Info-Brief  Nr. 427

Gemeinderat der Ermordung eines Indios beschuldigt

Dem Gemeinderat Auton Farias, Bruder des Bürgermeisters von Jordão, Turiano Farias, wird die Ermordung eines Indios angelastet, der noch keinen Kontakt zur nichtindigenen Gesellschaft hatte. Das Verbrechen geschah im indigenen Gebiet Tarauacá, in der Region entlang des Oberen Jordão Flusses im Bundesstaat Acre an der Grenze zu Peru. Der Politiker war mit José Lourenço da Silva (Trubaldo) und Francisco Alves de Morais ('Chico Maranhoto'), zwei Landbesetzern, unterwegs. Die drei sind flüchtig. Bisher ist bekannt, dass Auton Farias und die zwei anderen Beschuldigten in das indigene Gebiet eingedrungen sind, um Holz zu schlägern und zu jagen. Als sie von etwa zehn Indios beobachtet wurden, schossen die Invasoren auf die Gruppe und kastrierten den von ihnen getöteten Indio.

Bei der FUNAI sind Berichte über die Ermordung von mindestens drei Indios eingegangen, obwohl die Bundespolizei 40 km von der Aldeia entfernt nur ein Grab mit einer Leiche entdeckte.

Die Tat ereignete sich wahrscheinlich bereits im Juni, ist aber aufgrund von Kommunikationsproblemen und wegen politischer Interessen erst vor einigen Tagen bekannt geworden.

Alto Tarauacá wurde im April im Ausmass von 142.600 ha als traditionelles Gebiet umherstreifender indigener Völker identifiziert. In der Gegend leben auch über 50 nichtindigene Familien und Arbeiter, die vorübergehend Kautschuk gewinnen. Laut FUNAI schwele der Konflikt bereits seit 100 Jahren und führte auf beiden Seiten zu Morden.

Die Indios verteidigen sich gegenüber den Eindringlingen und die Nichtindios töten aufgrund von Angst, Vorurteilen und Rache. In Acre herrscht noch eine Gesinnung der Auslöschung ähnlich wie während der kolonialen Epoche als der Indio als Tier galt oder der integriert, versklavt oder getötet werden musste. Dieses Konzept ist im Unterbewusstsein der Bevölkerung verwurzelt. Wir beklagen, dass in den letzten 500 Jahren und zur Jahrtausendwende noch immer dieses koloniale Bestreben herrscht, so Éden Magalhães, CIMI-Koordinator von Amazônia Ocidental. In der Region am Alto Tarauacá einen noch nicht kontaktierten Indio zu töten verschafft eine absurde Genugtuung.

Politisch und wirtschaftlich Mächtige, die in den indigenen Gebieten die Rohstoffe ausbeuten wollen, fördern diese antiindigene Haltung. Die indigenen Völker von Acre sind über den Mord aufgebracht. Sie beklagen, dass die Bundesregierung die geforderten zwei Kontrollposten noch immer nicht eingerichtet hat, um den Zugang von Invasoren zu unterbinden.

CIMI begleitet alle Untersuchungen der verwerflichen Tat und hofft auf die Verurteilung der Verbrecher, die eine Leiche versteckten, in indigenes Gebiet eingedrungen sind und illegal Holz geschlägert und gejagt haben. 'Die Bestrafung soll exemplarisch sein, um andere Fälle zu verhindern', erklärte Magalhães.

Woche des Vaterlandes: Plebiszit über Auslandsverschuldung und Schrei der Ausgeschlossenen

Während der Woche des Vaterlandes hat die brasilianische Bevölkerung die Möglichkeit, über die Bezahlung der Auslandsschulden abzustimmen. Seit 02.09. stehen dazu landesweit Tausende Urnen bereit. Die Beteiligung steigt von Tag zu Tag.

Über drei Fragen kann entschieden werden: Soll die brasilianische Regierung den derzeitigen Vertrag mit dem Internationalen Währungsfonds beibehalten? Soll Brasilien weiter die Auslandsschuld zahlen ohne öffentliche Anhörung, wie in der Verfassung 1988 vorgesehen ist? Sollen die Regierungen des Bundes, der Bundesstaaten und der Gemeinden weiterhin grosse Teile der öffentlichen Budgets für die Zahlung der Inlandsschuld an Spekulanten aufwenden?

Das Ergebnis wird am 13.09. in der Abgeordnetenkammer in Brasília bekanntgegeben.

Gesellschaftlich relevante Organisationen koordinieren die Volksabstimmung, darunter die Brasilianische Bischofskonferenz (CNBB), der Nationale Rat der Christlichen Kirchen (CONIC) die Ökumenische Koordination (CESE), der Zentralverband der Arbeiter (CUT), die Bewegung der Landlosen (MST) sowie Gewerkschaften, politische Parteien und Arbeiterverbände.

Die ablehnende Haltung der Bundesregierung hat viele Menschen zur Stimmabgabe motiviert. Finanzminister Pedro Malan bezeichnete die Initiative als 'Blödsinn', als 'Förderung der Hinterziehung' der Schuld und erklärte, dass die Bevölkerung über ein so wichtiges Thema nicht abstimmen sollte. Die brasilianische Gesellschaft will sich aber zu diesem Thema äussern.

Die private Auslandsverschuldung ist zwischen 1993 und 1999 von USD 55 Milliarden auf USD 141 Milliarden angestiegen. Die öffentliche Inlandsverschuldung ist in diesem Zeitraum von R$ 60 Milliarden auf R$ 380 Milliarden hochgeschnellt, so der Volkswirtschaftler Valter Piomar. Im Zusammenhang mit dem Plebiszit kommen die Zahlen ans Tageslicht, die von der Regierung immer verschwiegen wurden.

Das Nationale Plebiszit über die Auslandsverschuldung findet im Rahmen der Internationalen Kampagne zum Jubiläum 2000 statt. Diese Kampagne, die sich für den Schuldennachlass verarmter Länder einsetzt, ging von der katholischen Kirche aus. Angeschlossen haben sich andere christliche Kirchen, afro-brasilianische Gemeinschaften und die Moslems.

Die Volksabstimmung dauert bis zum 07.09. An diesem Tag findet in über 1.000 Städten der '6. Schrei der Ausgeschlossenen' statt. Organisatoren sind soziale Bewegungen sowie die CNBB. Bei den Kundgebungen, diesmal unter dem Thema 'Fortschritt und Leben - Heimat ohne Schulden', werden die Bezahlung der brasilianischen Auslandsschulden und die Verträge zwischen der brasilianischen Regierung und dem Internationalen Währungsfonds kritisch hinterfragt.

Brasília, 05. September 2000
Indianermissionsrat-CIMI


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