Info-Brief  Nr. 425

Bundespolizei und CPI in Truká-Gebiet

Die Bundespolizei hat sich in das indigene Gebiet Truká (PE) begeben, um die von Drogenhändlern angelegten Hanfplantagen auf der Insel Assunção zu zerstören, wie die Operation begründet wird. Auch Politiker der Parlamentarischen Untersuchungskommission (CPI) der Legislativen Versammlung des Bundesstaates Pernambuco, die am 23.08. in Cabrobó für Ermittlungen über den Drogenhandel im Land eingerichtet wurde, sind in das Gebiet gekommen. Das indigene Territorium Truká auf dem Archipel von Assunção liegt im sogenannten Hanfpolygon, in das ständig Drogenhändler eindringen. Die Polizei kam mit zwei Hubschraubern, einem Bus und drei Autos.

Für die Truká ist die polizeiliche Operation eine erneute Invasion in ihr Gebiet. Am 19.08. sind rund 60 Polizisten in elf Autos und einem Hubschrauber angekommen, mit dem Auftrag, Waffen und Drogen zu beschlagnahmen. Sie stürmten das Haus des indigenen Vertreters Ailson dos Santos, durchwühlten es und führten den Indio in Handschellen ab. Als Argument gaben sie illegalen Waffenbesitz an. Danach traten die Bundesagenten auf der ganzen Insel in Aktion.

Das Ergebnis der Operation war die Verhaftung von acht Indios. Vier von ihnen wurden nach der Bezahlung einer Kaution freigelassen. Den vier auf dem Präsidium von Salgueiro weiter Festgehaltenen warf man Bandenbildung und Mordversuch vor. Die FUNAI beantragte die Enthaftung, damit die Truká in Freiheit ihre Aussagen machen können. Einer der festgenommenen Truká kritisierte die Aktion und wurde verprügelt.

Die aufgebrachte Gemeinschaft warf Steine gegen die Polizisten, die daraufhin Gummigeschosse und Tränengas einsetzten. Alle verhafteten Indios wurden verprügelt und unterzogen sich zwei Prüfungen der Beweise, da sie den Untersuchungen der Bundespolizei nicht vertrauten.

Die Truká, die sich während der Polizeiaktion auf der Insel aufhielten, stellten der FUNAI einen Bericht zur Verfügung, als Grundlage für die Eingabe an die Staatsanwaltschaft, um den Machtmissbrauch seitens der Polizei aufzuklären. Schwangere Frauen klagten über Grausamkeiten und bestätigten, dass Tränengasbomben in die Häuser geschleudert wurden, um die Bewohner zu vertreiben. Einige Frauen erlitten einen Schock und mussten ins Krankenhaus gebracht werden, da Gefahr für ihre ungeborenen Kinder bestand. Auch betagte Indios litten unter Übergriffen. Alles erschien uns wie eine Aktion von Terroristen und nicht wie eine der Bundespolizei, erklärte der Truká-Vertreter Aurivan dos Santos. Die Spannungen in Cabrobó zwischen Bundespolizei und Indios könnte zu einem schlimmen Konflikt führen.

Die polizeiliche Aktion und der Einsatz für Land

Für die Indios steht die polizeiliche Operation im Zusammenhang mit ihrem Einsatz für Land. Die Drogenhändler beklagen fehlende Massnahmen hinsichtlich der Landfrage seitens der Bundesregierung. Auf der Flucht vor der Polizei verstecken sie sich auf der Insel und pflanzen Hanf an.

Um die Demarkierung zu beschleunigen, haben die Indios die Initiative ergriffen und vertrieben Invasoren und Drogenhändler. Allerdings wurden die finanziellen Mittel für deren Entschädigung von der Bundesregierung nicht freigegeben. Die Truká reisten wiederholt nach Brasília, um Druck auszuüben. Auch zerstörten sie Strommasten der Companhia Hidrelétrica do São Francisco (CHESF) auf Assunção. Obwohl seit dem Vorjahr versprochen, sagte der Justizminister den Indios bei einem Gespräch in Brasília im Mai, das Geld für die Entschädigung (R$ 2,9 Millionen) könne nicht zur Verfügung gestellt werden.

Geiselnahme der Pataxó in Bahia

Sie fordern den Abschluss der Demarkierung der indigenen Gebiete

Rund 150 Pataxó besetzten am Morgen des 24.08. eine Fläche von 2.538 ha des Unternehmers Tarcísio Carleto, die landwirtschaftlich genutzt wird von den Fazendas São Vicente, São Brás und Boa União, von Conjunto Agropastoril Olinda und Reunidas Nova Esperança. Während der Aktion nahmen die Indios sieben Arbeiter als Geiseln.

Die Situation ist gespannt. Das besetzte Gebiet ist Teil des von den Pataxó geforderten Landes. Die Indios drängen auf die Anwesenheit der Bundespolizei und fordern die Rückkehr der Technischen Arbeitsgruppe, die ihre Tätigkeit aufgrund fehlender Finanzen im April einstellte.

Tarcísio Carleto, der für das Amt des Präfekten von Itamaraju kandidiert und das Transportwesen der Stadt unterhält, hat den Technikern den Zugang zum umstrittenen Gebiet untersagt und ein Verfahren zur Sperre angestrengt, um eine mögliche indigene Besetzung seiner Immobilien zu verhindern.

CIMI, FUNAI und CAPOIB sind Zeugen im Verfahren - genannt als Berater der Indios - und für den 31.08. vorgeladen, um die indigenen Aktivitäten zu erläutern. Nach dieser Audienz wird der Richter eine Entscheidung hinsichtlich einer einstweiligen Verfügung treffen.

Das besetzte Gebiet befindet sich in der Nähe der Aldeia Corumbauzinho, in der Gemeinde Prado, 264 km von Porto Seguro entfernt, auf der nördlichen Seite des Monte Pascoal. Der Unternehmer setzt alles daran, die Demarkierung zu verhindern. Er beruft sich auf ein Schriftstück der FUNAI, laut dem in diesem Gebiet keine Indios leben. Die Pataxó beeinspruchten das Dokument und drängen auf die Rückkehr der Technikergruppe, die belegen soll, dass es sich um traditionelles Territorium handelt.

Brasília, 24. August 2000
Indianermissionsrat - CIMI



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