Info-Brief  Nr. 395

Bundespolizei untersucht Gewalt in Aldeia Pataxó Hã-Hã-Hãe

Zwei Kommissare der Bundespolizei waren am 26.01. im Gebiet Caramuru-Catarina-Paraguassu, um die Situation der Pataxó Hã-Hã-Hãe und deren Anzeige, die sie gegen gewaltsame Fazendeiros und Militärpolizisten machten, zu prüfen. Die Militärpolizei belagert noch immer eine der von den Indios am 16.11.1999 zurückerlangten zehn Fazendas. Die Polizei ermittelt auch hinsichtlich des Todes von zwei Militärpolizisten am 16.01.2000. Nach dem Treffen mit der Gemeinschaft begaben sich die Kommissare nach Salvador, um mit der Regierung des Bundesstaates zu verhandeln.

Die Pataxó Hã-Hã-Hãe erwarten von der Bundespolizei die Untersuchung, die Bestrafung der Verantwortlichen und den Abzug der Militärpolizei, die sich verfassungswidrig in ihrem Gebiet aufhält. Die Spannung, Drohungen, Anschläge und der Terror führten zu psychischen Problemen bei mehreren Kindern.

Eine indigene Kommission, der Kazike Gérson de Souza Melo, Ilza Rodrigues da Silva, Margarida Pataxó de Oliveira und Reginaldo Rodrigues Vieira von der Gemeinschaft Caramuru-Catarina-Paraguassu angehören, übergaben in Brasíla ein Dokument über die Gewaltakte an Staatsanwaltschaft und andere Organe. "Sie verbrannten unseren Kleinbus, bewarfen einen Autobus, in dem unsere Kinder waren, mit Steinen, verhafteten Indios und versuchten sie zu Falschaussagen zu bewegen". In Folge dieser Spannungen verloren zwei Indias ihre Kinder.

Nachdem Marilene Xavier de Oliveira von der Verhaftung ihres Bruders, João Xavier, erfahren hatte, setzten bei ihr einen Monat zu früh die Wehen ein. Das Baby hatte keine Überlebenschancen. Die schwangere Maria de Fátima Rocha de Oliveira befand sich im Autobus, als dieser beworfen wurde. Aufgrund des Schrecks verlor sie ihr Kind.

Fast täglich errichten die Militärs Sperren rund um die Aldeia, um Indios, Autos und Mitarbeiter der FUNAI zu kontrollieren. Im Dorf patrouillieren sie mit Hunden, "um sie gegen die Indios, die sich auf die Strasse wagen, loszujagen". Seit 15 Tagen nutzen die Polizisten die Abwesenheit der Indios, die ausserhalb der Aldeia an einer Versammlung teilnahmen, um in ihre Häuser einzudringen und die Hunde auf die Kinder zu hetzen, die allein waren". Bei seiner Festnahme am 15.12. in Itabuna gingen die Militärs feindselig gegen den Kaziken Gérson Melo vor. Nach seiner Freilassung sieben Tage später, aufgrund einer Kampagne von Amnesty International, nahm er in Salvador an einer Sondersitzung der Verfassungsgebenden Versammlung von Bahia anlässlich 51 Jahre "Universale Erklärung der Menschenrechte teil. Bei dieser Gelegenheit beklagte er den Machtmissbrauch der Militärpolizei, besonders des Oberstleutnant Manoel Santana.

Am 09.01. wurde die Schwester von Gérson, Zenólia Melo in Pau Brasil von den Fazendeiros Marcus Vinícius und Florisvaldo da Silva verprügelt. Sie, ihr Gatte Genivaldo Santos und Alessandra Pataxó, im sechsten Monat schwanger, wollten auf dem Markt ihre Produkte zum Verkauf anbieten.

Die indigene Kommission in Brasília forderte eine Treffen mit Parlamentariern und dem Justizminister José Carlos Dias, um eine Lösung zur Beendigung der Konflikte zu finden. Seit 17 Jahren bemühen sich die Pataxó Hã-Hã-Hãe um 54.000 ha ihres traditionellen Landes, auf dem mehrere Fazendas angesiedelt wurden.

Weiteres Wasserkraftwerk im Avá-Canoeiro-Gebiet

CIMI und die Bewegung der von Kraftwerken Betroffenen (MAB) warnen vor der Errichtung des Wasserkraftwerkes Cana Brava am Rio Tocantins im Norden des Bundesstaates Goiás zwischen den Gemeinden Minaçú, Cavalcante und Colinas do Sul, dessen Bau im März 1999 eingeleitet wurde. Der Stausee wird sich über einen Teil des Gebietes Kalunga und des Territoriums der Avá-Canoeiro erstrecken, deren Land bereits zu 10 % vom Stausee des Kraftwerkes Serra da Mesa überflutet ist. Rund 1000 Familien müssen für das Kraftwerk von ihrer Heimat weichen.

Am 16.01. besetzten 500 vom Kraftwerk Betroffene das Baugelände des Kraftwerkes, das vom Konsortium Garsul der belgischen Gruppe TRACTEBL errichtet wird. Die Besetzung musste auf Grund einer einstweiligen Verfügung der Reintegration von Besitz zugunsten der Regierung von Goiás eingestellt werden, ohne Anhörung der Flussbewohner

Die Betroffenen fordern eine gerechte Entschädigung für ihr Land, eine Wiederansiedlung auf einem Gebiet mit entsprechender Infrastruktur und ein Abkommen über diese Zusagen mit dem Unternehmen, das 15 Tage Zeit für die Behandlung der Forderungen erbat.

Fazendeiros von Mato Grosso do Sul untersagen Inspektion ihrer Anwesen

Ein jüngst unterzeichneter Vertrag garantiert den Guarani und Kaiowá ihren Verbleib auf 100 ha von Tekoha Potrero Guasu in Paranhos im Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Laut FUNAI ist dieser Schritt ein Beitrag zur Beruhigung der Situation, bis die Frage der insgesamt 4.985 ha rechtlich geklärt ist. Potrero Guasu wurde 1997 von der FUNAI identifiziert und wartet auf den Erlass der Demarkierung des Justizministeriums. Aufgrund fehlender Massnahmen seitens der Bundesregierung haben die Gurani das Gebiet am 19.04.1998 zurückgewonnen.

Am 14.01. sind etwa 50 Pistoleiros im Auftrag von Fazendeiros in das Gebiet eingedrungen, vergewaltigten Frauen, zündeten Häuser an und verbreiteten Angst und Schrecken. Noch nicht genug mit diesem Terror, blockierten die Fazendeiros die Strassen und gründeten die "Bewegung Recht und Produktion auf dem Land".

Am 20.01. versammelte sich diese antiindigene Bewegung in Miranda und beschloss mit Unterstützung der Föderation der Landwirte von Mato Grosso do Sul der Ständigen Arbeitsgruppe den Zutritt zum Gebiet zu verwehren. Die von der FUNAI am 07.07.1999 für anthropologische Erhebungen eingesetzte Technikergruppe soll auch die Einrichtungen auf den Fazendas zum Zwecke der Entschädigungen prüfen. Auch diese Arbeit wird von den Fazendeiros verhindert.

Brasília, 26. Jänner 2000
Indianermissionsrat - CIMI



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