Info-Brief  Nr. 416

Gesellschaft mobilisiert gegen Eingriffe in den Wasserlauf des São Francisco

Die ökumenische Koordinierungsstelle (CESE), die Brasilianische Bischofskonferenz (CNBB), die Caritas, die Kommission für Landpastoral (CPT) und andere Organisationen der zivilen Gesellschaft treten im Rahmen einer Unterschriftenkampagne gegen die Regulierung des São Francisco auf. Im landesweit verbreiteten Manifest 'São Francisco: Frage des Todes oder des Lebens' wird die Revitalisierung des Flusses gefordert. Das Dokument wurde am 08. Mai in Salvador (BA) bei einem Seminar mit dem gleichen Titel der Öffentlichkeit vorgestellt. Darin alarmieren die Organisationen über die folgenschweren Auswirkungen anderer Entwicklungsprojekte für den Fluss und die dort lebende Bevölkerung. Hinterfragt werden auch die Notwendigkeit des Vorhabens und wer daraus Profit schlägt.

Der Plan der Regulierung des São Francisco geht bereits auf das 19. Jahrhundert zurück. Auf diese Weise wollte man das zyklische Problem der Trockenheit bekämpfen. Immer wieder wurden Vorschläge zur Diskussion unterbreitet. Erst das Ministerium für regionale Integration der Regierung Cardoso hat diesem Projekt Priorität eingeräumt. Ausgehend von der Stadt Cabrobó (PE) ist der Ausstoss von 127 m3 Wasser pro Sekunde in zwei Rinnen geplant. Genau in diesem Einzugsbereich liegt das indigene Gebiet Truká.

Im Oktober 1999 warnten die indigenen Völker Truká und Tumbalalá in einem Brief an die Öffentlichkeit vor den Eingriffen in das Wassersystem, von denen direkt und indirekt fünf Völker von sechs Gemeinschaften in vier Bundesstaaten (Ceará, Paraíba, Rio Grande do Norte, Pernambuco) betroffen sein werden. Die Indios beklagten die ökologische Zerstörung, die Auslöschung des ursprünglichen Waldes, das Ende landwirtschaftlicher Aktivitäten in der Aulandschaft, die Versandung des Flussbettes, den Rückgang des Fisch- und Wildbestandes sowie die Gefährdung der Schifffahrt infolge des sinkenden Wasserspiegels.

Entlang des São Francisco siedeln 14 Millionen Menschen in 503 Gemeinden, deren Überleben vom Fluss abhängig ist. Die Organisationen kritisieren die Unvereinbarkeit der sozialen Kosten. 'Obwohl vital für das Überleben von Millionen Personen sowie unzähligen Tieren und Pflanzen leidet der Fluss in den letzten Jahrzehnten unter den Folgen eines Entwicklungsmodells, das sozial und ökologisch nicht nachhaltig ist', so das Dokument. In Übereinstimmung mit den Indios betonen die Organisationen die weithin sichtbaren Spuren der Zerstörung. Die grossen Kraftwerke beispielsweise ändern den natürlichen Kreislauf von Ebbe und Fluss und behindern die Reproduktion der Fische. Die Folge ist die Zerstörung der wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten der Flussbewohner.

Das Manifest gegen die Regulierung richtet sich an die Bundesregierung und besonders an den Präsidenten der Republik, Fernando Henrique Cardoso. Erwartet werden Hilfestellungen für die Revitalisierung, die den Fluss in seiner Globalität und nicht nur als einen Wasserlauf betrachtet. Bei der Überwindung der Trockenheit ist der Respekt der natürlichen Prozesse sowie die Einbeziehung der Bevölkerung notwendig, etwa bei alternativen Projekten oder beim Einsatz geeigneter Technologien. Berücksichtigung sollen auch bisherige Erfahrungen in semiaride Regionen finden, wie die erfolgreichen Initiativen von Wassergewinnung durch Familienzisternen und anderen Modellen.

Die bis zum 25. Juli gemeinsam mit der regionalen CNBB Nordosten III in Salvador gesammelten Unterschriften werden an den Präsidenten der Republik und andere beteiligte Sektoren übergeben.

Brasília, 21. Juni 2000
Indianermissionsrat - CIMI



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