Info-Brief  Nr. 446

Indios protestieren gegen Missstände im Gesundheitswesen

Mehr als 200 indigene Vertreter der Bundesstaaten Alagoas und Sergipe besetzten diese Woche das Gebäude der Nationalen Gesundheitsstiftung (FUNASA) in Maceió, Hauptstadt von Alagoas, um die Probleme im Gesundheitswesen anzuprangern, die seit der Auslagerung und der Verwaltung durch die Gemeinden bestehen. Am 30.01. besetzten die Karapotó und Kariri-Xocó den Sitz der FUNASA. Sie protestierten gegen die Entlassung der ausgebildeten Gesundheitsmitarbeiter durch die Präfektur von São Sebastião, aus politischen Gründen, laut Indios. Angezeigt haben sie auch die Unterschlagung von Finanzen, die für die Gesundheit des Indio zur Anschaffung von medizinischen Einrichtungen bestimmt waren. Andere Völker haben sich dem Protest angeschlossen. Am 31.01. und 01.02. trafen in Maceió eine Karawane der Xukuru-Kariri, Wassu-Cocal, Geripankó, Kalankó, Karuazu, Tingui-Botó aus Alagoas und die Xokó von Sergipe ein.

Agamenon Geripankó, der zuvor einige Gemeinschaften besucht hat, erklärte, dass die FUNASA die Politik der Auslagerung des indigenen Gesundheitsdienstes auf Gemeindeebene verfolgt. Die Präfekturen stellen nach politischen Kriterien Personal an und entlassen es, ohne Rücksicht auf die Arbeit der Bezirksräte der Gesundheit, denen die soziale Kontrolle des Systems zukommen sollte. Nichtindigene Gesundheitsmitarbeiter sind in der Mehrzahl Freunde oder Verwandte des örtlichen Präfekten. Die finanziellen Mitteln für die indigene Gesundheit gehen direkt an die Präfekturen mittels `Abkommen´, ohne Unterzeichnung eines Vertrages und die Präfekten verwenden das Geld für andere Zwecke, so Agamenon weiter.

Der Präfekt von Pariconha will die Gesundheitsposten der Stadt reformieren. Die Zahnarztpraxis, die auch für die Betreuung der indigenen Gemeinschaften zuständig ist, wurde im Gesundheitsposten der Gemeinde eingerichtet, 6 km von der Aldeia entfernt. Die Indios müssen zu Fuss zur Behandlung gehen. Die aufgebrachten Geripankó haben die Praxis nun in die Aldeia verlegt. Auch in anderen Gemeinden wurden Behandlungsräume für die Indios in den Gemeinden eingerichtet, trotz der Klagen der Xukuru-Kariri, Kariri-Xocó und Karapotó. Es handelt sich um eine Zweckentfremdung. Die Bundesregierung soll darauf antworten, meint der CIMI-Sekretär Roberto Antônio Liebgott. Die Staatsanwaltschaft von Alagoas soll mit den indigenen Vertretern beraten, die angezeigten Missstände aufklären und die Verantwortlichen bestrafen.

Wie in Alagoas und Sergipe löst die indigene Gesundheitspolitik der Bundesregierung auch in anderen Teilen des Landes Unzufriedenheit aus. Die Indios klagen über fehlende Mitarbeiter und schlecht ausgebildete nichtindigene Gesundheitsmitarbeiter. Sie werden ohne Grundlagen in Anthropologie und Geschichte angestellt und erleben einen kulturellen Schock.

Ähnlich dem Programm für nichtindigene Gemeinden richtete die Bundesregierung das Programm für die Gesundheit der Indigenen Familie ein. Die dabei vorgesehenen Besuche in den Haushalten finden selten oder gar nicht statt und sind einer der Fehler in diesem Modell.

Bei der 3. Nationalen Konferenz der Indigenen Gesundheit, vom 14.-18.05. in Brasília, werden die indigenen Völker die Möglichkeit haben, das derzeitige System kritisch zu hinterfragen und Alternativen aufzuzeigen, bei denen der Wert der Gesundheit des Indio im Vordergrund steht und nicht das vom brasilianischen Staat propagierte neoliberale Modell.

Indios von Roraima wurden zu Kasernenbau nicht befragt

Die indigenen Vertreter der Macuxi, Taurepang, Pantamona und Ingarikó haben Briefe an die Bundesstaatsanwaltschaft, das Justizministerium, die Präsidentschaft der Republik und die Präsidentschaft der FUNAI geschickt und sich gegen den Bau der 6. Sonderkaserne auf dem vorgesehenen Platz im Grenzgebiet ausgesprochen.

Dieser Brief sollt auch dem Heereskommando und Richter Cloves Siqueira bei der Versammlung am 26.01. übergeben werden. Trotz Einladung ist niemand erschienen. Teilgenommen haben die lokale FUNAI-Verwaltung, der CIMI sowie Felipe Bretanha, der Staatsanwalt der Republik in Roraima.

Im Dokument schreiben die Indios, dass der Erlass Nº 820/98 das indigene Land Raposa/Serra do Sol verkleinerte, als Vorbereitung für den Kasernenbau, obwohl mit den indigenen Gemeinschaften nie Gespräche darüber geführt wurden. Das Heereskommando begann mit den Arbeiten knapp 200 Meter von der Gemeinschaft Uiramutã entfernt. Hier eine Kaserne errichten, bedeutet die Auslöschung der Gemeinschaft, so die Indios.

Gewalt kennzeichnet bisher die Beziehung des Heeres zur indigenen Bevölkerung des Bundesstaates. Es ist zu befürchten, dass in der Nähe der militärischen Einrichtung nicht nur Aggressionen, sondern auch Prostitution, Geschlechtskrankheiten und Alkoholismus zunehmen werden.In diesem Zusammenhang erinnerten die Indios an den sexuellen Missbrauch von Frauen und Mädchen der Yanomami in Surucucus (RR) sowie in São Gabriel da Cachoeira (AM).

Bei der 20. Versammlung der Häuptlinge von Roraima, vom 05.-08.02. in der Maloca Pium (80 km von Boa Vista entfernt), werden die Indios weitere Schritte diskutieren. Um künftig Gewalt zu verhindern, fordern sie Mitspracherecht bei der Entscheidung über den Ort des Kasernenbaues.

Brasília, 01. Februar 2001
Indianermissionsrat - CIMI


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