Info-Brief  Nr. 457

Indigene Versammlung verabschiedet Vorschlag für Statut der Indigenen Völker

Mit der Verlesung des Schlussdokuments beendeten 176 Vertreter von 77 Völkern aus 21 Bundesstaaten am 18.04. die Indigene Versammlung in Luziânia, Bundesstaat Goiás. Ziel des Treffens war die Evaluierung der Erfolge und Schwierigkeiten der indigenen Bewegung und die Behandlung von Vorschlägen für das Statut der Indigenen Völker. Der als Gesetzesprojekt formulierte Vorschlag wurde Punkt für Punkt diskutiert, abgestimmt und tags darauf den Parlamentariern im Nationalkongress übergeben. Erstmals nach dem Marsch und der Indigenen Konferenz in Bahia haben sich indigene Vertreter auf nationaler Ebene versammelt.

Im Schlussdokument werden die Rückgewinnung von Land und die Erstarkung von Völkern als positive Punkte betont. Als erfreulich sieht die Versammlung die Arbeit der jungen indigenen Vertreter, die sich zum politischen Einsatz verpflichtet fühlen, um eine Verbesserung der indigenen Lebensbedingungen zu erreichen. Allerdings leiden die Vertreter unter der Bundesregierung, die den indigenen Forderungen keine Beachtung schenkt sowie unter den Schwierigkeiten im Dialog mit dem Nationalkongress. Diese Schwierigkeiten sehen wir als zentrale Herausforderung die wir überwinden wollen. Diese Versammlung ist auch ein Fortschritt unserer Gemeinschaften, Völker und Organisationen, die sich diesen Herausforderungen stellen .

Zwei Tage lang diskutierte die Versammlung das Statut der Indigenen Völker, formulierte Vorschläge und Definitionen zu umstrittenen Themen wie Bergbau und Holzausbeutung in indigenen Gebieten, die staatliche Unterstützung für Bildung und Gesundheit, die Demarkierung indigener Territorien, Strafnormen und andere Bereiche. Seit 1992 befassen sich die indigenen Völker bei Seminaren, Versammlungen und Treffen mit Vorschlägen für das neue Statut. Ihr Ziel ist ein Text, der im Einklang steht mit der Bundesverfassung von 1988. Das derzeit gültige Statut, Gesetz 6.001 aus dem Jahr 1973 entspricht nicht der Bundesverfassung.

Bei der Sonderaudienz der Abgeordnetenkammer übergaben die indigenen Vertreter das Dokument an den Präsidenten des Hauses, Bundesabgeordneten Aécio Neves (PSDB-MG) und äusserten ihre Unzufriedenheit mit dem Regierungsvorschlag, den der Abgeordnete Luciano Pizzato (PFL-PR) im Dezember 2000 eingebracht hat.

Der 19.04., der Tag des Indio, begann in Brasília mit einem öffentlichen Akt auf der Praça do Compromisso, wo fünf junge Männer der Mittelschicht den Indio Pataxó Hã-Hã-Hãe Galdino Jesus dos Santos verbrannt haben. Minervina de Jesus, die Mutter von Galdino, sprach sehr bewegt über die vier Jahre seit dem Tod ihres Sohnes. Danach folgten rituelle Darbietungen der indigenen Völker.

Nach dem Marsch zum Nationalkongress boten die Indios weitere rituelle Vorstellungen. Am Nachmittag erfolgte im Plenum der Abgeordnetenkammer im Rahmen einer Sondersitzung die Vorstellung des Gedenkbuches über den Marsch, die Indigene Konferenz und die Folgekonferenz im April 2000. Im Palácio do Planalto wurden 8.000 Postkarten aus Holland mit der Forderung der Demarkierung indigener Gebiete übergeben. Abends traten die indigenen Völker die Heimreise in ihre Aldeias an.

Brasília, 19. April 2001
Indianermissionsrat - CIMI




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