Info-Brief  Nr. 461

Indios von Roraima beklagen Invasion und Gewalt

Am 16.05. fand eine ausserordentliche öffentliche Audienz der Kommission für Menschenrechte der Abgeordnetenkammer statt, die sich mit den Invasionen und dem Bau von Kasernen in indigenen Gebieten in Roraima befasste. Teilgenommen haben eine Kommission der Indios Macuxi der Gebiete Raposa/Serra do Sol und Yanomami, der Vize-Verwalter der FUNAI in Roraima, Manuel Reginaldo Tavares, der Exekutivsekretär des CIMI, Egon Heck sowie die Staatsanwältin der Republik, Deborah Macedo Duprat, die kürzlich wegen ihrer Arbeit für die indigenen Völker Morddrohungen erhielt.

Die Staatsanwältin der Republik, der FUNAI-Verwalter und der CIMI berichteten dem Vorsitzenden, Abgeordneten Padre Roque (PT-PR), von Missachtungen der Verfassungsrechte der indigenen Völker. Sie äusserten ihre Besorgnis über die Einrichtung von Kasernen in der Nähe von Aldeias, die steigende Gewalt und die kulturelle Bedrohung der betroffenen Völker. Das Heeresministerium plant neben den drei bestehenden Kasernen im Gebiet Yanomami einen weiteren Bau in der Grenzregion. Im April hat das Regionale Bundesgericht die 6. Sonderkaserne in der Aldeia Uiramutã in Raposa/ Serra do Sol genehmigt.

Davi Kopenawa und Alexandre Yanomami beklagten den sexuellen Missbrauch von Yanomami-Frauen durch Soldaten. Im letzten Februar untersuchte der damalige Präsident der Kommission für Menschenrechte, Bundesabgeordneter Marcos Rolim, in einer Maloca Yanomami in der Region Surucucus die Vorwürfe. Bei der Audienz stellte die Fraktion der Abgeordneten von Amazonien Fragen zu diesem Bericht. Marcos Rolim bekräftigte seine Erkenntnisse und ersuchte den Abgeordneten Padre Roque, die Klagen der Indios vor die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte der Organisation Amerikanischer Staaten zu bringen.

Die Yanomami sprachen sich gegen die Einrichtung weiterer Kasernen aus. Davi forderte die Beteiligung der Indios an den Entscheidungen: Wenn irgend etwas in unserem Gebiet gebaut wird, müsst ihr zuvor mit den Indios sprechen . Er forderte die Respektierung der Demarkierung, die von Politikern in Frage gestellt wird und kritisierte die ständigen Invasionen.

Der Macuxi Dionito José de Souza zeigte den Zusammenhang zwischen der Verzögerung der Homologation von Raposa/Serra do Sol und den Invasionen auf. Am Abend des 09.05. sei eine Gruppe des 7. Bataillons der Infanterie 8 km von Uiramutã, bei der indigenen Gemeinschaft Lage eingedrungen. Die betrunkenen und bewaffneten Soldaten haben die Indios gedemütigt und bedroht. Verängstigte Kinder flüchteten in den Wald und kamen erst am nächsten Morgen zurück. Die Militärs drohten mit Blutvergiessen in der Aldeia. Häuptling Waldir Clementino informierte den Indianerrat von Roraima und brachte den Vorfall bei der FUNAI zur Anzeige.

Aufgrund dieser Probleme infolge der militärischen Anwesenheit in indigenen Gebieten hat die Staatsanwältin der Republik Alarm geschlagen. Die Verzögerung der Regulierung von Raposa/Serra do Sol ermöglichten der Präfektur und dem Heer Siedlungsprojekte und illegale Bauten innerhalb des indigenen Territoriums. Für den CIMI bedeutet die territoriale Besetzung der Grenzregion im Rahmen des Projekts Calha Norte Missachtung und Gewalt für die indigenen Völker. Benachteiligung und kolonialistisches Gehabe prägen wie in den vergangenen fünf Jahrhunderten die Beziehung des Staates zu den indigenen Völkern. Eine Änderung der Einstellung ist dringend notwendig. Die indigenen Völker müssen gehört und respektiert werden, erklärte Egon Heck.

INCRA setzt sich über Demarkierung hinweg und will Untersuchung des CIMI

Der Leiter des Nationalen Instituts für Kolonisierung und Landreform (INCRA) in Acre, Aldenor Fernandes, erklärte gegenüber der Zeitung A Gazeta, er werde bei der Bundespolizei die Untersuchung der Aktivitäten des CIMI im Bundesstaat beantragen, da die Organisation seit langem Probleme für das Organ schafft . Neue Ethnien würden angestachelt, um das ländliche Siedlungsprojekt Amônia in Marechal Thaumaturgo (AC) in ein indigenes Reservat umzuwandeln. Am 11.05. haben der Präfekt von Marechal Thaumaturgo, Itamar de Sá, Landbesetzer, das INCRA und der Abgeordnete Wagner Sales (PMDB) bei einer Versammlung ihre Position gegen die Demarkierung des Gebiets festgelegt. Seither ist die Situation in der Region gespannt.

Die neuen Ethnie, wie sie Aldenor Fernandes bezeichnet, ist das erstarkte Volk der Apolima, das INCRA bisher wie nichtindigene Arbeiter behandelte. Im Jahr 1999 haben sich rund 270 Personen an den CIMI gewandt, ihre indigene Herkunft bekräftigt und die Demarkierung eines eigenen Gebietes laut Bundesverfassung gefordert. Der CIMI informierte die FUNAI. In einem Brief an das INCRA bestätigte der FUNAI-Verwalter in Acre, Antonio Pereira Neto, die Anwesenheit dieses Volkes sowie die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Identifizierung des Gebietes mit dem Namen Arara do Alto Juruá bis Jahresmitte 2001. Trotz der Einwände des INCRA wurde die Arbeit aufgenommen.

Brasília, 17. Mai 2001
Indianermissionsrat - CIMI




.. zurück zum Überblick


Inhaltliche Rückfragen zum Text (am besten auf Portugiesisch oder Englisch) an e-mail:



Webmaster dieser Seite ist Pro REGENWALD

Wir freuen uns über Kommentare und Anfragen insbesondere über Rückmeldungen von potentiellen UnterstützerInnen - schicken Sie doch jetzt eine