene Gesundheitsbetreuung beraten und Strategien überlegt, um der veränderten Politik der Bundesregierung besser zu begegnen.


Indios Pataxó fürchten sich vor Pistoleiros

In der Aldeia Caí in der Gemeinde Prado, im Süden von Bahia, herrscht Angst. Vom Fazendeiro Vítor Dakeche angeheuerte Pistoleiros haben das Dorf angegriffen und das Leben des Kaziken Francisco Timborana seine Frau Jovita Maria und ihre 13 Kinder bedroht. Die Grossgrundbesitzer der Region sind gegen die Demarkierung des indigenen Gebietes. In den Morgenstunden feuerten mehrere Männer auf Pferden Schüsse auf das Haus von Timborana. Die Familie ist gezwungen, das Haus nicht zu verlassen, das von etwa 60 Indios abwechselnd rund um die Uhr bewacht wird.

Die Pataxó haben diese Aldeia im April 2000, während der Indigenen Konferenz in Coroa Vermelha, zurückgewonnen. Damals versuchte Vítor Dakeche die Gemeinschaft mit Waffengewalt zu vertreiben. Dieser Angriff löste internationale Empörung aus. Seither leiden die Indios unter Beleidigungen, illegalen Verhaftungen und physischen Aggressionen. Der erschwerte Zugang zur Aldeia fördert Konflikte. Der Druck gegen die Gemeinschaft und den Kaziken steigt.

Am 11.02.2002 sind über 30 Pistoleiros in die Aldeia eingedrungen und treiben jede Nacht bis in die Morgenstunden gewaltsame Unwesen. Nicht nur die Indios sondern auch die Einwohner der Siedlung Cumuruxatiba sind verschreckt. Die Bundespolizei, die FUNAI und die Staatsanwaltschaft wurden informiert. Beamte der Bundespolizei waren nur einige Stunden vor Ort, obwohl die Pataxó polizeilichen Schutz forderten. Die Indios drängen auf die Verhaftung der Verantwortlichen für diese Welle der Gewalt sowie die Veröffentlichung des anthropologischen Berichts der Identifizierung des Landes seitens der FUNAI, damit die Demarkierung weitergeführt werden kann.

Brasília, 21. Februar 2002
Indianermissionsrat - CIMI


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