Info-Brief  Nr. 486

Zeugenanhörung im Mordfall Galdino

Am dritten Prozesstag im Mordfall von Galdino Jesus dos Santos wurden im Gericht des Bundesdistrikts vier Zeugen der Anklage vernommen. Den Anfang machte die Ärztin Maria Célia Martins Bispo. Sie behandelte Galdino im Regionalen Spital Asa Norte in Brasília und war am 20.04.1997 die letzte Person, die mit Galdino sprach. Nairo Euclides dos Santos Magalhães beobachtete die flüchtenden Verbrecher und verfolgte sie mit seinem Auto. Seine Freundin Tatiana Barso Barreiras notierte das Nummernschild des Wagens der Angeklagten. Danach begab sich Nairo wieder an den Tatort und löschte mit dem Feuerlöscher seines Autos die Flammen. Als dritte Zeugin wurde Tatiana Barso Barreiras gehört.

Die drei Aussagen erschütterten die Angaben der Angeklagten, die Decke von Galdino habe Feuer gefangen. Die Ärztin berichtete von einer grossen Menge Flüssigkeit über dem Körper von Galdino. Diese Information steht im Gegensatz zur Aussage der Täter, die nur einige Tropfen Alkohol verschüttet haben wollen.

Die Pataxó Hã-Hã-Hãe sind empört über Richterin Sandra de Santis, die weiterhin die Verteidigung unterstützt. Mit Bestürzung beobachtete Minerva de Jesus, die Mutter von Galdino, das die Richterin während der Zeugenbefragung mehrmals lachte. Es scheint, dass sie wenig Erfahrung hat. Wenn man etwas Schlimmes und Trauriges hört, lacht man nicht. Man bleibt ernst, meinte Minerva.

Bestürzt auf eine falsche Information der Richterin an die Gerichtsschreiberin reagierte auch das Plenum des Gerichts und korrigierte die Information. Die Zeugen wurden von der Richterin, der Staatsanwältin, der Verteidigung und von den Geschworenen - vier Frauen und drei Männer - befragt.

Der CIMI ist besorgt über die Parteilichkeit von Richterin Sandra de Santis, die eher als Anwältin der Verteidigung denn als unabhängige Richterin auftritt. Wir befürchten, dass diese Haltung die Geschworenen beeinflussen könnte, erklärte CIMI-Sekretär Roberto Liebgott.

Die Befragung der Zeugen wird den ganzen Tag über fortgesetzt. Falls sie am 08.11. abgeschlossen werden, beginnt tags darauf die Debatte zwischen Verteidigung und Anklage. Voraussichtlich wird das Urteil erst am Morgen des 09.11.2001 bekannt gegeben.

Pataxó Hã-Hã-Hãe übergaben Unterschriftenlisten

Eine Kommission von zehn Pataxó Hã-Hã-Hãe verliess das Gericht für eine Audienz mit Minister Nelson Jobim vom Obersten Bundesgericht, um mehr als 20.000 Unterschriften der Internationalen Kampagne für die Demarkierung des indigenen Gebiets Caramuru-Catarina-Paraguassu in Pau Brasil, im Süden von Bahia, an Jobim und den Berichterstatter des Verfahrens der Nichtigkeit von Besitztiteln, das im Obersten Bundesgericht seit 1982 zur Behandlung ansteht, zu übergeben. Die Unterzeichner fordern den raschen Abschluss dieses Verfahrens, um die Bodenregulierung in Angriff nehmen zu können.

Die Pataxó Hã-Hã-Hãe wurden vom CIMI und den Bundesabgeordneten Jacques Wagner (PT-BA), Luiz Alberto (PT-BA) und Walter Pinheiro (PT-BA) begleitet. Die Indios erklärten gegenüber dem Minister, dass die Spannungen und die Gewalt in der Region zugenommen haben und der Abschluss des Verfahrens dringender denn je sei. Im Namen des Volkes Pataxó Hã-Hã-Hãe fordern wir, dass dieses Gericht mehr auf die Stimme jener hört, die sich mit unserem Einsatz solidarisieren. Minister Jobim versprach den indigenen Vertretern die Behandlung des Verfahrens bis Ende des Monats.

Brasília, 8. November 2001
Indianermissionsrat - CIMI




.. zurück zum Überblick


Inhaltliche Rückfragen zum Text (am besten auf Portugiesisch oder Englisch) an e-mail:



Webmaster dieser Seite ist Pro REGENWALD

Wir freuen uns über Kommentare und Anfragen insbesondere über Rückmeldungen von potentiellen UnterstützerInnen - schicken Sie doch jetzt eine