Info-Brief  Nr. 453

Indigene Völker kritisieren Modell der Gesundheitsbetreuung

Seit Jahresbeginn haben die indigenen Gemeinschaften wiederholt Kritik am Modell des indigenen Gesundheitswesens in Brasilien geübt. Unzufrieden sind die Indios vor allem mit der von der Bundesregierung vorgenommenen Auslagerung. Im Januar protestierten die Völker von Alagoas und Sergipe gegen die Übertragung des Gesundheitsdienstes auf die Gemeinde und besetzten das Gebäude der Nationalen Gesundheitsstiftung (FUNASA) in Maceió (AL). Nachdem die Bundesjustiz per Verfügung die Auslagerung aufhob und den Bund zur Weiterführung der Gesundheitsbetreuung verpflichtete, wurde die Belagerung 15 Tage später aufgehoben. Die 3. Nationale Konferenz für Indigene Gesundheit, vom 14.-18.05.2001 in Brasília, wird sich ausführlich mit dem Modell befassen.

Mit der Besetzung von Gebäuden und der Beschlagnahmung von Ausstattung oder Fahrzeugen wollen die indigenen Völker auf die Probleme hinweisen und ihre Forderungen bekannt machen. In Tocantins beschlagnahmten die Xerente ein Auto, damit es ausschliesslich für den Pol der Gesundheit eingesetzt wird, der die Indios betreut. Unsichere Betreuung, keine Medikamente sowie fehlende Krankentransporte war die Botschaft der Xerente an die Bundesregierung bei dieser Aktion Ende Januar. Im Bundesstaat gibt es drei Ambulanzen für 35 Gemeinschaften.

Eine Anzeige der Xerente bei der Bundesstaatsanwaltschaft, der FUNAI und der FUNASA hatte keine Auswirkungen. Im Gegenteil. Infolge der Kritik an der Stiftung für Gesundheitsbetreuung in Amazonien (FASAM), stellte diese Nicht-Regierungs-Organisation die Arbeit ein. Vier Indios, je zwei Frauen und Kinder, starben. Trotz eines Vertrages zwischen FUNASA und Präfektur, beabsichtigt die Gemeinde die Krankenwagen auch ausserhalb der Aldeias einzusetzen. Die Massnahmen der FUNASA schüren auch interne Konflikte unter den Indios. Die Beschlagnahmung der Fahrzeuge war ein Protest gegen den Missbrauch. Die Indios gründeten zudem eine Kommission zur Kontrolle der Arbeit des Gesundheitsdienstes.

Die Schwächen des Systems werden auch bei der Versammlung des Bezirksrates für Gesundheit vom 23.-25.03. in Caruaru behandelt. Dazu liegt ein Bericht mit Beschwerden von sieben Gemeinschaften in Pernambuco vor, angefangen von fehlender Betreuung, über Unpünktlichkeit, verspätete Behandlung bis hin zur gegenseitigen Aufhetzung von indigenen Vertretern. Dieser Bericht wird nächste Woche im Rahmen eines Treffens der indigenen Vertreter des Bundesstaates an die Bundesstaatsanwaltschaft, die FUNAI, die FUNASA und Medien übergeben.

Mängel im Gesundheitswesen auch in Mato Grosso

Die Räte der Gesundheitsbezirke von Cuiabá, Araguaia, Colider, Vilhena, Barra do Graças und Vertreter der Völker Nambikwara, Pareci, Iranxe, Bororo, Bakairi, Kayabi, Apiaká, Rikbaktsa, Xavante und Karajá, äusserten sich bei ihrer Versammlung vom 09.-11.03. in Guimarães (MG) besorgt über das System: Das derzeitige Modell des Indigenen Gesundheitsdienstes ermöglicht keine wirksame soziale Kontrolle, da die indigenen Gemeinschaften an der Planung und Finanzgebarung des Bezirks nicht teilhaben können . Die 2. Nationalen Konferenz für Indigene Gesundheit hat administrativ und finanziell autonome Bezirke beschlossen, die Mitteln sollten direkt von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt werden.

Die Indios von Mato Grosso fordern die Verwirklichung dieses Modells, die Ausbildung von indigenem Gesundheitspersonal sowie eine Konferenz der Gesundheit im Bundesstaat, bei der die Völker gemeinsam ihre Probleme diskutieren. Landesweit gibt es 34 Gesundheitsbezirke, fünf davon in Mato Grosso. Diese Bezirke bereiten auch die 3. Nationale Konferenz für Indigene Gesundheit vor.

Brasília, 22. März 2001
Indianermissionsrat - CIMI



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