Info-Brief  Nr. 470

Gerichtliche Entscheidung gegen Pataxó

Am 11.07.2001 hat die stellvertretende Richterin der Bundeskammer von Ilhéus, Maízia Seal Carvalho Pamponet, ein Gutachten zur Reintegration von Besitz zugunsten des Fazendeiros und Präfekten der Gemeinde Itamaraju (BA), Aluyr Tassizo Carletto, bewilligt. Der Fazendeiro ist in das indigene Gebiet Corumbauzinho des Volkes Pataxó eingedrungen und nahm grossflächige Holzschlägerungen vor. Darum beschlossen die Pataxó im August 2000 die Besetzung des landwirtschaftlichen Anwesens von Carletto. Das Gebiet im Süden des Bundesstaates Bahia grenzt an den Monte Pascoal und ist traditionelles Land, dessen Demarkierung noch im Gange ist. Die von der FUNAI eingesetzte Technische Arbeitsgruppe schloss die Grunderhebung und anthropologische Untersuchung und wird ihren Bericht demnächst veröffentlichen.

Die Rückgewinnung des traditionellen Gebietes ist für die Pataxó auch eine Form des Schutzes vor weiteren Abholzungen. Im Jahr 1997 ermittelte das IBAMA gegen Tassizo Carletto, der die Schlägerungen aber nicht einstellte. Im Juli 1999 beobachteten die Pataxó die Holzverladung auf der Fazenda. Gemeinsam mit Umweltbewegungen zeigten sie dieses Verbrechen gegen die Umwelt bei der Staatsanwaltschaft von Ilhéus an.

Nachdem die Pataxó ihr Land wieder in Besitz nahmen, strengte der Fazendeiro ein Verfahren gegen die Indio an, um ihnen und ihren Verbündeten den Zugang zum umstrittenen Gebiet zu untersagen. Der Rechtsfall wurde in ein Verfahren zur Reintegration von Besitz umgewandelt, da die Indios bereits im Gebiet waren.

Tassizo Carletto ist für seine Gewaltbereitschaft und politische Einflussnahme in der Region bekannt. Mehrfach versuchte er die Indios mit Hilfe von Pistoleiros und anderen Fazendeiros zu vertreiben. Am 25.08.2000 erlaubte ihm der Unternehmer Djalma Galão ein Lager auf seinem Besitz aufzuschlagen, um die Indios aus dem Hinterhalt anzugreifen. Der Fall wurde bei der FUNAI und der Bundespolizei zur Anzeige gebracht. Massnahmen erfolgten keine.

Seit den Wahlen im Oktober 2000 ist der Fazendeiro auch Präfekt von Itamaraju und beschimpft die Indios weiter. Um sie zu entmutigen, beschuldigte er die 35 Familien der Gemeinschaft des Viehdiebstahls und bezeichnet sie als Lügner.

Zweifelhafte Entscheidung

Die Staatsanwaltschaft der Republik und CIMI protestierten gegen die Entscheidung von Richterin Maízia Seal Carvalho Pamponet. Entweder war sie nicht informiert oder setzte sich darüber hinweg, dass in letzer Zeit territoriale und anthropologische Erhebungen durchgeführt wurden. Das Gericht hätte mit der Entscheidung im Verfahren des Fazendeiros bis nach der Veröffentlichung des Berichts, der die Grenzen des indigenen Gebietes definiert, warten müssen. Jetzt ist es Aufgabe der Bundesregierung, die Entscheidung anzufechten , sagte der CIMI-Exekutivsekretär, Egon Heck.

Die Pataxó sind besorgt und fürchten, von Tassizo Carletto, Militärs oder Paramilitärs gewaltsam vertrieben zu werden. Die Indios werden bleiben und auch diesen Angriffen widerstehen.

Brasília, 18. Juli 2001
Indianermissionsrat - CIMI




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