Info-Brief  Nr. 441

Die indigenen Völker im Jahr 2000

In den vergangenen Monaten haben die indigenen Völker das Land überrascht. In den Regionen Nordosten, Südosten und Norden, wo Völker und Gemeinschaften aufgrund des kolonialistischen Drucks gezwungen waren, ihre ethnische Identität zu verheimlichen oder aufzugeben, gaben die Indios wieder ein kräftiges Lebenszeichen und beteiligten sich am Aufbau „anderer 500 Jahre". Indigene Völker haben sich wieder zu ihrer Ethnie bekannt und in den Städten ihre Anonymität aufgegeben. Heuer wollten zehn Völker, die in der offiziellen Bevölkerungsstatistik nicht erfasst sind, die Anerkennung ihrer ethnischen Identität sowie die Demarkierung ihrer Territorien.

Im Norden sind es die Náua (AC) im Nationalpark Serra do Divisor, die Tupinambá, Maitapú, Apium und eine Gemeinschaft Munduruku am Oberen Tapajós-Fluss (PA), im Südosten sind es die Kaxixó in Martinho Campos und Pompeu, die Aranã im Tal von Jequitinhonha (MG), im Nordosten sind es eine Gemeinschaft Tupinambá in Olivença, die Tumbalalá in Abaré und Curaça (BA), die Kalankó in Pariconha, die Karuazu in Água Branca (AL) sowie die Pipipã in Ibimirim (PE).

Die Diskussionen im Zusammenhang mit 500 Jahre Invasion Brasiliens, der Marsch und die Indigene Konferenz haben diese Völker ermutigt. Sie fordern von der FUNAI die ethnische Anerkennung und die Achtung ihrer Verfassungsrechte.

Indios in den Städten nicht erfasst

Aufgrund der Vorurteile und Diskriminierung seitens der sie umgebenden Gesellschaft sind Indios in anonyme Städte geflüchtet oder haben ihre Identität verheimlicht. In der Statistik bleiben sich unberücksichtigt. Die offiziellen Daten geben 366.778 Indios und 215 Völker an.

Die Erhebung des CIMI, die auch der Kommission für Menschenrechte der Organisation der Amerikanischen Staaten vorgestellt wurde, erfasste auch die Indios in den Städten und jene, die ihre Identität verleugneten. Demnach zählt die indigene Bevölkerung 551.210 Personen, die 225 Völkern angehören. In Aldeias leben 358.310 Indios, in Städten 192.000 und 900 gelten als „isoliert lebend" oder wurden von der FUNAI „nicht kontaktiert".

Die FUNAI vermutet landesweit an 50 Orten Völker ohne Kontakt zur nationalen Gesellschaft. Die genaue Zahl der Völker, die sich wieder zu ihrer Kultur bekennen, ist noch nicht bekannt, da die Anerkennung der ethnischen Identität ein langer Weg ist.

„Bei diesem Prozess muss die Angst überwunden werden. Um zu Überleben, haben sich viele Völker anderen Gemeinschaften angeschlossen und deren Identität angenommen. Andere verleugnen ihre Ethnie. Die Perspektive auf eine neue Zeit, angefangen von der Rückgewinnung traditioneller Gebiete bis hin zu den Initiativen anderer Gemeinschaften gibt jene Sicherheit, um sich wieder zur ethnischen Identität zu bekennen", analysiert Egon Heck, Exekutivsekretär des CIMI.

Zurückgewonnene und geforderte Gebiete nicht auf offizieller Liste

Die FUNAI geht von 563 indigenen Gebieten aus. Die Gemeinschaften wollen weitere 178 Territorien auf die Liste der zu identifizierenden Gebiete setzen. Dabei handelt es sich um Land, das wiedererstarkte Völker für die Erweiterung ihrer Aldeias fordern oder das Invasoren seit der Vertreibung der Indios für sich beanspruchen. Die Gesamtzahl ist dann 741 indigene Gebiete.

Die Pataxó in Bahia haben sich in diesem Jahr besonders für die Landregelung eingesetzt und im März und April vier Gemeinschaften wieder belebt: Aldeia Nova, Guaxuma, Águas Belas, Barra do Caí. Diese Aldeias warten auf den Abschluss der Ausmessungen der Ausdehnung des Gebiets Pataxó durch die Technikergruppe.

Dem Beispiel der Pataxó sind sechs Völker gefolgt und haben Initiativen zur Rückgewinnung ihres Landes ergriffen: Kaiová (MS), Guarani (SC), Tupinikim und Guarani (ES), Xukuru und Kambiwá (PE) Diese zurückerlangten Gebiete waren trotz laufender oder abgeschlossener Demarkierung invadiert. Die Guarani von Araça´í und die Pataxó der Aldeia Barra do Caí wurden vertrieben.

Die territoriale Regulierung ist von Gewalt begleitet. Häufig kam es in diesem Jahr auch zu Konfrontationen mit der Zivil-, Militär- und Bundespolizei, mit Präfekturen, Fazendeiros und den von ihnen angeheuerten Pistoleiros. Diese Realität wird sich nicht schlagartig verändern. „Die anderen 500 Jahre werden gestaltet mit dem von den indigenen Völkern bewiesenen Mut und ihrer Entschlossenheit. Es sind neue Zeiten und alte Kämpfe für die Anerkennung der indigenen Identität", erklärt Egon Heck.

Brasília, 13. Dezember 2000.
Indianermissionsrat - Cimi


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