Info-Brief  Nr. 496


Spannungen im indigenen Gebiet Cerro Marangatu

Die Bundesrichterin von Dourados, Janete Lima Miguel, hat ein neues Gutachten zur Reintegration von Besitz erlassen, das die Vertreibung der Kaiowá aus dem Gebiet Cerro Marangatu bis 30. Januar 2002 anordnet. Infolge der Nachricht sind die Spannungen in Antônio João (Bundesstaat Mato Grosso do Sul) gestiegen. Die Kaiowá haben das Territorium 1998 zurückgewonnen, 50 Jahre nach der Invasion durch den Fazendeiro Pio Silva. Er ist der Vater von Dárcio Queiroz, Präfekt der Gemeinde. Rund 500 Indios halten sich in dem Gebiet auf, das die Fazenda Fronteira für sich beansprucht. Weitere indigene Vertreter sind gekommen, um den Widerstand zu unterstützen. Die Kaiowá wollen den Abzug des Fazendeiros.

Nachdem diese Woche eine indigene Kommission in Brasília mit der FUNAI und der Generalstaatsanwaltschaft der Republik verhandelte, bemühen sich die FUNAI und die Staatsanwaltschaft der Republik beim Regionalen Bundesgericht in São Paulo um eine Aufhebung der richterlichen Anordnung. Die Indios wollen die Abwendung ihrer Vertreibung und die Veröffentlichung des Erlasses zur Demarkierung ihres Gebietes seitens der FUNAI. Das ist heuer bereits der zweite Versuch, die Kaiowá von Cerro Marangatu zu vertreiben. Am 10.01.2002 hat der Richter vom Regionalen Bundesgericht, Gilberto Jordan, das Ergebnis der Anordnung von Bundesrichter Pedro Pereira dos Santos, Stellvertreter in Dourados, ausser Kraft gesetzt. Die aufgebrachten Fazendeiros legten Berufung ein und erwirkten eine neue Reintegration von Besitz.

Die Guarani und Kaiowá wurden zwischen 1940 und 1950 gewaltsam von Cerro Marangatu vertrieben. Damals hat der Fazendeiro Pio Silva ein Gebetshaus angezündet. Rund 20 Indios, darunter mehrere Kinder, kamen ums Leben. Diese Geschichte erzählen die Ältesten, die 1998 die Rückgewinnung erlebten. Der älteste Kaiowá ist 125 Jahre alt. Auf dem Territorium befindet sich auch ein indigener Friedhof.


Versuchter Anschlag auf indigenen Gemeinderat

Der Gemeinderat Agnaldo dos Santos (PT), bekannt als Agnaldo Pataxó, entkam in der Nacht des 22.02.2002 einem Hinterhalt. Agnaldo war mit zwei Indias und einem Indio unterwegs von Pau Brasil in die Aldeia. Sie beobachteten einige Personen aus dem Umkreis von Durval Santana, Ex-Präfekt von Pau Brasil. Zwei Männer auf Motorrädern verfolgten sie und verschwanden in den Wald. Nach etwa 500 m stoppte ein Kleinlastwagen an einer Kreuzung. Agnaldo Pataxó reduzierte die Geschwindigkeit und erkannte Nizan, den Schwiegersohn des Präfekten, hinter dem Steuer. Der Indio versuchte, heil in die Aldeia zu gelangen.

Unsicherheit prägt das Leben der Pataxó Hã-Hã-Hãe. Seit über 20 Jahren kämpfen sie für die Demarkierung der 54.000 ha von Caramuru-Catarina-Paraguassu. Die eingedrungenen Fazendeiros züchten Vieh und pflanzen Kakao. Im Oktober 2001 haben die Indios 66 der Fazendas zurückgewonnen, um die Demarkierung zu beschleunigen. Am 02.01.2002 wurde Milton Matos, ein Indio ihrer Gemeinschaft, ermordet. Die Bundespolizei hat die Region Ende des Vorjahres verlassen. Die Indios klagen über die Anwesenheit von Pistoleiros und Morddrohungen gegen den Gemeinderat, gegen den Kaziken Gérson Melo sowie gegen indigene Vertreter. Der Bundesabgeordnete Walter Pinheiro (PT-BA) forderte von Justizminister Aloysio Nunes Pereira die Rückkehr der Polizei. Die Pataxó Hã-Hã-Hãe warten seit 19 Jahren auf die Entscheidung des Obersten Bundesgerichtes im Verfahren der Nichtigkeit von Besitztiteln.

Brasília, 24.01.2002
Indianermissionsrat - CIMI


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