Info-Brief  Nr. 460

Tembé und Kaapor halten FUNAI aus Protest besetzt

Über 100 Indios Tembé und Kaapor besetzten am 08.05. das Gebäude der FUNAI in Belém und nahmen 17 Mitarbeiter dieses Organs und der Nationalen Gesundheitsstiftung (FUNASA) als Geiseln, um gegen die Auslagerung des indigenen Gesundheitswesens und die Invasion in indigene Gebiete zu protestieren. Neun Personen wurden nach einigen Stunden freigelassen. Die Verhandlungen mit den Verwaltern der zwei Organe dauern an. Francisco Potiguara Tomaz Filho, einer der festgehaltenen Funktionäre, bestätigte die Klagen der Indios, die keine Frist für ihre Aktion gesetzt haben. Sie warten auf den FUNAI-Präsidenten oder einen Vertreter, um über Fragen der Landsituation zu beraten.

Die Tembé und Kaapor kritisieren die Situation im Sanitätsdistrikt Paragominas, der von der Gemeinde Paragominas auf der Grundlage eines Vertrages mit der FUNASA verwaltet wird. Kazike Sérgio Muti Tembé berichtet von schlecht ausgebildeten Mitarbeitern. Das Gesundheitspersonal demütige kranke Indios und vernachlässige ihre Behandlung. Auch kümmert man sich nicht um die Ausbreitung von Krankheiten in den Aldeias. Die Indios klagen zudem über Probleme mit der Kontrolle und dem Schutz der indigenen Gebiete, in die Holzhändler eingedrungen sind.

Schwierigkeiten mit der Gesundheitsbetreuung haben nicht nur die Indios in Pará sondern auch in anderen Bundesstaaten. Mehrfach kam es in den letzten Monaten zur Besetzung von Gebäuden der FUNAI. In Dokumenten haben die Indios ihre Unzufriedenheit mit dem Modell des indigenen Gesundheitswesens zum Ausdruck gebracht.

Gesundheitskonferenzen

Zur Vorbereitung der 3. Nationalen Konferenz für Indigene Gesundheit, vom 14. bis 18. 05. in Luziânia (GO), finden landesweit Bezirkskonferenzen statt. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen die soziale Kontrolle und die indigene Mitbestimmung bei Entscheidungen innerhalb der Sanitätsdistrikte.

Die Auslagerung des Gesundheitswesens bedeutet für die Indios eine Verschlechterung der Versorgung. Die Entscheidungen sowie vorrangige Massnahmen liegen in den Händen von Dritten und nicht bei den Indios, deren Mitarbeit bei der Gestaltung der lokalen Gesundheitspolitik und der sozialen Kontrolle nahezu unmöglich ist. Für CIMI ist die gegenwärtige Praxis eine Umkehr der Logik jener kollektiven und partizipativen Konzepte, die von den bisherigen Nationalen Gesundheitskonferenzen vorgeschlagen wurden.

Die indigenen Völker klagten bei allen vorbereitenden Veranstaltungen über zahlreiche Mängel, etwa den Missbrauch von finanziellen Mitteln, die Ziele der Verträge und die politische Einflussnahme von Präfekten und Gesundheitssekträtern in den Gemeinden. Ihre Unzufriedenheit werden sie weiterhin bei Aktionen wie die Besetzung von Gebäuden der FUNAI und FUNASA zum Ausdruck bringen. Geplant sind auch gerichtliche Schritte gegen die Politik der Auslagerung und Anzeigen der Missstände.

Brasília, 10. Mai 2001
Indianermissionsrat - CIMI



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