Info-Brief  Nr. 454

Kaiová über Toten bei Landkonflikt aufgebracht

Die Bundespolizei hat sich in die Gemeinde Amambai im Bundesstaat Mato Grosso do Sul begeben, 341 km von Campo Grande entfernt, um die Ermordung des Kaiová Avapcarendy (Samuel Martins), aufzuklären. Das Verbrechen steht im Zusammenhang mit der Rückgewinnung des Gebietes Ka´ajari und fand am frühen Morgen des 26.03. statt. Rund 150 Männer, Frauen und Kinder waren im Begriff, die Fazenda Santa Clara zu besetzen, die sich über indigenes Gebiet erstreckt, als sie aus dem Hinterhalt angegriffen wurden. Lokale Fazendeiros hatten die Banditen angeheuert. Die Indios beklagen einen Toten und mehrere Verletzte. Es ist der dritte Versuch, das indigene Gebiet wiederzuerlangen.

Der Leiter der ersten Untersuchungen, Bundeskommissar Adelar Anderle, fand am Ort des Konfliktes Patronen Kaliber 12 und 16, wie die Zeitung O Diário berichtete. Der Schuss, der Avapcarendy ins Herz traf, wurde vermutlich von einem Präzisionsgewehr aus grösserer Entfernung abgefeuert. Der Schütze ist noch unbekannt. Ein LKW der Präfektur Amambai sollte die Kaiová wegbringen. Die aufgebrachten Indios hielten den Lenker einige Stunden fest und beschlagnahmten das Fahrzeug. Nach der Ankunft der Bundespolizei wurden die Indios abgezogen.

Die Kaiová versuchten bereits im Dezember 1999 und Januar 2000 ihr Land zurückzugewinnen. Mit dem Versprechen, die Demarkierung von Ka´ajari einzuleiten, bewegten die Präfektur und die FUNAI die Indios zur Rückkehr ins viel zu kleine Reservat Limão Verde. Die Verteilung von Lebensmittelpaketen wurde bald eingestellt.

Mit dem Argument der Sicherheit verpflichten Fazendeiros lokale Milizen und Banditen, die gegen die Kaiová vorgehen, wenn sie ihr traditionelles Land einnehmen wollen. Schlimm an dieser Situation für den CIMI ist, dass die Bundesregierung diese Tatsache kennt.

Die Föderation der Landwirtschaft von Mato Grosso do Sul (FAMASUL) hat bei Versammlung im Bundesstaat Gerüchte über indigene Invasionen verbreitet und Konflikte geschürt. Die Fazendeiros fühlen sich von ausgeschlossenen landlosen Indios bedroht, nachdem sie sich jahrelang mit Gewalt und von den Gouverneuren geduldet, Vorteile verschafft haben. Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Entwaffnung in der Region durchzusetzen, bevor noch weitere Indios diesem Konflikt zum Opfer fallen. Untätigkeit bedeutet Genozid und wachsenden Hass gegen die indigenen Völker.

Berufung der Mörder von Galdino nicht stattgegeben

Der Vize-Präsident des Obersten Gerichts, Nilson Naves, hat die ausserordentliche Berufung der zwei Angeklagten im Mordfall des Pataxó Hã-Hã-Hãe Galdino Jesus dos Santos abgelehnt. Max Rogério Alves und Antonio Novelly Cardoso de Vilanova wollten eine Aufhebung der Entscheidung des Obersten Gerichts, das 1999 das Verbrechen als arglistigen Mord einstufte, das vor einem Geschworenengericht verhandelt wird. Wahrscheinlich werden die Angeklagten beim Obersten Bundesgericht wieder Berufung einlegen. Das Gericht in Brasília kann heuer noch den Termin für den Prozess bekannt geben.

Vier der fünf Angeklagten warten im Gefängnis in Brasília auf das Verfahren. Der minderjährige Mittäter wurde nach einigen Tagen Haft auf Bewährung freigelassen.

Galdino Jesus dos Santos, der bei einer Bushaltestelle eingeschlafen war, wurde am 20.04.1997 angezündet und ist verbrannt. Mit einer Delegation seines Volkes verhandelte er in Brasília über die Demarkierung des Gebiets im Süden von Bahia. Das Territorium ist noch immer nicht geregelt.

Kritik an Erklärungen des Verteidigungsministers

Verteidigungsminister Geraldo Quintão hat am 21.03. in Roraima die Fälle des sexuellen Missbrauchs dementiert und sich gegen die Demarkierung des Yanomami-Landes und aller indigenen Gebiete entlang der Grenze ausgesprochen. Diese Erklärungen haben im In- und Ausland Kritik hervorgerufen. Ausländische Journalisten und Zeitungsleser sind über die Position des hochrangingen Politikers bestürzt. Der Minister bezeichnete die zusammenhängende Demarkierung des Gebietes Yanomami als Fehler der aufgrund von Inkompetenz gemacht wurde.

Wenn Minister Quintão die Reduzierung der Demarkierung verteidigt, missachtet der damit 13-jährige Arbeit für technische und anthropologische Studien. Aufgebracht war auch Ex-Senator und Justizminister im Jahr 1992, Jarbas Passarinho. In einem Zeitungsartikel betonte er die Zuverlässigkeit der Studien im indigenen Gebiet.

Dem Minister sind alle indigenen Gebiete in der Grenzregion ein Dorn im Auge, etwa Raposa/Serra do Sol, wo das Heer gerichtlich den Bau der 6. Sonderkaserne durchsetzen will. Der Minister spricht von unbekannten Interessen, die den Bau verhindern wollen. Das Gebiet wurde durch das Justizministerium demarkiert und wartet auf die Unterzeichnung des Dekrets der Homologation durch den Präsidenten der Republik. Mit seinen Erklärungen steht Minister Geraldo Quintão im Widerspruch zur Regierung, der er angehört. Seine Worte sind eine Gefahr für die indigene Bevölkerung von Roraima und belegen fehlende Sensibilität für indigene Fragen. Werden sie als Fragen der nationalen Sicherheit gesehen, bedeutet das die Missachtung der indigenen Verfassungsrechte.

Für den Indianerrat von Roraima (CIR) sind die Ausführungen des Ministers ein Angriff auf den demokratischen Rechtsstaat. Der Minister schaffe damit ein Klima des ideologischen Terrors, um den Bau der Kaserne voranzutreiben. Keine Überraschung für den CIMI ist die Position des Ministers. Erstaunt ist man, dass ein Zivilist den früheren Diskurs der Militärs reflektiert. Um sich im Amt zu halten, will der Minister mit seinem Rückschritt den militärischen Sektoren gefallen , so Saulo Feitosa, Vize-Präsident von CIMI.

Brasília, 29. März 2001
Indianermissionsrat - CIMI



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