Info-Brief  Nr. 495


Comboni Missionare unterstützen indigene Völker

Die Comboni Missionare der Provinz Brasilien-Nordosten tagten vom 08.-13.01.2002 in São Luís (Bundesstaat Maranhão) und verabschiedeten einen Offenen Brief zum Thema der heurigen Kampagne der Geschwisterlichkeit. Sie lobten den Widerstand der indigenen Völker und bekräftigten ihre Verpflichtung zum missionarischen Dienst zur Verteidigung dieser Völker. Gleichzeitig verurteilten sie die Bestrebungen jener gesellschaftlichen Sektoren, die ein Leben der Indios in Würde und Frieden verhindern. In der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. wurde der Orden vom Italiener Daniel Comboni gründete, der heute in 30 Ländern wirkt. In den 1950er Jahren kamen die Patres nach Brasilien und stellten sich vor allem in den Dienst der Ausgeschlossenen. In ihrem Offenen Brief kritisierten die Missionare die brasilianische Regierung und deren Umgang mit den indigenen Völkern.

Die Comboni unterstrichen die Fähigkeit der indigenen Völker der offiziellen indigenen Politik des Genozids und der Integration zu trotzen. Sie suchen und finden neue Formen des Überlebens sowie der physischen und kulturellen Reproduktion. Statt sie endgültig in eine Situation der Angst und Mutlosigkeit zu drängen, sollten sie befähigt werden, allen Formen des Ausschlusses und der Unmenschlichkeit widerstehen zu können . Die Missionare beklagten die heuchlerische Haltung von Unternehmen und Institutionen, die lautstark die Verteidigung der Umwelt, ethnischer Minderheiten und die nachhaltige Entwicklung verkünden und gleichzeit Invasion, Raub und Zerstörung von indigenen Territorien fördern und dadurch das Überleben zahlreicher Völker gefährden.

Laut den Comboni folge die Bundesregierung der gleichen Logik wie grosse finanzielle Institutionen und Wirtschaftsgruppen. Es fehle an politischen Entscheidungen, um die in der Verfassung festgelegte Verpflichtung der Demarkierung und des Schutzes aller indigenen Gebiete zu erfüllen.

Als Beispiel verwiesen sie auf das indigene Territorium Awá in den Gemeinden Bom Jardim und Zé Doca (MA), das trotz eines ministeriellen Erlasses im Jahr 1993 noch immer nicht demarkiert ist. In dem Gebiet, das von landwirtschaftlichen Betrieben und Holzunternehmen invadiert ist, leben die Indios Guajá, die kaum oder keine Kontakte zu der sie umgebenden Gesellschaft unterhalten. Nur weil es an politischem Willen fehlt, beeinflusst durch wirtschaftliche Interessen einiger lokalen Eliten, ist das Land für die Guajá bis heute nicht demarkiert , heisst es im Offenen Brief.


Survival klagt Brasilien bei den Vereinten Nationen an

Die Nicht-Regierungs-Organisation SURVIVAL International, mit Sitz in Grossbritannien, klagt die brasilianische Regierung und die Gesellschaft Vale do Rio Doce bei der Kommission für Menschenrechte der Vereinten Organisationen wegen der unerfüllten Demarkierung des Gebietes Awá an.

Das Bergbauunternehmen und die Regierung erhielten von der Weltbank und europäischen Ländern rund USD 900 Millionen für die Untersuchung der vorhandenen Eisenerzvorräte in Carajás, unter der Bedingung, die Grenzen des indigenen Gebietes anzuerkennen und zu demarkieren. Diese Auflage wurde nicht erfüllt. Den Guajá droht die Gefahr der Auslöschung aufgrund der Invasionen. Auf dem Gebiet Awá gibt es 276 private Anwesen. Es fehlt der politische Willen , erklärte Stefan Tobler, der Vertreter von SURVIVAL.

Brasília, 17.01.2002
Indianermissionsrat - CIMI


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