Info-Brief  Nr. 480

Steigende Gewalt gegen indigene Völker in Pernambuco

Im Verlauf dieses Jahres wurden im Bundesstaat Pernambuco die meisten Gewalttaten gegen die indigenen Völker verübt, entweder durch Mitarbeiter der öffentlichen Hand oder durch Privatpersonen. Am 30.09.2001 erfolgte die Verhaftung des Indio Truká Admilson dos Santos (Dena). Die gegen ihn erhobenen haltlosen Beschuldigungen dienen lediglich dazu, den Prozess der Regulierung des traditionellen Landes zu verhindern, auf den die Truká schon seit Jahren drängen. Richterin Maria Secundia vom Gericht in Cabrobó hat weitere acht Haftbefehle ausgestellt.

Die im Bundesstaat elf lebenden Völker sind Opfer einer gewaltsamen Kolonisierung, die bis in die Gegenwart andauert. Der von den Invasoren verursachte Landkonflikt ist begleitet von Morddrohungen sowie physischen und moralischen Angriffen gegen die Indios und deren Vertreter. Die Grausamkeit ist schockierend. Im Januar 2001 hat die Militärpolizei zwei Truká widerrechtlich verhaftet und getötet. Ihre Leichen waren verkohlt. Im August ist der Vertreter Xukuru, Francisco de Assis Santana (Chico Quelé) einem hinterhältigen Mord innerhalb des traditionellen Gebietes zum Opfer gefallen. Auftraggeber waren Fazendeiros.

Die Völker Xukuru und Truká, die 300 km und 700 km von Recife, der Hauptstadt von Pernambuco, entfernt leben, führen seit Jahren einen unermüdlichen Kampf gegen die mächtigen Grossgrundbesitzer, die ihre Territorien beanspruchen. Ende 1999 erreichten die Truká den Abzug aller Invasoren von ihrem Gebiet. Die FUNAI musste nur die Entschädigungen zahlen. Im Gebiet Xukuru hat man jüngst mit den Auszahlungen für die in gutem Glauben vorgenommenen Einrichtungen und dem Abzug der Invasoren begonnen. In beiden Fällen sind Familien des sogenannten Landadels von Pernambuco betroffen, die gewaltsam gegen die Indios vorgehen und dabei von den Mächtigen im Bundesstaat unterstützt werden.

Diese Sektoren reagieren mit aller Brutalität und schrecken auch nicht zurück, die Indios zu kriminalisieren, wie es in anderen Regionen bereits geschehen ist. Man erfindet Anklagen und bezichtigt die Indios vermeintlicher Verbrechen. Aufgrund der falschen Beschuldigungen folgen Strafverfahren und illegale Verhaftungen für die Indios. Die Vertreter Xukuru wurden vielfach Opfer von Verleumdungen. Um der illegalen Festnahme zu entgehen, haben sie sich auf Habeas Korpus berufen. In der Vorwoche erhielt der Bischof der Diözese Pesqueira, in der sich das Gebiet Xukuru befindet, Telefonate mit Morddrohungen. Man legte ihm nahe, die geplante Kapelle im indigenen Gebiet nicht zu bauen. Die Anrufer versuchten Bischof Bernardino Marchió zu überzeugen, dass die Drohungen von den Indios ausgehen.

Für den CIMI gibt es keine Zweifel, dass diese Kampagne wieder von den Invasoren ausgeht. Mit allen Mitteln wollen sie die katholische Kirche gegen die Indios aufhetzen, damit diese geschwächt werden. Ähnlicher Mittel bediente man sich auch 1997, als ein Brief mit angeblichen Verbrechen, begangen vom Kaziken der Xukuru und anderen Vertretern, an das Justizministerium geschickt wurde. Eine angebliche Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Pesqueira war der Absender. Bischof Marchió hat diese Machenschaft schnell aufgeklärt. Monate danach (1998) wurde Kazike Francisco de Assis Araújo (Xicão Xukuru) ermordet. Für ihn war das Dokument die Ankündigung seines Todes.

Brasília, 4. Oktober 2001
Indianermissionsrat - CIMI




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