Info-Brief  Nr. 442

Die indigenen Völker im neuen Jahrtausend

Das neue Jahrtausend beginnt für die indigenen Völker mit alten Herausforderungen wie die Demarkierung und Garantie ihrer Gebiete. Das neoliberale Modell fördert die Ausbeutung der Naturschätze in indigenen Territorien. Die Indios in Amazonien werden auch in Zukunft durch Holzfirmen, Bergbauunternehmen, Garimpeiros, Biopiraten und andere Interessensgruppen der globalen Wirtschaft in Bedrängnis geraten. Die indigenen Völker im Nordosten, Süden und Zentralwesten werden sich gegen Grossgrundbesitzer, Politiker sowie Militärpolizei bei der Rückgewinnung und Garantie ihres traditionellen Landes durchsetzen müssen. Alle Völker werden anzukämpfen haben gegen das ausgrenzende Modell des Wettbewerbs, um in Würde und unter besseren Bedingungen leben zu können.

Die Verabschiedung des neuen Statuts der Indigenen Völker und der Konvention 169 erfordern Mobilisierung und Druck, um die indigenen Rechte zu garantieren. Dabei hoffen die Indios auch auf Verbündete im In- und Ausland.

Amnesty International veröffentlichte einen Bericht über polizeiliche Gewalt und den Festtag der 500 Jahre und äusserte sich besorgt über das Fehlen einer unabhängigen sowie unparteiischen Untersuchung der Ereignisse vom 22.04.2000. Wieder einmal wurde die Suche nach Gerechtigkeit unterdrückt, weil sie den politischen Erfordernissen offensichtlich nicht entsprach und das Justizsystem Brasiliens weiterhin Straffreiheit jenen garantiert, die Menschenrechtsverletzungen anordnen oder ausführen .

Angesichts dessen fordert Amnesty International von den Autoritäten die sofortige Revision des laufenden Gerichtsverfahrens und neue Untersuchungen, mit angemessenen Mitteln, umfassend, unparteiisch und wirksam über die Geschehnisse am 22.04.2000, um die Gesetzesübertretung ans Licht zu bringen, die Verantwortlichen der Justiz zu übergeben und die Opfer angemessen zu entschädigen . Wenn die Autoritäten auf die Gewalt am 22.04. nicht wirksam und unvoreingenommen reagieren, sieht Amnesty International das als Zeichen der institutionellen Diskriminierung innerhalb des juristischen Systems gegen die indigenen Völker und andere Minderheiten .

Peruanische Holzunternehmer sind in Gebiet der Ashaninka eingedrungen

Während des Vorjahres haben Holzhändler aus Peru heimlich eine Straße zwischen den Orten Pucallpa und Tipisca an der brasilianischen Grenze angelegt und sind auf diesem Weg in das indigene Gebiet Kampa am Amônea-Fluss gekommen, wo sie Zeder- und Mahagonihölzer plünderten. Kürzlich drangen sie auch in das Gebiet der Ashaninka in der Gemeinde Marechal Thaumaturgo, 700 km von Rio Branco (AC) entfernt, ein.

Die seit März 2000 angezeigten Invasion wurden durch keine Massnahmen unterbunden, die Strasse weitergeführt. Das indigene Gebiet über 87.200 ha besteht seit November 1992, aber bereits 1985 und 1985 sind Holzfirmen von Cruzeiro do Sul in das Territorium eingedrungen und schlägerten die Edelhölzer im Besitz der Ashaninka. Es gelang uns, diese Invasionen aufzuhalten, unser Volk zu reorganisieren. Wir arbeiteten schwer, pflegten und bewahrten unseren Wald, der wieder dichter wurde , erklärte Francisco Pinhanta vom Verband der Ashaninka vom Amônea-Fluss in einem Brief an die FUNAI.

Laut Konsulat von Peru haben Holzfirmen ohne Mitwirkung der Regierung die Straße hergestellt.

Bei der ersten Operation im Dezember überflogen Bundespolizisten sowie Techniker der FUNAI und des IBAMA das Gebiet mit Hubschraubern. Am 04.01. begann die brasilianische Regierung eine Aktion auf dem Land, um das Ausmaß der Schäden und der Gefahren infolge der Invasion zu erheben. Das Team von CIMI in Cruzeiro do Sul wird die nächsten Schritte begleiten. Diese erneute militärische Operation im Grenzland steht im Zusammenhang mit dem Projekt Calha Norte und SIVAM.

Justiz gegen Kaserne in Raposa/Serra do Sol

In seiner noch unveröffentlichten Entscheidung folgte Bundesrichter Helder Girão Barreto von der 2. Bundeskammer in Roraima dem Antrag der indigenen Gemeinschaft von Uiramutã und erteilte gegen den Bund ein Gutachten zum vorbeugenden Verbot des Baus der Kaserne für die 6. Grenzsondertruppe in der Nähe der Aldeias im indigenen Gebiet Raposa/Serra do Sol (RR).

Die Kaserne wäre ein weiterer Militärstützpunkt des Projekts Calha Norte. Das knapp 200 m von der Aldeia geplante Gebäude würde für die indigenen Gemeinschaften grosse Probleme mit sich bringen, etwa Jugendprostitution und Alkoholkonsum.

In seiner Entscheidung betrachtete der Richter das Argument des Bundes, die Kaserne sei im Interesse der nationalen Souveränität, als unbegründet und erinnerte, dass diese Souveränität ein altes Konzept und ziemlich abgenutzt ist und nur mit der Demarkierung der indigenen Gebiete erfüllt werden kann. Laut Helder Girão Barreto gefährde eine nahe Kasern die soziale Organisation, die Gebräuche, Sprachen, Religionen und Traditionen der indigenen Völker im krassen Gegensatz zu Artikel 231 der Verfassung.

Brasília, 04. Januar 2001
Indianermissionsrat - CIMI


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