Info-Brief  Nr. 478

Grossgrundbesitzer bei Audienz gegen indigene Rechte

Auf Antrag von Fazendeiros und Bundesabgeordneten des Bauernstandes hat die Kommission für Landwirtschaft und Bauernpolitik der Abgeordnetenkammer am 11.09.2001 eine öffentliche Audienz abgehalten, um die Demarkierung und Besetzung indigener Gebiete zu diskutieren. Obwohl rechtliche Aspekte behandelt werden sollten, nutzten viele Anwesende die Audienz als Plattform für Feindseligkeiten und Vorurteile gegen die indigenen Völker. Bis auf den letzten Platz füllten Kleinbauern, Fazendeiros, Anwälte, Anthropologen und indigene Vertreter das Plenum der Kommission. Die heftigen Debatten und zündenden Reden dauerten vier Stunden.

Unter den Teilnehmern auch der Rechtsreferent des CIMI, Paulo Machado Guimarães, der FUNAI-Präsident, Glênio Alvarez, ein Vertreter des INCRA, ein Anthropologe der Grossgrundbesitzer, der Rechtsreferent der Föderation für Landwirtschaft von Mato Grosso do Sul (FAMASUL), die Fazendeiros und kleine Produzenten gegen die Guarani und Kaiová organisiert, sowie der Koordinator vom Indianerrat von Roraima (CIR), Jacir de Souza und Sebastião Terena.

Bei der Audienz stellten die Landwirte das traditionellen Recht der indigenen Völker auf ihr Land in Frage und griffen sie mit rassistischen und diskriminierenden Behauptungen in ihrer Würde an. Auch der CIMI wurde angegriffen und beschuldigt, eine Industrie der Invasionen zu unterstützen.

Die Fazendeiros nutzten die Audienz für ihre Artikulation durch die Nationale Konföderation der Landwirtschaft (CNA), um neue Demarkierungen indigener Gebiete zu verhindern. Dieses Bündnis agiert ähnlich wie die União Democrática Ruralista (UDR), die in den 1980er Jahren die Bildung von landwirtschaftlichen Milizen förderte, um indigene Vertreter, Landarbeiter und Kleinproduzenten zu verfolgen.

Die überaus besorgten Agrarproduzenten haben eine Nationale Kommission für Indigene Angelegenheiten ins Leben gerufen, berichtete der Vertreter der CNA, Leôncio de Souza Brito Filho. Diese Kommission verfolgt Konflikte zwischen Landwirten und Indios und berät Fazendeiros über erforderliche Verfahren.

Der FUNAI-Präsident verteidigte lediglich das administrative Verfahren sowie technische und wissenschaftliche Kriterien der Demarkierung, sprach über die Rolle des offiziellen Organs bei der Erfüllung der Verfassung hinsichtlich der Gebietsregelung und beklagte den finanziellen Notstand der FUNAI.

Der Rechtsreferent von CIMI forderte die sofortige Anerkennung und Demarkierung aller indigenen Territorien. Seiner Ansicht nach würde sich die Situation mit einer gerechten Agrarreform und einer eindeutigen Demarkierungspolitik beruhigen. Er kritisierte die zögerliche Garantie von indigenen Rechten sowie die Regierungen der Bundesstaaten, die in indigenen Gebieten Landtiteln erteilen und damit Konflikte schüren. Die Gebiete des Bundes, die verschenkt oder verkauft werden, sind indigene Gebiete. Der Besitztitel kann nicht über das Verfassungsrecht der indigenen Völker gestellt werden. Ihre ethnischen und verfassungsmässigen Rechte müssen respektiert werden , so Guimarães.

Der Koordinator von CIR berichtete von den Leiden der indigenen Völker etwa im Fall der Demarkierung von Raposa/Serra do Sol in Roraima. Mit grosser Anstrengung versuchen die Gemeinschaften die Invasionen von Holzunternehmern, Garimpeiros und Grossgrundbesitzern zu verhindern. Jacir beklagte, dass Fazendeiros die Gemeinschaften zu spalten versuchten. Der Indio streitet nicht um Land. Wenn der Indio das Land teilt, denkt er an den Anderen. Es gibt Land für alle. Der kleine Bauer muss mit dem Indio nicht streiten , so der CIR-Vertreter.

Laut CIMI missbrauchen die Fazendeiros die Kleinbauern, um ihre Privilegien und Gewinne durch Anhäufung von Land zu vergrössern. Die Indios lassen sich nicht abschrecken und auch der CIMI wird weiterhin seiner Verpflichtung treu bleiben: kompromisslos die traditionellen Rechte und die Verfassungsrechte der indigenen Völker verteidigen.

Brasília, 13. September 2001
Indianermissionsrat - CIMI




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