Info-Brief Nr. 443

Truká widerrechtlich verhaftet und ermordet

Militärpolizisten von Pernambuco haben am 04.01.2001 den Indio Truká Nilson Félix (16) und seinen Vater José de Nô Félix (38) in der Gemeinde Cabrobó unrechtmässig festgenommen. Die Gemeinschaft hat sofort Nachforschungen angestellt und am 07.01. die verstümmelten und mit Brandspuren versehenen Leichen etwa 150 km entfernt in Santa Maria da Boa Vista gefunden.

Das Verbrechen geschah nach einer Operation der Militärpolizei von Pernambuco in Cabroró, bei der Nilson und sein Onkel Geraldo Gomes da Silva angeschossen wurden. Die Militärpolizisten Ismael Borges Melo und Luismar Leite Rocha kamen bei dem Einsatz ums Leben. Geraldo Gomes erlag seinen Verletzungen.

Nilson Félix wurde von seinem Vater in das örtliche Spital gebracht. Nachdem sich sein Zustand verschlimmerte, sollte er zur weiteren Behandlung in das Krankenhaus von Petrolina. Für den Transport stellte der Gemeinderat Romero Gomes sein Auto zur Verfügung. Der Vater und eine Krankenschwester begleiteten den Verletzten. Unterwegs wurden sie von einem Fahrzeug der Militärs angehalten. Polizisten mit übergestülpten Kapuzen nahmen Nilson und seinen Vater fest und zwangen den Lenker und die Krankenschwester zur Rückkehr nach Cabrobó. Diese informierte die Truká, die der Bundespolizei Bericht erstatteten und sich auf die Suche nach den zwei Indios machten. Drei Tage später fanden sie die Toten nach dem Hinweis eines Bewohners der Region.

Am 10.01. hat das Institut für Gerichtsmedizin in Recife die Leichen freigegeben. Tags darauf wurden die zwei Truká auf der Insel von Assunção beerdigt.

Bei diesem Gewaltakt der Militärpolizei handelt es sich um keine einmalige Aktion. Wiederholt erstatteten die Truká Anzeigen gegen polizeiliche Autoritäten, aber keine der Verletzungen der Verfassungsrechte wurde bestraft. Zu dieser Missachtung der Menschenrechte hinzu kommt, dass die Autoritäten des Bundesstaates die ethnische Vielfalt der Indios nicht anerkennen und sich in der Folge nicht spezifisch um sie kümmern.

Am 04.01. drangen 12 Fahrzeuge mit Militärpolizisten, einige von ihnen vermummt, ohne Rechtsgrundlage (indigene Territorien fallen in die Kompetenz der Bundespolizei) in das Gebiet Truká ein. Der als Lobinho bekannte Indio musste ihnen, im Kofferraum eines Autos versteckt, das Haus von Nilson Félix zeigen, wo sie dessen Bruder Nelson Félix (14) suchten.

Am 08.01. waren zwei Vertreter der Truká im Bus von Cabrobó nach Recife unterwegs, um weitere Schritte in dem Fall einzuleiten. Grundlos wurden sie von fünf Militärpolizisten in Belém do São Francisco angesprochen, die sie nach dem Wohnort befragten und sie des Überfalls auf den Autobus beschuldigten. Die Polizisten erlaubten ihnen, die Reise fortzusetzen, verboten aber, jegliche Mitteilungen an andere Personen. Sollten sie darüber sprechen, würde ihnen jemand die Schädel zerschmettern . Die Polizisten folgten dem Bus etwa 40 km.

In einer Eingabe an die Bundesstaatsanwaltschaft forderte der CIMI Nordosten unter anderem eine Untersuchung durch die Bundespolizei, ein Disziplinarverfahren vor dem polizeilichen Generalgericht, den Abzug der beteiligten Polizisten aus Cabrobó. Zur Verantwortung gezogen werden soll auch der Bundesstaat Pernambuco.

Brasília, 11. Januar 2001
Indianermissionsrat - CIMI



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