Info-Brief  Nr. 413

Wieder Protest gegen Wasserstrasse Tocantins-Araguaia

Die Tapuya, Karajá, Xerente sowie 31 Gewerkschaftsorganisationen und Basisbewegungen beschlossen beim Seminar Neue Herausforderungen und eine Kultur der Menschenrechte am 27./28.05. in Palmas (TO) einen Antrag gegen den Bau der Wasserstrasse Tocantins-Araguaia an die Abgeordnetenkammer in Brasília. Die Organisationen beklagen, dass die Studie über Umweltauswirkungen (EIA) nicht den mindesten rechtlichen und ethischen Anforderungen entspricht und vom wissenschaftlichen und technischen Standpunkt in allen Gebieten methodisch fragwürdig ist. Bisher fehlt die für Grossprojekte in indigenen Territorien erforderliche Genehmigung vom Nationalkongress.

Die Wasserstrasse wird elf Völker in 29 indigenen Gebieten betreffen, die Bundesstaaten Goiás, Tocantins, Mato Grosso, Pará und Maranhão umfassen und sich entlang von 2.210 km der Flüsse Araguaia, Tocantins und Mortes erstrecken, die einige Häfen mit den Eisenbahnen Norte-Sul und Carajás verbinden. Die geschätzten Kosten liegen bei USD 800 Millionen, davon USD 220 Millionen für den Start. Eine von der kulturellen Stiftung CEBRAC parallel geforderte Studie spricht von schwerwiegenden Eingriffen in die Fauna der Auenlandschaft sowie das Leben der Flussbewohner und Indios infolge der Trockenlegung, Überflutung und Versandung der Flüsse. Laut vorläufigen Schätzungen werden über 5,7 Millionen m3 Erde ausgehoben und steinige Flächen gesprengt, um die Flüsse für den Getreidetransport schiffbar zu machen.

Die Organisationen kritisieren die zu erwartenden ökologischen Schäden, die in der Umweltstudie verschwiegen werden, wie vier der sieben dafür verantwortlichen Anthropologen zugaben. Die Staatsanwaltschaft ist bereits aktiv geworden und erreichte bei der Bundesjustiz ein Embargo des Projekts.

Mit ihrem Antrag wollen die Seminarteilnehmer die Kommission für Menschenrechte der Abgeordnetenkammer auf die Gefährdungen dieses Vorhabens hinweisen, das private Interessen begünstigt und horrende soziale, ökologische, wirtschaftliche und kulturelle Kosten verursacht. Sie fordern neuerliche öffentliche Audienzen, an Orten, die von allen Betroffenen erreicht werden können, um die Bevölkerung wahrheitsgemäss zu informieren. Wir bitten diese Kommission für Menschenrechte um Unterstützung, sowohl was die Verletzungen der Menschenrechte als auch die Nichtbeachtung der rechtlichen Aspekte dieses Entwicklungsprojektes im Herzen Brasiliens betrifft.

Indigene Völker gegen Wasserkraftwerk

Die Kaingang und Guarani in Paraná haben beschlossen, ihre Zustimmung für den Bau des Wasserkraftwerkes São Jerônimo, eines von vier Programmen entlang des Tibagi-Flusses, zu verweigern. Die Entscheidung teilten sie dem Bundesabgeordneten Luciano Pizzato (PFL-PR) am 26.05. in Londrina bei einer Versammlung der Kommission für Minderheiten, Umwelt und Konsumentenschutz mit den Indios des Gebietes Apucarana mit. Bevor der Nationalkongress die Genehmigung für die Bauausführung erteilt, sollten die Indios dem Vorhaben zustimmen.

Die Indios sind nicht an den Argumenten der investierenden Unternehmen interessiert und erklärten ihre Position: Die Weissen haben uns bereits mit ihren Waffen, mit Krankheiten und infolge von Hunger getötet. Jetzt wollen sie uns mit Wasser töten, das unser Lebensspender ist, so der Kaingang Lourival de Oliveira. Das Kraftwerk São Jerônimo würde rund 750 der 5.575 ha des Gebietes Apucarana überfluten

Der Abgeordnete Luciano Pizzato garantierte, sich für die Entscheidung der Gemeinschaft einzusetzen: Es wird kein Kraftwerk geben. Man wird alles einstellen. Das wird gemacht. Der anwesende Bundesstaatsanwalt João Akira Omoto erklärte, er sei bereit, den Beschluss der Indios durchzusetzen. Von dieser Entscheidung könnten auch die drei anderen Kraftwerke entlang des Tibagi, etwa Cebolão und Mauá abhängen. Auch sie werden Auswirkungen auf indigene Gebiete haben.

Brasília, 01. Juni 2000
Indianermissionsrat - CIMI



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