Info-Brief  Nr. 467

Wasserkraftwerk auf mythischem Boden der Paresi geplant

Das Wasserkraftwerk Ponte da Pedra wird das traditionelle Gebiet der Paresi überschwemmen und das kulturelle Gut dieses Volkes gefährden. Die Bundesregierung will ein Wasserkraftwerk am Rio Correntes, entlang der Grenze von Mato Grosso und Mato Grosso do Sul, in der Gemeinde Campo Novos do Parecis, 400 km von Cuiabá entfernt, errichten. Das auf mythischem Boden geplante Projekt ist nicht nur ein Angriff auf das Volk und seinen Besitz, sondern auch ein Widerspruch für ein krisengeschütteltes Land, das bei der Energieversorgung lediglich auf die Ausbeutung der Wasserkraft setzt.

Senator Jonas Pinheiro (PFL-MT) ist der Verfasser des Projekts des Legislativen Dekrets, das auf die Genehmigung von Ponte de Pedra durch den Nationalkongress abzielt. Nach der Behandlung des Projekts in der Kommission für Soziale Angelegenheit des Senats hat die Senatorin Marina Silva (PT-AC) die Prüfung des Legislativen Dekrets durch die Kommission für Verfassung und Justiz beantragt. Marina Silva stellt die Verfassungsmässigkeit in Frage und will Informationen von Organen die mit den indigenen Völkern arbeiten, von Umweltorganisationen sowie vom Energiesektor.

Der CIMI und das Institut für Historisches und Künstlerisches Nationalerbe (IPHAN) sind gegen den Kraftwerksbau. In einem Brief ersuchten sie die Senatoren, das Projekt abzulehnen. Laut Studien des IPHAN wurden in der Umgebung von Ponte da Pedra oder Sukuriu Winá, in indigener Sprache, archäologische Spuren gefunden, die auf den Schöpfungsmythos der Paresi hinweisen. Die Bewahrung dieses Gebietes ist für die kulturelle Identität der Paresi von grosser Bedeutung.

Richter Jeferson Schneider von der 2. Kammer der Bundesjustiz in Mato Grosso hat in seinem Gutachten vom 14.02.2000 das Vorhaben bereits suspendiert. Angestrengt hat das Verfahren die Bundesstaatsanwaltschaft im Jahr 1999.

Laut Statistiken der FUNAI, veröffentlicht in der Zeitung Diário de Cuiabá, werden in Mato Grosso rund 8.500 Indios unter der Ausdehnung des Energiesektors leiden. Der Plan 2015 der Bundesregierung sieht im Bundesstaat zehn grosse und mittlere sowie weitere kleine Kraftwerke und Leitungen in den kommenden 15 Jahren vor.

Energiemodell ist gescheitert

Die Bundesregierung will nicht einsehen, dass sie ein falsches Modell bei der Energieversorgung verfolgt. In einigen Wasserbecken ist die Energiegewinnung unmöglich. Der Grund sind der niedrige Wasserstand sowie die übermässige Anzahl von noch nicht fertigen Wasserkraftwerken, wie die dazu eingerichtete Parlamentarische Untersuchungskommission feststellte. Der Bau des Atomkraftwerkes Angra 32 in Rio de Janeiro wurde 1986 eingestellt. Dennoch verschlingt es jährlich USD 20 Millionen.

Das Kraftwerk Pedro do Cavalo, 110 km von Salvador entfernt, wartet seit 11 Jahren auf die Installation der Turbinen, um die Energie für den Bundesstaat Bahia zu liefern. An alternative Energiequellen statt der Ausbeutung der Gewässer wird nicht gedacht. Statt dessen fliessen weitere Mitteln in neue Wasserkraftwerke, etwa Belo Monte (Kararaô), im indigenen Gebiet der Kayapó in Pará, Canabrava, im Gebiet Xerente in Tocantins, Foz do Rio Chapecó, im Gebiet der Kaingang in Santa Catarina neben zehn geplanten Projekten in indigenen Gebieten in Mato Grosso.

Brasília, 28. Juni 2001
Indianermissionsrat - CIMI




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