Info-Brief  Nr. 491

Mörder von Vicente Canhas bald vor Geschworenengericht

Eines der grausamsten Verbrechen gegen Verteidiger der indigenen Rechte wird nun doch vor Gericht kommen, obwohl die Ermordung des Jesuiten und CIMI-Missionars Vicente Canhas bereits 14 Jahre zurückliegt, die Polizei sehr nachlässig untersuchte und Beweise verschwunden sind. Jeferson Schneider, Richter der 2. Kammer des Bundesgerichts, hat gegen vier der sieben Beschuldigten Anklage erhoben. Der Prozess wird im nächsten Jahr in Cuiabá, im Bundesstaat Mato Grosso, stattfinden. Auf der Anklagebank sitzen werden der Grossgrundbesitzer Pedro Chiquete, der Ex-Kommissar der Zivilpolizei von Juína, Ronaldo Antônio Osmar, und die Pistoleiros José Vicente da Silva sowie Martinez Abadio da Silva.

Vicente Canhas wurde vermutlich am 06.04.1987 in seiner Hütte am linken Ufer des Juruena, im indigenen Gebiet Enawenê Nawê, zwischen den Gemeinden Juína und Campo Novo do Parecis, ermordet. Die Leiche mit zertrümmertem Schädel und von Kugeln durchsiebt wurde erst etwa 40 Tage später vom CIMI-Mitarbeiter Sebastião Moreira gefunden.

Die Aufklärung der Tat gestaltete sich schwierig. Der für die Untersuchung verantwortliche Kommissar der Zivilpolizei, Ronaldo Antônio Osmar, wurde beschuldigt, Pistoleiros für die Ermordung von Canhas angeheuert zu haben. Ein Grossgrundbesitzer zahlte für die Tat. Die polizeilichen Ermittlungen dauerten sechs Jahre und es schien, als würden die Verbrecher wieder straffrei ausgehen. Daneben passierten sonderbare Dinge. Zum Beispiel verschwanden 1989 Gewebeproben und der Schädel aus dem Gerichtsmedizinischen Institut in Belo Horizonte. Der Schädel wurde von einem Kind auf einem öffentlichen Platz in der Hauptstadt von Minas Gerais gefunden und von den Jesuiten im Schliessfach der Kirche São Benedito aufbewahrt. Zufällig versuchte man einige Tage später den Schädel zu stehlen. Die Gewebeprobe blieb bis heute unauffindbar.

Aus Sorge über die Entwicklung des Falles stellte der CIMI mit Hilfe des Strafrechtlers und Bundesabgeordneten, Luís Eduardo Greenhalgh (PT-SP), von 1988 bis 1989 eigene Untersuchungen an. Mit Unterstützung der Indios gelang es die Schuldigen und deren Motive für das Verbrechen auszuforschen. CIMI wandte sich weiters an die Bundesstaatsanwaltschaft, die eine Übertragung des Falles an das Bundesgericht erwirkte. Für den Prozess gibt es noch keinen genauen Termin. Die Hoffnung auf Gerechtigkeit ist gross.

Ein Volk im Nordosten besinnt sich wieder seiner Tradition

In der Gemeinde Inhapi, 350 km von Maceió (Bundesstaat Alagoas) entfernt, pflegt eine Gemeinschaft mit mehr als 100 Familien wieder ihre indigenen Traditionen und Riten. Die als Koiupanká anerkannten Indios präsentierten sich bei einem Fest am 11. und 12.12.2001. Gemeinsam mit anderen Völkern und Vertretern von Basisbewegungen tanzten sie den Toré und stellten den Widerstand der indigenen Völker im Nordosten dar. Bei diesem Ritual werden einige Männer als spirituelle Führer ausgewählt, um rund um die Aldeia zu tanzen. Sie tragen ein langes Gewand aus Strohgeflecht, bekannt als croá . Das Ritual verweist auf die Pankararu, ein Volk im Bundesstaat Pernambuco. Laut Koiupanká wurden sie von Viehzüchtern etwa um 1883 aus Pernambuco vertrieben. Es ist das vierte Volk, das sich in den letzten Jahren wieder zu seinen indigenen Wurzeln bekennt: die Kalankó (1989), die Karuazu (1999) die Catokim (2001) und jetzt die Koiupanká haben alle eine Geschichte des Widerstandes und der kulturellen Unterdrückung. Um zu überleben, mussten sie ihre indigene Kultur verleugnen. In Alagoas leben derzeit zehn indigene Völker.

Brasília, 12. Dezember 2001
Indianermissionsrat - CIMI




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