Info-Brief  Nr. 403

Fazendas von Pataxó zurückgewonnen

Am Morgen des 21. März haben 80 Pataxó-Familien der Aldeia Aguas Belas in der Gemeinde Prado (BA), nahe dem Rio Corumbau 700 ha ihres traditionellen Landes zurückgewonnen, auf dem die Fazenda Prosperidade von Joao Euler angesiedelt ist. Damit hat die Gemeinschaft auf den Stopp der Tätigkeit der Arbeitsgruppe reagiert, die von der Bundesregierung eingerichtet wurde, um die Grenzen des sogenannten Territoriums Aguas Belas, Corumbauzinho und Barra Velha zu studieren, das sich über das gesamte traditionelle Gebiet Monte Pascoal erstreckt.

Die Einstellung der Arbeit im vorigen Dezember, angeblich aufgrund fehlender Mitteln seitens der FUNAI, führte bei den Pataxó zu Spannungen und zum Protest. Die Techniker geben als weiteren Grund die verzögerte Annullierung des administrativen Attests des offiziellen indigenen Organes an, das die Anwesenheit von indigenen Völkern in der Gegend verneint. Sie beschuldigen Fazendeiros und Politiker der Region, ihre Arbeit zu verhindern und den Zutritt zu Fazendas innerhalb des Territoriums Pataxó zu untersagen.

Monte Pascoal

Am Morgen des 23. März haben 20 weitere Familien eine benachbarte Fazenda mit 800 ha zurückerlangt, die den Titel der pensionierten Richterin Joanice Barbosa trägt, um den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, damit die Arbeitsgruppe ihren Einsatz wieder aufnimmt.

In einem Dokument an die FUNAI, die Staatsanwaltschaft der Republik, das Justizministerium und die öffentlichkeit kritisieren die Indios die Missachtung ihrer historischen Rechte und fordern die Erfüllung des Erlasses der FUNAI, mit dem die Arbeitsgruppe eingesetzt wurde. Von der Regierung verlangen sie die Garantie ihrer Grundrechte und die Regelung der rechtlichen Situation der Pataxó-Gebiete. Seit der Zurückgewinnung von Monte Pascoal am 19.08.1999 warten die Pataxó auf die Demarkierung. Der Nationalpark von Monte Pascoal geht auf ein Bundesdekret in den 60er Jahren zurück, als das Brasilianische Institut für Forstentwicklung vom Brasilianischen Umweltinstitut (IBAMA) abgelöst wurde. Damals erfolgte auch die Vertreibung der Pataxó die nunmehr in der Aldeia Barra Velha auf einem Streifen von 8.627 in Küstennähe zusammengedrängt leben mussten.

Die Indios glauben, dass diese zwei Aktionen das überleben ihres Volkes in Würde und Frieden garantieren und ein Beitrag zum Umweltschutz rund um Monte Pascoal sind. Um der ökologischen Zerstörung entgegenzuwirken, wollen die Pataxó die Landschaftspflege in Angriff nehmen.

Nach 500 Jahren Invasion lastet auf den Pataxó und den anderen indigenen Völkern Brasiliens das Gewicht der Zerstörung durch kolonisierende Projekte der Vergangenheit und Gegenwart. Sie müssen den hohen Preis der kulturellen Zerstörung, der Diskriminierung, der Spannungen und der bedrohten Überlebensbedingungen dafür zahlen.

Für das Land Brasilien muss es beschämend sein, ein Fest zu planen über das Leid und den Tod von sovielen Indios, Schwarzen und Armen, die in einem halben Jahrtausend niedergemetzelt wurden. Ohne Demarkierung und Garantie aller indigener Gebiete ist jede Feier eine Beleidigung für die indigenen Völker im ganzen Land.

Brasília, 23. März 2000
Indianermissionsrat - CIMI



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