Info-Brief  Nr. 452

Polizeigewalt gegen Xokleng

Die Xokleng des indigenen Gebietes La Klãnõ klagen über Gewalt und Grausamkeit seitens der Militärpolizei des Bundesstaates Santa Catarina. Am Morgen des 12. März sind 35 Militärpolizisten und vier Angestellte der Holzfirma Manoel Marchetti Ltda in das indigene Territorium in der Gemeinde José Boiteux eingedrungen. Mit dem Argument, eine einstweilige Verfügung zur Aufrechterhaltung des Besitzes der Holzfirma durchzusetzen, haben die Militärs die Indios angegriffen. Acht Xokleng wurden geschlagen, sechs gefesselt, misshandelt und auf dem Kommissariat einige Stunden festgehalten. Laut Indios ist das Justizministerium für die Gewalt verantwortlich. Infolge des Drucks regionaler Politiker und Unternehmer verzögert die Bundesregierung seit Dezember 2000 die Veröffentlichung des Erlasses, der die neuen Grenzen des indigenen Gebiets festlegt und demarkiert. Diese Nachlässigkeit hat der Holzunternehmer Marchetti ausgenutzt.

Die Verfügung wurde von Iraci Satomi Schioquetti, Richterin des Bundesstaates am Gericht von Ibirama, zugunsten von Manoel Marchetti erlassen, der einen Teil des indigenen Gebietes für sich beansprucht. Der Unternehmer wirft den Indios Holzschlägerungen vor. Die richterliche Entscheidung ist unzulässig, da nur die Bundesjustiz über Fragen hinsichtlich indigener Gebiete zu befinden hat. Die Indios kritisieren, dass die Verfügung durchgesetzt wurde, ohne Mitteilung an die FUNAI oder an indigene Vertreter.

Eine Gruppe Indios war in einem LKW unterwegs nach José Boiteux, als sie von Polizisten und Angestellten von Manoel Marchetti angegriffen wurden. Die Polizisten haben auch den Krankenwagen der Nationalen Gesundheitsstiftung (FUNASA) angehalten und von 10:00 bis 16:00 an der Weiterfahrt gehindert. Am Steuer sass der regionale Kazike der Aldeia Bugio, Basílio Priprá. Er brachte Kranke in das Spital von José Boiteux. Die Militärpolizisten verprügelten die Indios und verweigerten ihnen ärztliche Betreuung und Verpflegung. Unter den Kranken eine Mutter mit ihrem Neugeborenen. Sie fiel in Ohnmacht, als ihr Bruder und ihre Mutter angegriffen wurden. Misshandlungen mit einem Gewehrkolben und mit Gummigeschossen erlitten eine betagte India und ein alter Indio. Ein Gelähmter wurde mit seiner Krücke geschlagen.

Neben diesen Aggressionen verfolgten die Polizisten die Xokleng bis zu ihren Häusern, drangen in die Wohnräume ein und zwangen die Kinder zur Flucht in den Wald. Dabei schossen die Polizisten in alle Richtungen, beschimpften die Gemeinschaft und drohten, den Krankenwagen ein Steilufer hinabzustossen.

Die Xokleng erklärten den Krieg . Sie teilten mit, dass sie auf die Demarkierung nicht verzichten werden. Von der Regierung des Bundesstaates fordern sie eine Erklärung über die gewaltsamen Angriffe. In Brasília wollen die Indios Druck im Justizministerium ausüben, damit die Landfrage endlich geklärt wird. Gegen die Demarkierung des indigenen Gebietes sind über 300 Bauernfamilien, die Regierung von Santa Catarina, drei Präfekturen, acht Holzfirmen und zwei Umweltorganisationen. Die Xokleng drängen auf die Demarkierung der im November 1999 von der FUNAI identifizierten 37.108 ha.

Malaria und Unterernährung in indigenen Aldeias

In den indigenen Aldeias Guarani und Kaiová in Mato Grosso do Sul steigen Malariafälle. Ausgehend vom 23.02. in der Aldeia Jaguapiré in der Gemeinde Tacuru im Süden des Bundesstaates sind inzwischen auch die benachbarten Aldeias Sassoró, Porto Lindo und Paraguaçu betroffen. Rund 100 Indios wurden bereits von Stichen der Moskitos Plasmodium Vivax infiziert. Von den 480 Indios der Gemeinschaft in Jaguapiré sind 91 erkrankt. Todesfälle sind noch keine bekannt.

FUNAI und FUNASA haben mit der Bekämpfung der Moskitos, der Desinfektion der Häuser und Behandlung der Kranken begonnen. Die offiziellen Organe vermuten, dass die Krankheit mit den Guarani von Paraguay nach Santa Catarina kam. Zwischen den Aldeias im Grenzgebiet gibt es häufige Kontakte. Während der Regenzeit steigt die Gefahr der Erkrankung.

In Rio Grande do Sul sind zwischen Dezember und März in der Aldeia Guarita, Gemeinde Redentora, 12 Kinder Guarani infolge von Unterernährung gestorben. FUNAI und FUNASA kümmern sich nun um eine bessere Versorgung mit nahrhaften Lebensmitteln und Milch für Kinder. Ernährungsexperten und Ärzte untersuchen und betreuen die Familien.

In der Aldeia Guarita leben rund 300 Familien im Elend. Die Indios änderten ihre Essgewohnheiten mit zunehmenden Kontakten zur nichtindigenen Gesellschaft. Gestiegen ist gleichzeitig die Fehlernährung. Eine der Aufgaben der FUNAI-Mitarbeiter ist, die indigenen Völker zu bewegen, ihre traditionelle Ernährung verstärkt zu pflegen, um Mängel auszugleichen.

Die Lebensbedingungen der indigenen Völker sind landesweit ähnlich. Gemeinschaften leiden unter Erkrankungen als Folge der Armut, etwa Unterernährung oder Dehydration. Statt Vorbeugung und Behandlung zu verstärken, gefährdet die Bundesregierung durch die Auslagerung des indigenen Gesundheitsdienstes an Dritte das Leben der Indios. Wirksame Schritte werden oft erst nach internationaler Berichterstattung gesetzt, wie zum Beispiel im Fall der Araweté im Bundesstaat Pará, die im November 2000 an Windpocken erkrankten. Die FUNAI und die FUNASA schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu, kündigen grossartige Programme an, die vergessen sind, sobald sich die Situation entspannt.

Brasília, 14. März 2001
Indianermissionsrat - CIMI




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