Info-Brief  Nr. 493


Trauer zum Jahresbeginn bei den Pataxó Hã-Hã-Hãe

Der Pataxó Hã-Hã-Hãe Milton Matos Silva, 46 Jahre, wurde am 02.01.2002 in der Region Ourinho in Pau Brasil (Bahia) erschossen. Der als Milton Saúba bekannte Indio besetzte die zurückgewonnene Fazenda des Invasor Joel Brito, der mit anderen 21 Fazendeiros der Region die von der FUNAI vorgeschlagenen Verhandlungen ablehnte und im Dezember 2001 bei Gericht ein Gutachten der Reintegration von Besitz erwirkte. Der Fazendeiro war aufgebracht über die Entscheidung des Gerichts in Salvador, gemäss der das Gutachten nicht auszuführen sei.

Die Fazenda von Joel Brito gehört zu den 66 Anwesen, die indigenes Gebiet beanspruchen, das den Pataxó Hã-Hã-Hãe im Oktober 2001 zurückgewonnen wurden, um die Bodenregulierung von Caramuru-Catarina-Paraguassu zu beschleunigen.

Zur Tatzeit besetzte Milton Matos mit seiner Frau Iraci Trajano und seinem Sohn Beu die Fazenda. Gegen acht Uhr morgens, wie die Angehörigen berichteten, ging Milton in den Stall, als Pistoleiros aus dem Hinterhalt auf ihn schossen und danach die Flucht ergriffen.

Trotz Aufforderung der Indios und der Staatsanwaltschaft weigerten sie die Beamten der Militär-, Bundes- und Zivilpolizei, die Leiche zu bergen. Die Pataxó Hã-Hã-Hãe und der Chef des FUNAI-Posten wurden gezwungen, den Toten nach Pau Brasil zu bringen, von wo er nach acht Uhr abends nach Itabuna ins polizeiliche Leichenschauhaus gebracht wurde.

Bisher hat weder die Bundes- noch die Militärpolizei am Tatort ermittelt, auch kam keine Verstärkung der Militärpolizei nach Pau Brasil. Einige Indios beobachten noch die Fazendas.

Nach der Rückgewinnung der Fazendas in der Region Ourinho und Água Vermelha haben die Morddrohungen gegen indigene Vertreter zugenommen. Seither sind morgens in der Umgebung des jüngsten Tatortes häufig Schüsse zu hören. Unter Berufung auf diese Tatsachen haben die Indios schon mehrfach Bundespolizisten angefordert.

CIMI hat keine Zweifel, dass die Ermordung von Milton Matos im Zusammenhang mit der Wiedererlangung des Territoriums von 54.000 ha steht. Der Landkonflikt mit vielen Toten dauert nunmehr 20 Jahre und nahm seinen Anfang 1982, als rund 100 Familien die Fazenda São Lucas zurückgewonnen haben. Ihr Land war damals von über 300 Fazendeiros invadiert, die in den Gemeinden Camacã und Itajú do Colônia Kakao pflanzten und Vieh züchteten.

Die Pataxó Hã-Hã-Hãe haben unermüdlich bei der Bundesjustiz ihrer Rechte eingemahnt. Im November 2001 waren sie in Brasília, forderten die Bestrafung der Mörder von Galdino Jesus dos Santos und stellten das Verbrechen in Zusammenhang mit der Untätigkeit der Justiz bei der Lösung des Landkonfliktes. Seit 1982 steht das von der FUNAI angestrengte Verfahren zur Nichtigkeit von Besitztiteln zur Behandlung beim Obersten Bundesgericht zur Behandlung an. Diese Nachlässigkeit ist ein Hauptgrund für die Konflikte und die Begünstigung der Fazendeiros seitens der Regierung des Bundesstaates von Bahia.

Nach dem Attentat befürchtet die Gemeinschaft Pataxó Hã-Hã-Hãe weitere Angriffe von Pistoleiros. Die indigenen Vertreter und der CIMI fordern die sofortige Anwesenheit der Bundespolizei und der FUNAI-Regionalverwaltung in Eunápolis sowie die Aufklärung dieses Verbrechens und die Verhinderung neuer Gewaltakte gegen die Indios.

Die indigene Gemeinschaft fordert wieder vom Obersten Bundesgericht die rasche Erledigung des Verfahrens der Nichtigkeit von Besitztiteln, um die Gewalt in der Region zu beenden.

Brasília, 3. Januar 2002
Indianermissionsrat - CIMI


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