Info-Brief  Nr. 438

Staatsanwalt will Verantwortung für Windpockenepidemie klären

Der Staatsanwalt der Republik in Belém (PA), Felício Pontes Júnior, legte eine polizeiliche Untersuchung fest, um die Missstände bei der gesundheitlichen Betreuung der Indios Araweté am Nebenfluss Ipixuna, in den Aldeias am Xingu aufzuklären. Diese Woche teilte die Nationale Gesundheitsstiftung (FUNASA) offiziell den Tod des achten Opfers einer Windpockenepidemie mit. Die ältere Frau starb im Krankenhaus Barros Barreto in Belém. In Brasília beantragte der Abgeordnete Fernando Gabeira (PV-RJ) eine öffentliche Audienz zur Situation der Gesundheitsversorgung und Betreuung der Araweté. Der Antrag wird bei der nächsten Sitzung der Kommission für die Verteidigung des Konsumenten, für Umwelt und Minderheiten der Abgeordnetenkammer behandelt.

Nach der Epidemie am Xingu und aufgrund der Forderung seitens der Staatsanwaltschaft organisierte die FUNASA eine indigene Impfaktion in der Region. Der Direktor der Abteilung für indigene Gesundheit der FUNASA, Ubiratan Pedrosa Moreira, bestätigte den Ankauf von mehr Impfstoff und kündigte für Anfang Dezember die Immunisierung der indigenen Bevölkerung im ganzen Land an. Die vorbeugende Impfung soll nun auch in das nationale Programm für die Immunisierung in indigenen Gebieten aufgenommen werden. In der Region am mittleren Xingu, wo die Windpockenepidemie ihren Ausgang nahm, sind zehn von zwölf Aldeias betroffen.

Einer der indigenen Kranken im Spital Barros Barreto liegt auf der Isolierstation. Weitere Kranke halten sich im Haus des Indio in Altamira auf. In der Aldeia herrscht Trauer um die Verstorbenen. Aus Angst zu sterben, verweigerten einige der Erkrankten eine Behandlung in Belém.

Windpocken auch in anderen Bundesstaaten

Der FUNASA sind Windpockenfälle auch in indigenen Aldeias der Xerente (TO), der Asurini in Trocará und Tirió (PA), der Waiãpi (AP) sowie Sateré-Mawé (AM) bekannt, wo Impfaktionen eine weitere Ausbreitung der Krankheit verhindern sollen. Laut CIMI in Mato Grosso sind mindestens 50 Rikbaktsa und Indios Cinta Larga an Windpocken erkrankt. Ein Rikbaktsa ist bereits gestorben. Die meisten Opfer sind ältere Indios. Ihre Widerstandsfähigkeit ist gering und ihre geschwächten Körper sind danach besonders anfällig für Tuberkulose und Leberleiden.

Aufgrund der geringen biologischen Immunität stellen Windpocken eine Gefahr für die indigenen Völker dar. Dringende Massnahmen sind notwendig, um dem Risiko zahlreicher Todesfälle entgegenzuwirken.

Unterschlagung von Finanzen

Es wurden die Unterschlagung von finanziellen Mitteln sowie Unregelmässigkeiten beim Vertrag zwischen dem Sonderdistrikt für Indigene Gesundheit und dem Gemeindesekretariat für Gesundheit in Altamira zur Anzeige gebracht. Die Staatsanwaltschaft in Pará wird diesbezüglich ermitteln.

Staatsanwalt Felício Pontes legte eine Rechnungsprüfung der Zahlungen des Distrikts fest und forderte in einer Eingabe an den Rechnungshof des Bundes und an das Sekretariat für Externe Kontrolle der Bundesregierung auch die Überprüfung des Abkommens zwischen der Präfektur von Altamira und dem Gesundheitsministerium.

Ingarikó lehnen Nationalparks und Ökotourismus am Monte Roraima ab

Die Ingarikó sprechen sich gegen den Vorschlag des Brasilianischen Umweltinstituts (IBAMA) aus, am Fusse des Monte Roraima eine Einheit für die Förderung und Kontrolle des Ökotourismus einzurichten. Die Entscheidung wurde bei der 3. Generalversammlung des Volkes Ingarikó vom 06.-08.11.2000 in der Maloca Serra do Sol (RR) getroffen. Im Dokument betonen die Indios, dass der Monte Pascoal heiliger Boden und Symbol ihrer ethnischen Identität ist. "Die Verletzung dieses mystischen Raumes und dieser ewigen Heimat unserer Vorfahren können wir nicht zulassen." Der Monte Roraima ist mit 2.875 m die vierthöchste Erhebung im Land und liegt in Serra de Pacaraima, im Norden von Roraima an der Grenze zu Guyana und Venezuela.

Das IBAMA hat 1989 den Nationalpark von Monte Roraima eingerichtet und will nun in der Gegend den Tourismus steigern. Den Vorschlag einer ökotouristischen Einheit seitens des IBAMA bewerten die Indios als Steigerung der wirtschaftlichen Ausbeutung der Naturreichtümer und der kulturellen Güter der indigenen Völker von Raposa/Serra do Sol. Die Ingarikó wollen jedes Vorhaben erst nach der Homologation des Gebietes diskutieren, die seit 1998 immer wieder aufgeschoben wird.

Für die Indios setzt sich das IBAMA mit der isolierten und willkürlichen Entscheidung über die indigenen Positionen hinweg. Vor kurzem wurde die indigene Gemeinschaft, die rund 900 Personen zählt, zu Beratungen über touristische Projekte in der Region eingeladen, bei der sie ihre ablehnende Haltung bekundete.

Der Indianerrat von Roraima (CIR) teilte die Entscheidung der Ingarikó der FUNAI, der Staatsanwaltschaft der Republik, dem IBAMA, dem Justiz- sowie dem Umweltministerium mit und forderte die Garantie und den Schutz der kulturellen, territorialen und religiösen Rechte vor jeglichen Aktivitäten, die sich für die Gemeinschaften von Raposa/Serra do Sol schädigend auswirken können.

Die Diözese von Roraima verabschiedete eine ablehnende Stellungnahme zum Nationalpark Monte Roraima (1989) sowie zum Nationalpark Serra da Mocidade (1998) im Gebiet Yanomami (RR). Die Nationalparks würden die Gemeinschaften zu Gefangenen ihrer eigenen Heimat machen und den Raub von Land, Wäldern und Äckern legitimieren sowie den Zugang von Personen fördern, die der indigenen Kultur fremd gegenüberstehen und mit denen die Gefahr der Verbreitung von Krankheiten wächst. Nichts weiter als eine Strategie, um die Homologation des indigenen Gebiets Raposa/Serra do Sol zu verhindern, heisst es im Dokument der 14. Regionalversammlung der Evangelisierung der Diözese Roraima.

Brasília, 23. November 2000
Indianermissionsrat - CIMI




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