Info-Brief  Nr. 484

Spannungen in Pau Brasil

Am Morgen des 24.10.2001 wurden die Pataxó Hã-Hã-Hãe in Pau Brasil im Süden von Bahia erneut Opfer eines Konfliktes. Vermummte Pistoleiros schossen auf die Indios, weil sie das Gebiet der Fazenda von Durval zurückgewonnen haben. Der Ex-Präfekt von Pau Brasil gilt als Invasor in das Gebiet Caramuru Catarina Paraguassu. Es war der zweite Angriff der Pistoleiros, die zudem einige Häuser in Brand setzten, um die Nutzung durch die Indios zu verhindern. Erst nach wiederholtem Drängen entsandte das Justizministerium Bundespolizisten in die Region.

Am 23.10.2001 war der Staatsanwalt der Republik in Ilhéus, Márcio Torres, im indigenen Gebiet, um mit den Indios und den Fazendeiros zu verhandeln. Sollte die FUNAI keine Lösung für das Problem finden, drohen die Fazendeiros mit der gewaltsamen Vertreibung der Pataxó. Innerhalb von 90 Tagen müssen die Bodenerhebungen durch das indigene Organ abgeschlossen werden. Angesichts des angespannten Klimas während der letzten Tage scheint diese Frist unhaltbar zu sein. Der Staatsanwalt der Republik beantragte eine bundespolizeiliche Untersuchung zur Aufklärung der Verantwortlichen der jüngsten Gewaltakte.

Die Fazendeiros von Pau Brasil lehnen die Demarkierung von Caramuru Catarina Paraguassu ab. Vor über 30 Jahren erhielten sie illegale Landtiteln von der Regierung des Bundesstaates. Im Jahr 1982 beantragte die FUNAI ein Verfahren der Nichtigkeit von Besitztiteln, das bis heute beim Obersten Bundesgericht zur Behandlung ansteht. Es handelt sich um 54.100 ha Land, von dem die Indios bisher 30 % zurückgewonnen haben. Die Pataxó Hã-Hã-Hãe machen die Justiz und die FUNAI für die gewalttätige Situation verantwortlich. Einige Fazendeiros haben das Recht der Indios auf ihr Land bereits anerkannt und das Gebiet nach der Zahlung der Entschädigung verlassen. Die FUNAI begann mit den Grunderhebungen und zahlte Entschädigung, stellte diese aber ohne Erklärung ein. Laut den indigenen Vertretern gingen die Angriffe der letzten Tage von Grossgrundbesitzern aus. Unterstützung erhielten sie von dem als antiindigen bekannten Präfekten von Pau Brasil, José Augusto dos Santos Filho (Zé de Dezinho).

In Brasília bemüht sich eine indigene Kommission um Verhandlungen mit der Bundesregierung. Sie steht im Kontakt mit FUNAI-Präsident Glênio Alvarez. Der Referent des Justizministeriums, Sérgio Leitão verweigerte einen Termin. CIMI wirft der Bundesregierung Untätigkeit und Missachtung der indigenen Probleme im Süden von Bahia vor.

Bundesdistrikt ehrt Bischof Pedro Casaldáliga

Die Kirche Unserer Lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe in Taguatinga (DF) war zu klein für die Gäste, die zur Feier gekommen waren. Am 23.10.2001 erhielt der Bischof der Prälatur São Félix do Araguaia, Dom Pedro Casaldáliga, den Titel Ehrenbürger von Brasília. Die Auszeichnung hat der Abgeordnete Paulo Tadeu (PT-DF) in die Wege geleitet. Landlose, Indios, Schwarze, pastorale Mitarbeiter, Menschenrechtsaktivisten und viele Politiker ehrten den Bischof, der während der Militärdiktatur für seinen Einsatz für die Ausgeschlossenen verfolgt wurde. Der Ehrentitel wurde Dom Pedro am 30. Jahrestag seiner Bischofsweihe verliehen. Der 73-jährige Casaldáliga stammt aus Balsanery, Barcelona, gehört dem Orden der Claretiner an und wirkt seit mehr als 30 Jahren in Brasilien. Sein Leben stellte er seither in den Dienst der Prälatur, der Armen und der Anliegen Ameríndias.

Brasília, 25. Oktober 2001
Indianermissionsrat - CIMI




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