Info-Brief  Nr. 449

Gerichtspräsident zu Lokalaugenschein in Uiramutã

Der Präsident des Regionalen Bundesgerichtes (TRF) der 1. Region in Brasília, Fernando da Costa Tourinho Neto, besuchte in Uiramutã (RR) jenes Gelände, auf dem das Heer die 6. Sonderkaserne im Grenzgebiet errichten will. Begleitet wurde er von Vertretern der Staatsanwaltschaft und Autoritäten des Bundesstaates. In Maturuca, 30 km von Uiramutã entfernt, fand ein Treffen mit den Häuptlingen der Macuxi, Wapixana, Taurepang, Pantamona und Ingarikó statt, bei dem diese ein Dokument mit den Stellungnahmen der indigenen Völker zur Kaserne übergaben. Am 20.02. endete die 15-tägige Frist, die Tourinho Neto den Indios und dem Heer für ein Abkommen hinsichtlich des Ortes für den Bau einräumte. Noch ist jene Verfügung gültig, die den Kasernenbau gestoppt hat. Statt mit den Indios das Gespräch zu suchen, hat das Heer gegen die Verfügung Berufung eingelegt.

Im Dokument der indigenen Völker heisst es: Wir sprechen uns gegen die militärische Anlage innerhalb der Gemeinschaft von Uiramutã oder an einer anderen Stelle im indigenen Gebiet Raposa/ Serra do Sol aus. Wir sind gegen die erniedrigende Politik, die ohne unsere Zustimmung Projekte auf unserem Land durchsetzen will. Das ist Invasion.

Die Indios verstehen die Pflicht der Streitkräfte, die brasilianischen Grenzen zu schützen. Sie fordern aber die Achtung ihrer Verfassungsrechte, die den Bund verpflichten, die materiellen und immateriellen Naturgüter zu schützen sowie die indigenen Völker zu hören. Wiederholt haben wir uns für Aktionen der Streitkräfte zur Verteidigung des brasilianischen Territoriums ausgesprochen. Feste militärische Einheiten sollen ausserhalb unserer Gebiete eingerichtet werden. Die 6. Kaserne ist Teil des seit 1986 bestehenden Projekts Calha Norte zum Schutz der Grenzen, aber für die indigenen Völker bedeutet der vorgesehene Standort eine Aufwertung von Uiramutã. Die 1995 illegal im indigenen Gebiet gegründete Gemeinde geht auf eine Bergbausiedlung zurück. Gegen die Errichtung der Gemeinde wurde Einspruch erhoben. Es läuft ein Verfahren der Verfassungswidrigkeit.

Abschliessend fordern die indigenen Völker die Beachtung ihrer Verfassungsrechte, die Demarkierung von Raposa/Serra do Sol und die Annullierung der Gemeinde Uiramutã. Wir wollen, dass in unserem Gebiet der Lärm der Waffen von Gerechtigkeit, vom partnerschaftlichen Dialog und Frieden übertönt wird.

Marcos Rolim beantragt Aufhebung von Kasernen in der Nähe indigener Gebiete

Bundesabgeordneter Marcos Rolim (PT-RS) präsentierte am 21.02. den Bericht an Präsident Fernando Henrique Cardoso über seinen Besuch in Roraima mit Aussagen der Yanomami-Frauen über sexuelle Misshandlungen. Nach der Anhörung der Opfer bestätigte Rolim den Wahrheitsgehalt der Anzeigen von Davi und Peri Yanomami. Der Präsident der Kommission für Menschenrechte der Abgeordnetenkammer legt Präsident Fernando Henrique Cardoso die sofortige Aufhebung aller Bauprojekte militärischer Einheiten in indigenen Gebieten nahe und schlägt Abkommen zwischen Heer, FUNAI und Indios über mögliche Projektorte vor. Von der Bundesregierung fordert er eine verstärkte Überwachung des endgültigen Abzugs von Garimpeiros, Fazendeiros und illegalen Besetzern von indigenen Gebieten. Auch sollen alle sexuellen Vergehen vorbehaltlos aufgeklärt und der indigene Gesundheitsdienst verbessert werden.

Militärische Einheiten in indigenen Gebieten schaffen Probleme statt Lösungen. Was wir nicht akzeptieren können ist, dass militärische Einheiten ohne vorherigen Vertrag mit den indigenen Vertretern und ihren Gemeinschaften errichtet werden. Neben dem Problem des sexuellen Missbrauchs und der Gesundheitsgefährdung der indigenen Bevölkerung infolge von Geschlechtskrankheiten wird der Wald für die Brennholzgewinnung geschlägert, werden sanitäre Abwässer ungeklärt in die Nebenflüsse geleitet, das der indigenen Wasserversorgung dient. Weiters täuscht man Indios und verleitet sie zu abhängigen Beziehungen, kritisierte der Abgeordnete.

Wie die Häuptlinge von Roraima spricht sich Marcos Rolim für die sofortige Homologation von Raposa/Serra do Sol als zusammenhängendes Gebiet aus. Eine Kopie des Berichts ging auch an das Justizministerium und die Zivilkammer der Präsidentschaft der Republik.

Pataxó Hã-Hã-Hãe zum Medizinstudium nach Cuba

Die Pataxó Hã-Hã-Hãe Edvaldo Jesus dos Santos (23) und Maria da Glória Oliveira da Silva (22) sind Teilnehmer eines internationalen Studienprogramms für Medizin in Cuba. Die Nominierung der zwei Indios durch die Aldeia Caramuru Catarina Paraguassu wurde vom Rat der Pataxó Hã-Hã-Hãe angenommen mit dem Versprechen, das Gelernte für die Gemeinschaft einzusetzen. Nach der Ausbildung sollen die beiden das traditionelle Wissen mit der Medizin von Nichtindios ergänzen.

In unseren Aldeias fehlen indigene Ärzte. Wir sind auf nur einen Arzt angewiesen, der gelegentlich unsere Gemeinschaft besucht. DieseSituation soll sich bessern , erklärte Glória Oliveira. Was man dort lernt, soll unserer Gemeinschaft dienen, so Edvaldo Jesus.

Seit drei Jahren bietet die cubanische Regierung diese Ausbildungen für Studenten an, die von sozialen Organisationen oder politischen Parteien ausgewählt werden. Im Mittelpunkt der Kurse steht die Vorbeugung von Krankheiten. Das Studium dauert sechs Jahre. Nach zweijähriger Grundausbildung folgt die klinische Ausbildung. Insgesamt reisten 60 Brasilianer am 10.02. nach Cuba. Bis zum Kursbeginn im August werden die Studenten die Realität im Land kennenlernen.

Der Einsatz der Pataxó Hã-Hã-Hãe gilt noch immer der Demarkierung von 54.100 ha. Derzeit hoffen sie, dass der Oberste Gerichtshof die von der Regierung des Bundesstaates Bahia erteilten Besitztiteln an Invasoren für Nichtig erklärt. Der Landkonflikt forderte Menschenleben, auch das von Galdino Jesus dos Santos, der im April 1997 in Brasília verbrannt wurde.

Brasília, 22. Februar 2001
Indianermissionsrat - CIMI



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