Info-Brief  Nr. 421

Vertreibung der Guarani zu befürchten

Der Unternehmer Carlos Francisco Zimmer erwirkte eine einstweilige Verfügung zur Besitzrückerstattung des Gebietes Araçaì, das die Guarani anfangs des Monats besetzten. Innerhalb der von Bundesrichter Roberto Fernandes Junior von Chapecó angeordneten Frist von 45 Tagen soll die FUNAI die Indios abziehen sowie eine Technikergruppe einsetzen, um sofort die Untersuchungen für die Identifizierung und Grenzziehung des zurückgewonnenen indigenen Landes einzuleiten. Bei Nichteinhaltung der Frist werden die Indios von der Polizei abgezogen. Während des Verfahrens zur Rückerstattung des Besitzes kritisierte der Unternehmer, CIMI hätte die Indios aufgestachelt und behauptete, dass es in der Region nie 'irgendeine indigene Ansiedlung gab'. Carlos Zimmer wird von Arno Schwendler, Präfekt der Gemeinde Saudades, unterstützt der die indigene Rückgewinnung verhindern will.

Bei einer Versammlung am 21. Juli mit Diözesanbischof Manoel João Francisco, dem Ortspfarrer, der Bundespolizei, der FUNAI, dem CIMI, dem Präfekten von Cunha Porã sowie Einwohnern der zwei Gemeinden, sprach Arno Schwendler von 'anderen Organisationen' hinter der Gebietszurückgewinnung und verurteilte die indigene Aktion als unrechtmässig. Während der Wortmeldung von Pater José zog sich ein Teil der Gemeinschaft aus Protest gegen die Feindseligkeit seitens des Präfekten von Saudades zurück.

Bei der Rückgewinnung von Araçaì am 10.07. besetzten etwa 200 Guarani 49 ha, auf denen Carlos Francisco Zimmer eine Sägerei errichtet hat. Das Landproblem reicht in die 20er Jahre zurück, als der Bundesstaat Santa Catarina Firmen mit der Kolonisierung beauftragte. Die damals vertriebenen Indios wollen mit Unterstützung anderer Gemeinschaften ihr Recht auf traditionelles Land durchsetzen.

 

Bundesrichter beantragt Gutachten über Raposa/Serra do Sol

Eine weitere Berufung soll die Homologation von Raposa/Serra do Sol verhindern. Bundesrichter Helder Girão Barreto beauftragte eine interdisziplinäre Kommission mit einem technisch-wissenschaftlichen Gutachten über die Demarkierung des indigenen Gebietes Raposa/Serra do Sol. Das Gutachten dient zur Rechtfertigung der richterlichen Entscheidung im Verfahren, das die Anwälte Silvino Lopes da Silva, Alcides da Conceição Lima Filho und Luis Hitler Britto de Lucena gegen den Erlass Nr. 820 vom Dezember 1997 anstrengten, der die Demarkierung als zusammenhängendes Gebiet festlegte. Für Richter Barreto ist die Beurteilung des Verfahrens 'sehr komplex' und erfordere deshalb ein technisch-wissenschaftliches Gutachten.

Die von Fazendeiros beauftragten Anwälte behaupten, die fortlaufende Demarkierung von Raposa/ Serra do Sol über 1,6 Millionen ha 'diene den Interessen ausländischer Kräfte, die eine Internationalisierung Amazoniens' mit Hilfe von Nicht-Regierungsorganisationen und der FUNAI anstreben. Laut CIMI entbehre das Argument jeglicher Grundlagen. Aufgrund der bisherigen Gutachten könnte die Bundesregierung die Landregulierung vornehmen.

Der Indianerrat von Roraima (CIR) ist besorgt über die Haltung des Richters. Das bereits im Januar 1999 erwirkte Verfahren geriet bisher in Vergessenheit und kommt genau jetzt ins Spiel, da sich die Gemeinschaft um die Homologation des Gebietes bemüht. CIMI sieht kein Hindernis für die Homologation von Raposa/Serra do Sol und erwartet von der Bundesregierung die sofortige Regulierung des Territoriums sowie den Abzug aller Invasoren.

Brasília, 27. Juli 2000
Indianermissionsrat - CIMI




Indianerrat von Roraima (CIR)

Stellungnahme

Polizisten verprügeln Indio im Kommissariat in Surumu

Am 13. Juli wurde der 45-jährige Macuxi José Maria dos Santos, genannt Moacir, von der Aldeia Maloquinha (etwa drei km von der Siedlung Surumu im indigenen Gebiet Raposa/Serra do Sol) im Kommissariat misshandelten. Erst am 26.07. hat die Einheit für die Gesundheit des Indio vom Opfer einen Bericht erhalten.

Moacir war zum Einkauf in Surumu. Gegen 15:00 Uhr, auf dem Heimweg in die Aldeia, wurde er von Militärpolizisten, bekannt als Leilton und Cabo Clóvis angehalten und zu einem Viehdiebstahl in der Gegend befragt. Nachdem Moacir keine Angaben machen konnte, brachten ihn die Militärs in das Kommissariat und 'zwangen ihn zu sagen, wo das Vieh ist'.

Mit Demütigungen, Faustschlägen und Fusstritten versuchte man den Indio zu einem Geständnis des Verbrechens zu bewegen. Nach wiederholten Misshandlungen wurde Moacir gegen Abend in das Kommissariat von Pacaraima gebracht, in eine Zelle gesperrt und wiederholt von Zivilpolizisten getreten.

Hungrig und mit Blutergüssen übersät, brachte ein FUNAI-Mitarbeiter den Macuxi nach Boa Vista, der Hauptstadt von Roraima. Der Arzt stellte ein 'mehrfaches Trauma als Folge der Verprügelung' fest.

Moacir, Vater von acht Kindern, das jüngste erst drei Jahre, verliess am 26.07 um 11:30 Uhr die Einheit für die Gesundheit des Indio. Noch immer leidet er unter Amnesie und teilweiser Taubheit, verursacht durch einen Riss im Trommelfell des rechten Ohres.

Dieser Gewaltakt der Militärpolizei von Roraima ist kein Einzelfall. Am 23.10.1988 führten die Aggressionen des Polizisten José Filipe da Silva Neto zum Tod des Macuxi Ovelário Tames. Die Obduktion bescheinigte ein Blutgerinnsel aufgrund eines Schädel-Hirn Traumas`'.

Der Indianerrat von Roraima zeigte das Verbrechen bei der FUNAI, der Staatsanwaltschaft und Bundespolizei an. Die Ermittlungen konnten erst nach der Entlassung aus der ärztlichen Obhut aufgenommen werden, da Moacir physisch und psychisch zuvor nicht in der Lage war, Auskunft über das Geschehen zu geben.

Die Gemeinschaft Maloquinha befürchtet weitere Angriffe, da die zwei Polizisten weiter ihren Dienst in Surumu versehen. Die seit Januar 1999 laufende Untersuchung wegen Machtmissbrauch gegen Indios führte noch immer nicht zur Bestrafung des Polizisten Leilton.

Die Agressionen von Polizisten und Landbesetzern gegen die Indios nehmen täglich zu. Die Verzögerung der Anerkennung von indigenen Gebieten, vor allem die ausstehende Homologation von Raposa/Serra do Sol führten in den letzten 20 Jahren in Roraima zu einem Anstieg der Gewalt, die hin und wieder tödlich endete.

26.Juli 2000, 17:00 Uhr
André Vasconcelos
Abteilung für Kommunikation des CIR




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