Info-Brief  Nr. 408

Pataxó protestieren bei Festmesse

Der Auftritt von Matalaw fand internationale Beachtung. Betroffen von den Ereignissen der Vortage sprach der 24-jährige Pataxó am 26. April bei der Eucharistiefeier der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB). Die Hl. Messe anlässlich 500 Jahre Evangelisierung Brasiliens fand im Gebiet Coroa Vermelha, Santa Cruz Cabrália (BA) statt. Laut Historikern wurde dort die erste Messe in Brasilien gefeiert. Empört über die Zerstörung des Monuments des Widerstandes und die Gewalt der Militärpolizei am 22.04. gegen die Indios, machten die Pataxó ihre Teilnahme von einer freien Manifestation abhängig. Aus Respekt vor den Schmerzen der indigenen Völker und aus Gewissensgründen blieb eine Gruppe Bischöfe, darunter der CIMI-Präsident Franco Masserdotti, der liturgischen Feier fern.

Im Namen der Pataxó und aller indigenen Völker sprach Matalaw vor mehr als 20.000 Personen, auch vor Oberst Wellington Müller, der den Angriff auf die Indios kommandierte und die polizeiliche Überwachung der Veranstaltung leitete.

Der Boden, auf dem ihr hier steht, gehört uns! Die Menge unterbrach die Ausführungen von Matalaw immer wieder mit Applaus. Für uns sind es 500 Jahre Leid, Massaker, Ausschluss, Vorurteile, Ausbeutung, Auslöschung unserer Familien, Akkulturierung, Vergewaltigung unserer Frauen, Zerstörung unserer Gebiete und unserer Wälder, die mit den Invasionen einher gingen. Heute wollen wir die Lüge der Entdeckung wieder aufzeigen.

Der Päpstliche Legat, Kardinal Angelo Sodano, zelebrierte die Messe, mit der auch die 38. Generalversammlung der CNBB eröffnet wurde. Namens des brasilianische Klerus richtete CNBB-Präsident Bischof Jaime Chemello eine Vergebungsbitte an die Indios und Schwarzen. Kardinal Sodano betonte die Rolle der Mission bei der Bildung der brasilianischen Gesellschaft.

Gerichtliche Massnahmen

Nächste Woche wird CIMI notwendige Rechtsmittel für die Untersuchung und Bestrafung der Verantwortlichen für den Angriff gegen die indigenen Völker ergreifen. Die Massnahmen werden sich auf die Militärpolizei von Bahia, in der Person des für die Operation verantwortlichen Oberst Müller Wellington beziehen auf der Grundlage von Gesetz N§ 4.898 vom Dezember 1965, das Verbrechen gegen Amtsmissbrauch regelt. Die gewaltsame Aktion forderte viele Verletzte. Rund 30 Indios wurden vom Medizinischen Posten versorgt. Weitere 70 Verletzte sind ohne Behandlung in ihre Bundesstaaten zurückgekehrt.

CIMI wird sich bei der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte der Organisation Amerikanischer Staaten (OAE) um eine Sonderaudienz bemühen, um die Verbrechen der Regierung von Präsident Fernando Henrique Cardoso gegen die indigenen Völker anzuklagen.

Reaktionen

Die Brasilianische Anwaltskammer (Sektion Bahia) und die Kommission für Menschenrechte der Abgeordnetenkammer in Brasília führten öffentliche Audienzen in Salvador und Brasília durch, um von der brasilianischen Regierung eine Erklärung für die Vorfälle zu bekommen, die am 22. April zu einem Ausnahmezustand in Porto Seguro führten.

Trotz des internationalen Protest haben die Bundesregierung und die Regierung von Bahia keine schwerwiegenden Fehler beim Übergriff eingeräumt, der sich physisch und psychisch gegen indigene Völker, Schwarze und Mitglieder sozialer Bewegungen richtete. In einigen Erklärungen gab die Bundesregierung die negative Haltung der Indios als Grund an, die eine Begegnung mit Präsident Fernando Henrique Cardoso verweigerten. Die indigenen Völker lehnten das Treffen ab, das für sie eine weitere Lüge bedeutet hätte: nämlich die einer demokratischen Regierung die sich um soziale Fragen kümmert. Die Farce wird deutlich in der Straffreiheit von Oberst Müller. Obwohl er sich der richterlich angeordneten Verhaftung widersetzte, übt er weiterhin seine Funktionen aus.

Eine Hoffnung verbinden die Indios mit den Reaktionen der internationalen Gemeinschaft, die angesichts der Willkürakte bald nicht länger passiv bleiben wird.

Auch Truká sind empört

Am 25. April haben die Truká in Pernambuco einen Strommast umgestürzt, um ihren Protest gegen das versuchte Massaker am 22.04. auszudrücken. Der Mast stand auf der Insel Assunção in Cabrobó.

Die Indios wollen, dass sich der Präsident der Republik öffentlich vom barbarischen Akt der Gewalt und Demütigung der indigenen Völker distanziert. Die CNBB forderten sie auf, die Eucharistiefeier am 26.04. abzusagen.

Für etwa 36.000 Personen in Pedra Branca und Curaçá wurde die Energieversorgung unterbrochen.

Die Truká wollen Demarkierung und Abzug der Invasoren

Mit ihrer Aktion wollten die Indios auch auf ihre Unzufriedenheit hinsichtlich der noch immer nichterfolgten Demarkierung ihres Gebietes hinweisen. Von den identifizierten 7.500 ha sind erst 1.593 ha homologiert. Die Truká fordern den Abzug von 41 Invasoren von der Insel Assunção. Ihre Entschädigung wird auf rund R$ 3,7 Millionen geschätzt.

Das Gebiet Truká liegt im sogenannten Vieleck des Rauschgifts. Wiederholt beklagten die Indios die Gefährdung ihres Lebens durch die Drogenhändler. Mit dem Abzug der Invasoren würde der Drogenhandel am wirksamsten bekämpft.

Brasília, 27. April 2000
Indianermissionsrat - CIMI



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