Info-Brief  Nr. 424

Indigene Völker wollen Entschädigung für Polizeigewalt

Eine Kommission von 25 indigenen Vertretern übergibt in Brasília das offizielle Schlussdokument der Indigenen Konferenz, die vom 18.-22.04. in Santa Cruz Cabrália stattfand. Den Auftrag, das Dokument an die drei Gewalten zu übergeben, erhielt sie von der Indigenen Folgekonferenz (18.-20.05.). Die Kommission hatte je eine Audienz mit dem Präsidenten des Regionalen Bundesgerichtes, Minister Tourinho Neto, dem Präsidenten des Obersten Gerichts, Minister Paulo Costa Leite sowie mit Staatsanwälten der 6. Kammer der Bundesstaatsanwaltschaft. Präsident Fernando Henrique Cardoso und Justizminister José Gregori verweigerten eine Begegnung und schoben die Verantwortung der FUNAI zu. Dieser fehlende Respekt seitens der Regierungsorgane enttäuschte die Indios. Die indigenen Völker haben auch eine Eingabe an die Bundesstaatsanwaltschaft beschlossen. Sie fordern eine Entschädigung für die polizeilichen Repressionen im April. Die Berechnung geht von den Ausgaben für die Sicherheit des Präsidenten bei den offiziellen 500 Jahre-Feiern (R$ 1,7 Millionen) aus. Geschätzt werden etwa R$ 6,12 Milliarden.

Im April bemühte sich der Präsident mit den Indios fotografiert zu werden. Die Ablehnung einer Audienz könnte als Vergeltung angesehen werden für das Fernbleiben der Indigenen Konferenz an den offiziellen Feiern.

Das 20 Punkte umfassende Schlussdokument betont die Einhaltung der in der Bundesverfassung garantierten indigenen Rechte, vor allem die Demarkierung und Regulierung aller indigenen Gebiete, die Aufhebung von Dekret 1.775, den Schutz der indigenen Gebiete sowie den Abzug aller Invasoren. Diese Forderungen wurden von 3.600 Indios von 140 Völkern verabschiedet. Neben der Übergabe des Dokuments ist die Kommission auch beauftragt, die Durchsetzung der Entschädigung gegen die Bundesregierung für materielle und moralische Schäden einzuleiten, angefangen von der Zerstörung des Monuments des indigenen Widerstandes über Zwang und Einschüchterung während der Konferenz bis hin zum gewaltsamen Angriff der Militärpolizei von Bahia auf den indigenen Marsch.

Die indigenen Völker machen die Bundesregierung für die Repressionen verantwortlich. Selbst Militärs bestätigen, im Dienst der Sicherheit des Präsidenten tätiggewesen zu sein. Ihre Aussagen stimmen auch nicht mit der bundespolizeilichen Untersuchung überein, laut der es keine Ausschreitung gab. Die Bilder jenes Tages widersprechen diesem Untersuchungsergebnis.

Gebietsrückgewinnung der Tupinikim und Guarani

Seit dem 02.08. halten die Tupinikim und Guarani eine Fläche von 50,57 ha in Aracruz (ES) besetzt. Über 5 ha dieses Gebietes beanspruchen seit 1999 die Präfektur und die Firma Thotham Mineração Ltda, die an der Mündung des Piraqueaçu Meeresablagerungen für die Trocknung gewinnt. Bei dem umstrittenen Territorium handelt es sich zudem um ein Umweltschutzgebiet. Die Präfektur lehnt die indigene Aktion ab.

Die Indios haben bereits mit der Bearbeitung begonnen. Auf den abgeholzten Flächen pflanzen sie Maniok und errichteten drei Häuser für die Rückkehr von Familien. Ein Anwalt der FUNAI war zwar vor Ort, aber statt Hilfestellung zu geben, erklärte er, die Frage besser studieren zu wollen. Er traf sich darauf mit Vertretern von Thotham und der Präfektur Aracruz. Auch das Firmendirektorium steht in Kontakt mit der FUNAI. Das Unternehmen Thotham hat Dokumente, das ihm den Besitz bescheinigt. Sollte es sich um indigenes Gebiet handeln, sind diese aber nichtig.

Pataxó feiern Jahrestag der Rückgewinnung von Monte Pascoal

Mit den rituellen Tänzen Toré und Auˆ werden die Pataxó am 19.08. die Feierlichkeiten ein Jahr nach der Rückgewinnung von Monte Pascoal eröffnen. Für die Indios war diese Aktion historisch bedeutend, da sie alles daran setzten, um wieder in ihr traditionelles Gebiet zu kommen, von dem sie vertrieben wurden. Seither hat die Bundesregierung Verträge für die Leitung vorgeschlagen und gemeinsam mit den Indios eine Verwaltung begonnen. Aber alle Schritte waren sehr unverbindlich. Die Pataxó fordern weiterhin die Demarkierung von Monte Pascoal. Sie wollen ihren Widerstand bekräftigen und ein Manifest veröffentlichen. Als Symbol der Verpflichtung für die Bewahrung von Monte Pascoal werden Keimlinge des Mata Atlƒntica gepflanzt. Um die Gegend für die offiziellen Feiern der 500 Jahre Kolonisierung zu reinigen, versuchte die Regierung die Indios abzuziehen. Sie ignoriert auch die Rückgewinnungsbestrebungen und erschwert die Arbeit der Technikergruppe, die Vorbereitungen für die Demarkierung zu treffen hat. Die Arbeiten wurden zweimal aufgrund finanzieller Probleme gestoppt.

Am 20.04 änderte Präsident Fernando Henrique Cardoso die seit 1961 gebrauchte Bezeichnung Nationalpark von Monte Pascoal in Nationaler und Historischer Park von Monte Pascoal ohne das Gebiet als traditionell indigen anzuerkennen. Er setzte eine Referentengruppe mit Vertretern der Ministerien für Umwelt, Kultur und Justiz ein und beauftragte sie mit der Definition von Strategien der Artikulation und des gemeinsamen Interesses dieser drei Ministerien hinsichtlich des Nationalparks. Am 22.04., dem Tag, als die Sondereinheit der Militärpolizei den indigenen Marsch gewaltsam unterdrückte, veröffentlichte Kulturminister Francisco Wolff den Erlass N§ 140, der Monte Pascoal unter Denkmalschutz stellt.Die Pataxó fühlen sich bei ihrem Einsatz um die Anerkennung von Monte Pascoal als indigenes Gebiet missachtet, erklärte Adson Rodrigues, CIMI-Mitarbeiter in Eunápolis (BA). Die Indios warten auf das Ergebnis der Technikergruppen und hoffen auf die Anerkennung als traditionelles Land. Brasília, 17. August 2000
Indianermissionsrat - CIMI



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