Info-Brief  Nr. 477

Prozess im Mordfall Galdino Jesus dos Santos im November

Das Geschworenengericht in Brasília hat für den 06.11.2001 den Prozess im Mordfall des Indios Pataxó Hã-Hã-Hãe Galdino Jesus dos Santos festgelegt. Den vier Beschuldigten, Max Rogério Alves, Antônio Novély Cardoso de Vilanova, Tomás Oliveira de Almeida und Eron Chaves Oliveira wird ein Verbrechen mit Tötungsabsicht angelastet, wie die 5. Kammer des Obersten Bundesgerichtes am 09.02.1999 entschied. Die mutmasslichen Täter sind derzeit in der Strafvollzugsanstalt Padua in Brasília inhaftiert. Der damals noch Minderjährige G.N.A.J. ist auf freiem Fuss, nachdem er die vom Amtsgericht für Kinder und Jugendliche des Bundesdistriktes auferlegte sozio-pädagogische Busse erfüllt hat. Zwei Jahre lang versuchten die Anwälte der Verteidigung erfolglos mehrmalige Berufungen, um einen Geschworenenprozess zu verhindern.

Galdino Jesus dos Santos wurde am 20.04.1997 lebend angezündet, während er bei einer Bushaltestelle in Brasília, Block 703 Süd, schlief. In jener Nacht bemerkten die fünf Täter eine schlafende Person bei der Haltestelle. Sie fuhren zu einer Tankstelle, kauften Treibstoff, leerten ihn über das Opfer und setzten es in Brand. Als Galdino erwachte, stand sein Körper in Flammen. Bevor ihn Passanten ins Krankenhaus brachten, bat er, die ihn begleitenden Indios von seinem Verbleiben zu informieren. Infolge der schweren Verletzungen - 95 % der Körperoberfläche waren verbrannt - starb er nach 24 Stunden. Galdino gehörte einer Delegation der Pataxó Hã-Hã-Hãe an, die in Brasília mit der FUNAI über die Landregelung des indigenen Gebiets Caramuru-Catarina-Paraguassu in Pau Brasil (BA) verhandelte.

Brasilianische Indios bei Weltkonferenz gegen Rassismus

Die indigene Delegation aus Brasilien, die in Durban (Südafrika) an der parallelen NGO-Konferenz gegen Rassismus, rassische Diskriminierung, Xenophobie und daraus resultierende Intoleranz teilnahm, protestierte gegen die selbstgefällige Präsentation der brasilianischen Regierungsvertreter bei der offiziellen Konferenz. Die indigenen Vertreter fordern die Anerkennung als vielfältige Völker, die Verabschiedung des Statuts der Indigenen Völker sowie die Ratifizierung der Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation. Am 04.09.2001 schlossen sie sich dem Protest gegen die Politik der Regierung Fernando Henrique Cardoso hinsichtlich der Schwarzen, der Indios und anderer gesellschaftlich Ausgeschlossenen an. Sicherheitskräften der Vereinten Nationen haben die Teilnehmer der Manifestation angefeindet und ihre Plakate zerstört.

Landrückgewinnung führt zu Spannungen in Mato Grosso do Sul

Die indigene Gemeinschaft Kaiová vom Territorium Panambizinho hat einen weiteren Teil ihres Gebietes im Bezirk Panambi, Gemeinde Dourados, Bundesstaat Mato Grosso do Sul, zurückgewonnen. Die Indios fordern die physische Demarkierung einer Fläche von nur 1.240 ha. Den deklaratorischen Erlass dazu unterzeichnete Ex-Justizminister Nelson Jobim bereits im Jahr 1995. Die FUNAI beugte sich dem Druck der Fazendeiros und rechtfertigte die Nichtdemarkierung mit noch offenen Verfahren zur Beeinspruchung der Gebietsgrenzen. Die Rückgewinnung von Panambizinho war von starken Spannungen begleitet. Die Fazendeiros wandten sich an die Justiz, um die Indios von den 15 zurückgewonnenen ha zu vertreiben. Bisher hatten sie keinen Erfolg. Die Indios wollen der Vertreibung widerstehen.

Brasília, 06. September 2001
Indianermissionsrat - CIMI




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