Info-Brief  Nr. 401

Brasilien: Offizielle Feier beeinträchtigt das Leben der Pataxó

Am 15. März findet in der Aldeia Coroa Vermelha wieder ein Treffen der Pataxó mit der Kommission zur Vorbereitung des offiziellen Festes für 500 Jahre Entdeckung von Brasilien statt, zu dem auch die Staatsanwaltschaft der Republik kommt. Die Indios kritisieren ihre Behandlung durch die Organisatoren, die im indigenen Gebiet Coroa Vermelha, Gemeinde Santa Cruz de Cabrália (BA) das Museum der Entdeckung und das Memorial der Begegnung errichten. Protest üben sie auch an den infrastrukturellen Ausführungen, die ihrer Aldeia im Gegenzug versprochen wurden. Am 01. März haben ihre Vertreter auf die Probleme infolge des Zeitdrucks und die damit verbundenen Gefahren hingewiesen.

Noch vor Fertigstellung der neuen Häuser mußten die Pataxó ihre Unterkünfte verlassen und bei Verwandten zusammengedrängt wohnen, um Platz für die offiziellen Bauten zu schaffen, die während der Errichtung auch gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Die mit der Sanierung der Aldeia beauftragte Firma hat die alte Kanalisation ohne Schutzmassnahmen freigelegt und dadurch die Verbreitung von Krankheitserregern gefördert. Der artesische Brunnen, der über 40 Familien versorgte, wurde zerstört und in ein Morastloch verwandelt. Die Indios müssen ihr Trinkwasser nun aus einem Tankwagen beziehen.

Die Gemeinschaft von Coroa Vermelha lehnt das vom Künstler Mário Cravo Neto geschaffene Bronzekreuz ab, um jenes aus Holz zu ersetzen, das seit Jahren an den Ort der ersten Eucharistiefeier in Brasilien erinnert. Trotz der lange bekannten Ablehnung wurde mit der Montage begonnen, die laut den Verantwortlichen unter allen Umständen ausgeführt wird.

Das Dokument Zweite Resolution der Indios Pataxó von Coroa Vermelhaÿ listet Probleme auf und betont als prioritäre Forderung an die Bundesregierung den Abzug der Invasoren. Nachdem die Forderung unbeachtet blieb, haben die Indios ihr Territorium Ende Februar zurückgewonnen und dem Unternehmer José Ribeiro Martins eine Frist von 12 Tagen zum Verlassen des Landes eingeräumt.

Die beklagenswerte Situation in Coroa Vermelha ist Folge jener verhängnisvollen Politik, die den Willen des Staates über die indigenen Völker stellt und ihre Riten und Gebräuche missachtet. Die von der Regierung geplanten offiziellen Projekte empfinden die Pataxó als aggressiven Willkürakt. Immer wieder müssen sie feststellen, dass sie kein Recht auf freie Meinung haben und ihr Wort nichts gilt. Ihre wichtigste Forderung bleibt ungehört: Land, demarkiert und ohne Invasoren. Aus diesem Grund gibt es für die indigenen Völker keinen Grund zum Feiern.

Auf einem Floß über den Atlantik zur Unterstützung der indigenen Völker Brasiliens

Von Mauretanien kommend, ist der Deutsche Rüdiger Nehberg, Aktionist für Menschenrechte und Mitglied der Gesellschaft für bedrohte Völker (GFBV) auf einem Floß nach 43 Tagen am 04. März in Fortaleza (CE) angekommen. Bei seinem Empfang überreichten ihm Vertreter der Tabeba, Tremembé, Pitaguary, Genipapo-Kanindé ein Dokument über die Realität der Indios in Ceará. Nehberg will anlässlich des historischen Datums auf die Situation der indigenen Völker, der Afrobrasilianer und anderer gesellschaftlich Ausgegrenzter aufmerksam machen.

Bei einer Pressekonferenz in Fortaleza bat er um Verzeihung für den verwerflichen Akt der Zerstörung von Menschen und ihren Kulturen sowie der Umwelt durch die Europäer, ausgehend von dieser Entdeckung, auf die wir mit Vorsicht zurückblicken sollten. In Ceará besuchte der Seefahrer die Aldeias der Tabeba und Pitaguary. Nächste Woche will Nehberg in Brasília an den Nationalkongress und den Präsidenten der Republik ein Dokument übergeben.

Bereits 1992 überquerte der Aktionist für Menschenrechte den Antlantik und alarmierte die Weltöffentlichkeit über das von Garimpeiros verübte Massaker bei den Yanomami.

Brasília, 09. März 2000
Indianermissionsrat - CIMI



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